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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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kalten Geruch des Brunnenwassers wahr, den Duft nach Kaffee und gebratenem Speck, der aus der Küche zog. Dann sah ich Wilbur, der auf seinem Appaloosa von Westen durch das Gras ritt, das Gesicht unter dem Hut in Dunkelheit getaucht, und mit einem Arm ein Lamm an seinen Bauch drückte. Er stieg neben der Scheune ab und legte das Lamm auf einen Arbeitstisch hinter der Tür.
    »Reich mir mal den Erste-Hilfe-Kasten, ja?«, sagte er.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Irgendein Blödmann hat da draußen in den Hügeln eine Stahlfalle liegen lassen. Am liebsten würd ich ihm die Hand in die Autotür klemmen. Mal sehn, wie ihm das schmeckt.«
    Ein tiefer, hellroter Schnitt zog sich rings um das rechte Bein des Lamms. Wilbur goss Desinfektionsmittel auf die Wunde, säuberte sie und trug Salbe auf, dann schnitt er eine Mullbinde und Klebeband zurecht, während ich das Lamm hielt.
    »Du hast eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen. Irgendwas über diesen Fletcher, der für Earl Deitrich arbeitet«, sagte ich.
    Wilbur wandte den Kopf und schaute zum Haus. Die weißen Vorhänge bauschten sich am Küchenfenster.
    »Ich bin gestern heimgekommen, und dieser Fletcher hat in der Auffahrt gestanden, sich an die Limousine gelehnt und Kippy Jo zugeschaut, wie sie da hinten Wäsche aufgehängt hat«, sagte Wilbur.
    »Was wollte er?«
    »Wart mal ’nen Moment«, sagte Wilbur, verband das Bein des Lammes und legte es auf ein Strohlager in der Stallung. Er holte eine verschlossene Ballonflasche von einem Regalbrett. Sie war bis obenhin mit lehmiger, rötlich brauner Erde gefüllt, die mit schwarzen Schlieren durchsetzt war. Er schraubte sie auf und reichte sie mir.
    »Riech mal«, sagte er. Dann wartete er einen Moment. »Wie Salzwasser, Humus und faule Eier, nicht wahr?«, sagte er.
    »Öl?«
    »Feinstes Rohöl, so schwarz und rein, wie’s nur geht. Das kannst du dir glatt übers Eis gießen. Kippy Jo hat in Wyoming hundert Hektar Land geerbt, das ihrem Großvater gehört hat. Das ist ’ne Bohrprobe von der Stelle, wo mal Kippy Jo Nummer eins stehn wird. Keiner weiß was davon. Wenigstens hab ich das gedacht, bis dieser Fletcher aufgekreuzt ist.
    Ich hab ihn gefragt, was er auf meiner Auffahrt zu suchen hat. Sagt er: ›Wir haben gehört, dass Sie in Wyoming eine Bohrung laufen haben. Falls Sie die loswerden wollen, können wir Sie mit den richtigen Leuten bekannt machen.‹
    Ich sag: ›Selbst wenn ich wüsste, wovon Sie reden, wieso sollte ich mich mit jemand einlassen, der was mit Earl Deitrich zu tun hat?‹
    Sagt er: ›Damit aller Ärger aus der Welt geschafft ist, Mr. Pickett.‹
    ›Meine Frau ist wegen Mord angeklagt‹, sag ich. ›Können Sie das auch aus der Welt schaffen?‹
    Sagt er: ›Mit einem Telefonanruf, mein Freund.‹ Dann schaut er zu Kippy Jo, die hinten auf dem Hof ist, und grinst vor sich hin, als ob ihm ein Witz eingefallen war.«
    Wilbur betrachtete das Lamm, das sich in seinem Stall aufzurappeln versuchte. Die ersten Lichtstrahlen, scharf und bläulich noch, fielen in die Scheune.
    »Woher könnte Earl Deitrich über euer Stück Land Bescheid wissen?«, fragte ich.
    »Er ist ’n wichtiger Mann in der Förderbranche. Ich hab die Probe in einem Labor in Denver auswerten lassen. Die kennen sich doch alle untereinander«, sagte Wilbur. »Übrigens, was diesen Pipeline-Deal in Venezuela angeht. Jeder Dollar, den wir dort machen, geht in unsere eigene Bohrfirma. Billy Bob, ich rede hier von Ölvorkommen und einer Erdgasblase, die genauso groß ist wie die in Tuscaloosa, die seinerzeit in den siebziger Jahren abgefackelt ist.«
    »Darum geht es also bei der ganzen Sache, nicht wahr? Er ist scharf auf dein Ölvorkommen«, sagte ich. »Was hast du Fletcher gesagt?«
    »Dass er die Augen von meiner Frau nehmen soll. Dass er mit seiner verdammten Karre von meiner Auffahrt verschwinden soll.«
    »Gut gesprochen.«
    Er zog den Sattel vom Appaloosa und warf ihn über einen Sägebock.
    »Ist doch alles Stuss. Wenn ich’s hergeben muss, damit Kippy Jo freikommt, dann machen wir’s halt.« Er stellte die Flasche mit dem Ölsand wieder auf das Regal. »Schon komisch, was passieren kann, bloß weil man sich mit dem falschen Mann an einen Tisch setzt, nicht wahr?«
    Er nahm seinen Hut ab und wischte sich mit dem Ärmel die Stirn ab, grinste dann, als ihm der erste rosige Sonnenstrahl ins Gesicht fiel.
    Dann geschah etwas, das ich nicht mehr so leicht vergessen sollte. Seine arglos unschuldige Art, die

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