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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Haustür im Schatten und brach grüne Bohnen in eine Pfanne, als ich auf den Hof trat.
    »Das war doch Cholo Ramirez’ Auto«, sagte ich.
    »Ja, er ist grade weggefahren.«
    »Was hat er hier gemacht?«
    »Mich besucht. Mir von seinem Leben erzählt, seinen Autos, den Sachen, über die er sich Sorgen macht.«
    »Der Junge hat einen Hirnschaden. Mit dem würde ich mich an Ihrer Stelle lieber nicht einlassen.«
    »Der Freund seiner Mutter hat ihm den Schädel gebrochen, als er noch ein Baby war. Sollen wir auch den Teil von ihm wegwerfen, der keinen Schaden genommen hat? Wollen Sie darauf hinaus?«
    Ich schaute in die Ferne, über die in der Hitze flimmernden Felder hinweg, und sah, wie Cholo ein Stoppschild überfuhr und dann mit Vollgas an einem Tankwagen vorbeizog.
    »Wo ist Wilbur?«, fragte ich.
    »Der ist zum Arbeitsamt gefahren.«
    »Earl Deitrich versucht euch zu schikanieren. Falls ihr knapp bei Kasse seid, kann ich euch was leihen. Gebt diesem Mann nicht nach.«
    Sie richtete ihre Augen auf mein Gesicht. Ein braun-weißer Beagle, der in einer flachen Mulde neben der Veranda lag, wedelte in der Stille mit dem Schwanz.
    »Das würden Sie tun?«, fragte sie.
    »Ihr könnt es mir ja zurückgeben, wenn ihr fündig werdet.«
    »Wilbur hat Angst. Er sitzt mitten in der Nacht allein in der Küche. Er denkt, ich muss ins Gefängnis.«
    »Hören Sie, Kippy Jo, Männer wie Earl Deitrich bringen Menschen um ihre Träume. Sie haben keine eigenen Ideen, keine Fantasie, sie kennen keine Liebe, haben keinen Mut. Sie beneiden Menschen wie Sie und Wilbur. Deswegen müssen sie euch alles nehmen.«
    Sie schwieg eine ganze Weile. Die Sonne stand heiß und strahlend am Himmel, und die Wasserpfützen auf dem Luzernenfeld glitzerten wie Quecksilber. Kippy Jo stellte die Blechpfanne mit den Brechbohnen hin und knetete die dicken Hautfalten im Nacken des Beagles. Der Wind blies ihr die schwarzen Haare über die Augen.
    »Er wird nicht drauf hören«, sagte sie.
    Earl Deitrich war wie manch anderer seines Schlages davon überzeugt, dass man mit Druck, Drangsalieren und Unverschämtheit seinen Willen durchsetzen konnte, und wenn nicht, musste man einfach einen Zahn zulegen.
    In dieser Nacht hing der Himmel voller Regenwolken, sodass kein Mond zu sehen war, und Wetterleuchten flackerte über den Hügeln im Westen. Wilbur und Kippy Jo Pickett schliefen unter einem elektrischen Ventilator, nahmen ab und zu das Summen des Motors und das leise Sirren des Drahtgitters über den Blättern wahr. Um zwei Uhr morgens meinte Wilbur irgendetwas knirschen zu hören, so als ob Autoreifen über Kieselsteine rollten. Er stand auf, holte sein .308er Savage mit Unterhebelverschluss vom Gewehrständer und ging barfuß und in Unterwäsche ins Wohnzimmer. Er blickte auf die Auffahrt und den Weg vor dem Haus, sah aber nichts. Er beugte sich über das Fensterbrett, ließ sich die Vorhänge um den Kopf wehen. Starrte in die Dunkelheit, bis seine Augen brannten, bis er sich einbildete, überall Gestalten zu sehen, zugleich aber wusste, dass dort niemand war.
    Er ging in die Küche, holte eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank und trank einen Schluck. Dann hörte er wieder die knirschenden Autoreifen, die diesmal schneller über den Kies rollten, und mit einem Mal wurde ihm klar, dass das Geräusch von der Rückseite des Hauses kam, nicht von vorn.
    Er öffnete die Fliegendrahttür und trat hinaus in den Hof, sah gerade noch die drei Männer, die seinen Pickup auf den Fahrweg schoben, den Motor anwarfen und hineinsprangen. Er rannte neben das Haus, legte das Gewehr an und hebelte eine Patrone in die Kammer.
    Er zog den Lauf herum, bis Kimme und Korn knapp vor das Fenster auf der Fahrerseite gerichtet waren, sah im Lichtschein der Scheune eines Nachbarn die Silhouette des Mannes, der am Steuer saß, spürte den Abzug unter seinem Finger. Dann atmete er tief durch, richtete den Lauf in die Luft und klemmte sich den Kolben in die linke Armbeuge. Er schaute dem Pickup hinterher, der sich auf der Straße in Richtung Westen entfernte, auf die Hügel zuhielt.
    Er hörte Kippy Jo hinter sich.
    »Ich ruf die Polizei an«, sagte sie.
    »Das bringt doch nix. Dann haben wir bloß wieder Hugo Roberts und seine Schlägerbande am Hals.«
    »Komm mit ins Haus«, sagte sie und zupfte ihn am Ärmel.
    »Nein. Die sind von der Straße abgebogen und in die Hügel gefahren. Dann haben sie wegen irgendwas angehalten. Ich kauf mir die Mistbrut.«
    »Genau das wollen die

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