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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Liebe und Verehrung, die er seiner Frau entgegenbrachte, seine Sorge um ein verletztes Tier, all das kam in diesem Moment zusammen, wirkte so ergreifend und großartig, dass ich mit einem Mal lächeln musste und ihm tief in die Augen schaute. Er wiederum senkte den Kopf und knöpfte eine Brusttasche seines Hemdes zu, als wollte er nicht, dass ich tiefer in ihn hineinblickte, mehr als das sah, was ich offensichtlich bewunderte.

13
    Temple Carrol kam am Montagnachmittag in mein Büro, setzte sich vor eine Düse der Klimaanlage und ließ sich die kühle Luft über den Leib strömen. Ihre Bluse war mit Schweißflecken gesprenkelt.
    »Ziemlich heiß da draußen, was?«, sagte ich.
    »Ich war grad zwei Stunden lang im Keller des Gerichtsgebäudes zugange und hab die Liste mit den Habseligkeiten gesucht, die man bei Bubba Grimes’ Leiche gefunden hat. Sie war in einem Karton auf dem obersten Regal versteckt.«
    Sie reichte mir einen braunen Din-A4-Umschlag, in dem etliche Formulare und handschriftlich ausgefüllte Vordrucke steckten. Demnach hatte Bubba Grimes zum Zeitpunkt seines Todes Autoschlüssel bei sich gehabt, eine Rolle Pfefferminzdrops, eine Brieftasche mit fünfzig Dollar, einen Kamm, eine Nagelschere, einen Flaschenkorken, einen mexikanischen Peso und drei Dimes.
    »Hast du die Tüte mit seinen Sachen überprüft?«, fragte ich.
    »Ja, alles genau so, wie’s da steht.« Sie schaute mich unverwandt an.
    Jemand hatte sich an der Liste zu schaffen gemacht, hier ein Wort verschmiert, dort eins weggekratzt. Ich griff zum Telefon und tippte Marvin Pomroys Nummer ein.
    »Ich habe hier ein Schriftstück vor mir liegen, bei dem Hugo Roberts’ Deputys mal wieder ganze Arbeit geleistet haben. Aus irgendeinem Grund war es im Keller abgelegt, unter Dokumenten, die hundert Jahre alt sind«, sagte ich.
    »Halten Sie sich an Hugo«, sagte er.
    »Wissen Sie, was nicht auf der Liste mit Grimes’ Habseligkeiten steht?«
    »Nein.«
    »Ein Taschenmesser. Aber ganz unten auf dem Formular ist ein Wort ausgekratzt. Und zwar so gründlich, dass kaum noch Papier übrig ist«, sagte ich.
    Marvin schwieg einen Moment. »Na schön, dann kriegen Hugos Jungs halt eine Sechs in Schrift und äußerer Form. Der Ermittler am Tatort sagt, Grimes hatte nur das bei sich, was auf der Liste steht.«
    »Grimes hat den Fliegendraht an der Hintertür zerschnitten. Dazu hat er ein Messer gebraucht. Eine kriminaltechnische Untersuchung hätte uns Entlastungsmaterial geliefert. Vermutlich befanden sich an dem Messer Drahtspuren. Ich glaube, deshalb haben Sie sich am Telefon mit Hugo so gefetzt. Sie wissen, dass er Beweismittel vernichtet hat.«
    »Nein, das weiß ich nicht.«
    »Die Sache stinkt, Marvin. Lassen Sie sich von denen nicht mit reinziehen.«
    »Sie haben den Dienst beim US-Justizministerium quittiert und sind für das Dreckspack tätig geworden, Billy Bob. Mag sein, dass ich nicht immer einverstanden bin mit dem Apparat, in dessen Diensten ich stehe, aber die Arbeit, die ich tue, kommt diesem Bezirk zugute. Ist nicht abfällig gemeint. Vielleicht stehen Sie drauf, wenn verkrachte Existenzen die Füße auf Ihren Schreibtisch pflanzen«, sagte er und legte auf.
    Lucas sagte, der Streit zwischen Jeff und Esmeralda habe genau genommen auf dem Bohrturm angefangen, in der Nachtschicht, als Jeff zu spät zur Arbeit kam, dem Bohrmeister eine patzige Antwort gab, später unvorsichtig wurde und beinahe den Tod eines anderen Arbeiters verschuldet hätte.
    Man stelle sich einen Schauplatz vor, der vom Röhren der Antriebsmaschine widerhallt, dem Surren der Trossen, dem Scheppern der Ketten, die an die Rohre schlagen, dazu die Zughaken und mächtigen stählernen Greifer, die durch die Luft schwingen, den Bohrschlamm, der aus dem Loch quillt und über die mit Stahlkappen bewehrten Stiefel spritzt, die Hitze der Flutlichter, die einem auf der Haut brennt. Wetterleuchten flackert am nächtlichen Himmel, und der ständige ohrenbetäubende Lärm zehrt an den Nerven. Es ist ein gefährlicher Aufenthaltsort. Zugleich aber auch monoton und abstumpfend. Und einen Moment lang träumt man mit offenen Augen vor sich hin.
    Die ausschwingenden Greifzangen erwischten den Mann neben Jeff und schleuderten ihn quer über die Arbeitsbühne. Sein leuchtend orangefarbener Schutzhelm kullerte wie eine Spielmarke in die Dunkelheit. Der Bohrmeister stellte die Antriebsmaschine ab. Als sich der verletzte Mann aufsetzte, hing sein Arm schlaff herab, und die Hand zuckte

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