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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Wasser in die Augen trieb.
    Zwei uniformierte Deputys mit dunklen Sonnenbrillen traten hinter ihm durch die Tür. Der größere der beiden hieß Kyle Rose; an seinem Hinterkopf war noch die blasse ausrasierte Stelle zu sehen, wo ich seinen Schädel an die Holzbalken von Hugo Roberts’ Büro gerammt hatte. Er nahm die Sonnenbrille ab und massierte die roten Abdrücke an seinem Nasenrücken. Seine Lippen waren zusammengekniffen, die Mundwinkel nach unten gezogen. Er ließ die Jalousien an den Fenstern herunter.
    »Jetzt sind wir drei Hübschen ganz alleine«, sagte er.
    Am Sonntagabend wurde ich zu Hause angerufen, nicht von Skyler Doolittle, sondern von einem Pförtner in der Haftabteilung des Bezirkskrankenhauses.
    »Es ist draußen auf dem Parkplatz passiert. Ich hab’s vom oberen Fenster aus gesehen. Sie haben ihn zwischen zwei Autos in die Mangel genommen. Der eine Cop hatte eine Art Elektroknarre in der Hand«, sagte er.
    »Hat Skyler Sie beauftragt, mich anzurufen?«
    »Ja, Sir.«
    »Wie heißen Sie?«, fragte ich.
    Er wollte etwas sagen, legte dann aber auf.
    Eine halbe Stunde später schloss ein Pfleger im Krankenhaus die graue Eisentür zu einem Isolationsraum auf, dessen Boden und Wände mit Matratzen gepolstert waren. Skyler Doolittle stand in der einen Ecke und trug nichts als blaue Boxershorts, die mit lächelnden blauen Monden bedruckt waren. Sein Körper war mit roten Striemen übersät, die wie Brandwunden wirkten.
    »Hat man Sie geschlagen?«, sagte ich.
    »In meinem Hotel, bevor sie mich raus zum Auto gebracht haben. Auf dem Parkplatz hat ein Mann einen Stinger auf mich gerichtet. Kyle Rose heißt er. Er hat ihn mir immer wieder auf den Rücken gehalten.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass man Sie verlegt und Ihnen ein Bett gibt, Mr. Doolittle. Meine Ermittlerin wird sich heute Abend noch bei Ihnen melden, und ich komme Sie morgen wieder besuchen.«
    Dann bemerkte ich, dass sich seine Augen verändert hatten; sie hatten einen Farbton angenommen, den sie früher nicht gehabt hatten, wie angesengtes Blei. Seine Haltung, selbst die Muskelspannung, wirkte anders – die Sehnen an seinem steifen Hals traten hervor wie geflochtene Taue, die Brust war flach und hart, die Oberarme sahen aus wie angeschwollen.
    »Dieser Deitrich und der Mann mit dem Stinger«, sagte er.
    »Ja.«
    »Ich komme mir vor, als ob ich nicht mehr Herr meiner Gedanken bin. Ich habe noch nie jemandem etwas absichtlich zuleide getan. Ich bin im Fluss getauft. Ich fürchte mich vor dem Bösen, das sich zusammenbraut und mich in seinen Bann zieht. Ich weiß nicht, wohin ich mich damit wenden soll.«

12
    Ich konnte herzlich wenig für Skyler Doolittle tun. Fünf Tage später musste ich mit ansehen, wie er Deaf Smith in einem staatseigenen blauen Bus mit Gittern an den Fenstern verließ, der ihn zu einer staatlichen Nervenheilanstalt in Houston brachte. Seinerzeit dachte ich sogar, er wäre so besser dran, sicher vor Hugo Roberts’ Deputys und den Qualen, die sie ihm zugefügt hatten.
    Ich achtete kaum auf den Mann mit den breiten Koteletten, der neben ihm an Händen und Füßen angekettet war.
    An diesem Abend bat mich Lucas, hinauszukommen und mir das Farmhaus anzuschauen, das er vierzig Meilen westlich der Stadt gemietet hatte. Er sagte, er hätte es gemietet, um näher bei seiner Arbeitsstelle auf einem Ölbohrturm zu sein. Doch sein Stolz darüber, dass er jetzt auf eigenen Beinen stand und seinen Lebensunterhalt selbst bestritt, war nicht zu übersehen.
    Wir standen auf dem vorderen Hof und betrachteten die mit Einschusslöchern übersäten Fensterscheiben, die abblätternde weiße Farbe, die mit Kiefernnadeln verstopften Dachrinnen, den eingefallenen Abort und das Windrad weiter hinten, um das sich allerlei Gestrüpp und Steppenhexen geschlungen hatten. Neben dem Haus zeichneten sich die Äste eines abgestorbenen Pecanbaumes wie knotige Finger vor der Sonne ab.
    »Ich hab das Vorkaufsrecht. Wenn man ein bisschen was dran macht, wird das ein richtig schönes Haus«, sagte er.
    »Yeah, sieht so aus, als ob sich damit allerhand anfangen lässt«, sagte ich und versuchte mir keine Regung anmerken zu lassen. Drinnen hörte ich Elmore James »My Time Ain’t Long« singen. »Wer wohnt in dem Trailer dahinten?«
    »Niemand Bestimmtes.« Mit ausdrucksloser Miene schaute er auf den Hof.
    »Niemand Bestimmtes?«
    »Yeah, ich meine, ein, zwei Freunde könnten da vielleicht mal übernachten. Komm mit rein. Ich zeig dir meinen neuen

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