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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Straße hinunter. »Ist das in der Nähe von New Braunfels passiert? Bei einem Schwimmfest für eine Gruppe von Waisenkindern oder so was Ähnlichem?«, fragte er.
    »Sind Sie deswegen hergekommen?«
    »Peggy Jean und Earl Deitrich haben da drunten eine Hütte. Sie richten ein-, zweimal im Jahr eine Wasserparty für Waisenkinder aus.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Marvin?«
    »Sie haben drei Mandanten – Wilbur und Kippy Jo Pickett sowie Skyler Doolittle –, die in einen Rechtsstreit mit Earl Deitrich verwickelt sind. Sie gehen seiner Frau an die Wäsche und fragen mich, worauf ich hinauswill?«
    »Ich mache mir nichts aus Ihrer Ausdrucksweise«, sagte ich.
    Marvin wandte sich vom Fenster ab, packte mich am Hemdsärmel und musterte mich enttäuscht und mitleidig.
    »Wegen so einer Sache könnte man Ihnen die Zulassung entziehen. Sie sind zwar eine Nervensäge, aber Sie sind auch ein Mann von Ehre. Wenn Sie mich hängen lassen, Billy Bob, haue ich Ihnen die Schnauze voll«, sagte er.
    An diesem Abend holte Kippy Jo Pickett fünf Eimer Wasser von der Pferdetränke, zündete das Scheitholz unter dem Eisenkessel an, der auf Steinen im Schutz der Scheune stand. Sie setzte sich in den Schatten, mit dem Rücken zum Wind, bis sie spürte, wie die Hitze durch das Eisen kroch und vom Wasser aufstieg. Auf dem staubigen Erdboden lagen die kopflosen Leiber der Hühner, die Wilbur auf dem Hackstock geschlachtet hatte, bevor er zu seiner derzeitigen Arbeitsstelle auf einem Bohrturm in den Hügeln gefahren war. Als die ersten Blasen im Kessel aufwallten, ergriff sie zwei Hühner an den Füßen und tauchte sie ins Wasser, setzte sich dann wieder auf ihren Stuhl, rupfte die nassen Federn aus und warf sie in eine Papiertüte. In diesem Augenblick hörte sie das Auto, das in die Auffahrt einbog und anhielt, das Tuckern der beiden Auspuffrohre, das von der Hauswand widerhallte.
    Sie wischte sich die Hände an einem Lappen ab, schlang die Finger um den Griff des Beils, mit dem Wilbur die Hühner geschlachtet hatte, und lauschte auf die Schritte des Mannes, der über die Auffahrt in den Hinterhof kam.
    Sie blickte in den roten Dunst und den Staub, der von dem festgetrampelten Erdreich rund um die Pferdetränke aufstieg, und vor ihrem inneren Auge sah sie einen gedrungenen Mann mit gefurchter Stirn und Stiernacken, der sie beobachtete. Der Wind wehte von Norden, blies ihr die Haare über die Schultern und lupfte ihr Kleid um die Knie. Der Mann kam näher, wachsam, breitbeinig, ließ den Blick über den Hof schweifen, die Weide, auf der die Pferde wieherten, zu der feurigen Sonne über den Hügeln im Westen, blähte die Nasenflügel wie ein Tier, das aus einer Höhle kriecht.
    Er hielt inne, als er das Beil hinter ihrer Wade sah. Ihre blicklosen Augen schienen sich in sein Gesicht zu bohren und nach Gedanken und Gefühlen zu forschen, von denen er selbst keine Ahnung hatte. Er schluckte, kam sich töricht und feige vor und fuhr sich mit der Hand über den Mund. Dann machte sie etwas Unerwartetes. Sie stellte das Beil mit dem Blatt voran auf den Boden und ließ es in den Staub fallen.
    »Ich suche Wilbur Pickett«, sagte er.
    »Der ist auf der Arbeit. Auf dem Bohrturm. Er kommt erst morgen früh zurück«, antwortete sie.
    Er wedelte mit seiner schmutzigen Hand vor ihren Augen herum, nur eine halbe Armlänge von ihrem Gesicht entfernt.
    »Lassen Sie das«, sagte sie.
    Er wich zurück, bekam es erneut mit der Angst zu tun. Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, bevor er wieder das Wort ergriff. »Woher wissen Sie, dass ich was gemacht habe? Wieso erzählt eine Blinde einem Fremden, dass sie allein zu Hause ist? Das ist alles andere als schlau«, sagte er.
    »Sie mögen ein gewalttätiger Mann sein. Aber das kommt nur daher, weil andere Ihnen Leid zugefügt haben«, sagte sie.
    Sein Gesicht zuckte. Er öffnete die Hände, ballte sie wieder zur Faust, hörte seinen eigenen Atem. Er musterte die weißen Flecken in ihren blauen Augen, ihren roten Mund, die schwarzen Haare, die ihr der Wind um die Wangen wehte. Sie drückte ihr Kleid über die Knie nieder und wartete, dass er etwas sagte.
    »Ich weiß Sachen über Earl Deitrich, die sonst keiner weiß. Ich kann ihn reinreiten«, sagte er.
    »Wir scheren uns nicht darum, was Sie können«, erwiderte sie.
    »Reden Sie nicht so mit mir. Ich will euch helfen. Wir haben ein ... wie sagt man doch gleich? Wir haben ein gemeinsames Interesse.«
    »Nein«, sagte sie.
    »Hören Sie mal zu, Lady, ihr

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