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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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habt irgendwas, auf das er scharf ist, sonst würde er Ihren Alten nicht in den Kahn bringen wollen. Ihr Mann hat Probebohrungen in Mexiko gemacht. Es muss irgendwas mit Öl zu tun haben, nicht wahr?«
    »Das geht Sie nichts an. Auf dem Küchentisch stehen Kaninchenbraten und Kartoffelsalat. Holen Sie’s raus«, sagte sie.
    »Ich soll Essen rausholen? Ich bin nicht hergekommen, weil ich was essen will. Schaun Sie, Lady ...«
    »Sie hassen Earl Deitrich, weil er Sie und jemand, der Ihnen nahe steht, nicht mit dem nötigen Anstand behandelt. Er ist Ihnen zu Dank verpflichtet, aber er gibt Ihnen das Gefühl, Sie wären nichts wert. Sie setzen sich in Gedanken ständig mit ihm auseinander, und er gewinnt immer.«
    Er wich von ihr zurück, öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Ihre Worte waren wie Spinnweben, die er sich aus dem Gesicht wischen wollte. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und breitete eine Zeitung über den Hackstock, der mit trockenem Blut und Hühnerfedern verklebt war. Sie legte zwei Steine auf die Zeitung, damit sie der Wind nicht wegwehte.
    »Wie heißen Sie?«, fragte sie.
    »Cholo Ramirez.«
    »Sie haben Indianerblut, Cholo. Die Geister Ihres Volkes wachen über Sie. Haben Sie keine Angst. Holen Sie das Essen«, sagte sie.
    Er ging von ihr weg, zum Haus, wandte den Kopf um und betrachtete sie mit seinen eng zusammenstehenden Augen, wie ein Wolf, der eine Stahlfalle umkreist. Er trat durch die Küchentür, drückte sich beide Handballen an die Schläfen, machte den Mund auf und zu, bis das Pfeifen in seinen Ohren nachließ. Der ganze Raum war in die rote Feuerglut der Sonne getaucht, die durch das Fenster nach Westen einfiel. Immer wieder schlug er sich mit den Handballen an den Schädel, doch er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Einen Moment lang kam er sich vor wie tief unter der Erde, in einem Gelass aus Flammen, das eigens für ihn erschaffen war und aus dem es kein Entrinnen gab.
    Regenschleier fielen vor der untergehenden Sonne, als Pete und ich die schlichte katholische Kirche betraten, in der wir immer zur Messe gingen. Es war kühl, dank der Ventilatoren, die sich an den Wänden drehten, und die Luft roch nach Steinen und dem Wasser im Drainagegraben draußen. Ich zündete eine Kerze für L.Q. Navarro an und stellte sie zu den anderen, die auf dem Opferkerzentisch vor einer Statue der Mutter Gottes brannten, dann begab ich mich in den Beichtstuhl.
    Der Priester war zehn Jahre jünger als ich, ein schmächtiger mexikanischer Franziskaner namens Pater Paul, der einst Funktionär bei der Farmarbeitergewerkschaft gewesen war. Er hörte zu, als ich ihm von meinem Verhalten bei Peggy Jean Deitrichs Hütte berichtete, der Selbsttäuschung, durch die ich in diese Situation geraten war, dem Nachteil, der meinen Mandanten möglicherweise daraus entstehen könnte.
    Dann durchlebte ich noch einmal den Moment, der sich mir wie glühende Kohle eingebrannt hatte. »Ein kleiner Junge, auf den ich hätte aufpassen sollen, wäre fast ertrunken. Eine Minute später, und er wäre weg gewesen«, sagte ich.
    »Aha«, sagte der Priester. Durch die Trennwand sah ich sein Profil, das auf die Finger gestützte Kinn, die Augen, die ins Dämmerlicht starrten. »Gibt es sonst noch was?«
    »Nein.«
    »Ich habe das Gefühl, als ob es noch etwas gibt, das du noch nicht erwähnt hast. Ich glaube, es hat etwas mit Zorn zu tun.«
    »Ich wüsste nicht, in welchem Zusammenhang, Pater.«
    »Du musst die Frage nicht beantworten, wenn du nicht möchtest. Aber bereust du, dass du einer dritten Person Unrecht angetan hast, nämlich dem Ehemann?«
    Ich hörte, wie der Regen draußen über das Ziegeldach lief, wie sich jemand auf einer Bank niederkniete, wie ein Auto auf der nassen Straße vorbeifuhr.
    »Er ist ein böser Mann«, sagte ich.
    Pater Paul wandte sich einen Moment lang mir zu, dann blickte er wieder geradeaus, als fände er sich mit einer alten Erkenntnis über die Ursachen menschlichen Verhaltens ab.
    »Kraft des mir verliehenen Amtes vergebe ich dir deine Sünden. Möge der Friede des Herrn mit dir sein, Billy Bob«, sagte er.
    Der Himmel leuchtete grünlich, und Regentropfen fielen aus den Kiefern auf den Rasen, als Pete und ich wieder hinausgingen. Pete hatte sich seinen Strohhut in die Augen gezogen und atmete in der feuchten Luft tief durch, als wollte er den Lauf der Welt ergründen.
    »Gehen wir trotzdem noch einen Büffel-Burger essen?«, fragte er.
    »Na klar«, sagte ich.
    »Temple Carrols Auto steht vor dem

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