Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Erwartung den Mund zu öffnen, Worte zu bilden, die sie mir entlocken wollte.
    Ich wandte mich wieder dem Fluss zu und schaute in dem diffusen Licht auf die Blumenbeete und die Goldfische, die im Teich nach den Brotkrumen schnappten, die ihnen ein Kind zuwarf.
    »Ich glaube, ich geh mit Pete etwas zu trinken besorgen«, sagte Temple.
    »Ich komme mit.«
    »Ist schon gut. Kümmere du dich lieber um die Sache hier«, sagte Temple und ging zwischen den Bäumen hinauf zu den Imbissbuden.
    »Temple?«, sagte ich. Doch sie und Pete waren bereits in der Dunkelheit oben am Weg verschwunden.
    Ich zog das letzte Stück Zuckerwatte aus dem Papier, in das sie gewickelt war, und warf die Tüte in einen Abfalleimer. Ich versuchte mir die klebrigen Hände mit einer Papierserviette abzuwischen, gab es dann auf und warf sie ebenfalls in den Müll.
    Ich hörte leise Schritte hinter mir, roch dann Peggy Jeans Parfüm.
    »Weißt du, wie einem zumute ist, wenn einen jemand anstarrt und sich dann abwendet, wenn man ihm zuwinken will?«, sagte Peggy Jean.
    »Wie geht’s dir?«, sagte ich.
    »Was gibt dir das Recht, mich in aller Öffentlichkeit zu brüskieren? Kannst du mir vielleicht erklären, was ich dir getan habe?«
    »Du bist verheiratet. Ich wollte das nicht wahrhaben. Es ist meine Schuld.«
    »Wir haben eine Menge miteinander erlebt, als wir jung waren.« Sie schaute mir in die Augen. »Ich rede nicht nur von einem Nachmittag. Wir waren echte Freunde. Willst du etwa einen Schlussstrich ziehen und so tun, als ob wir uns nicht kennen? Das ist krankhaft, wenn du mich fragst.«
    Ich stützte mich auf die Ellbogen und beugte mich vor, nahm den Hut in die Hände und schlug mit der Krempe an meine Stiefelspitze. Dann rutschten mir Worte heraus, die ich niemals hätte aussprechen dürfen.
    »Was ist aus dir geworden, Peggy Jean? Du warst mal eine von uns. Warum bist du mit jemandem wie Earl Deitrich weggegangen? War es das Geld?«, sagte ich.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie mit der Hand an ihr Kleid aus Baumwollbatist fasste, die Finger öffnete und schloss, hörte die erstickten Atemzüge, die jeden Moment in Schluchzen übergehen konnten.
    »Tut mir Leid, dass ich das gesagt habe«, sagte ich.
    Aber es war zu spät. Mit steifen Schritten, das schulterlange Haar schwingend, kehrte sie zum Pavillon zurück. Ich weiß nicht, wie ihr Gesicht aussah, ob es tränenüberströmt war, wütend oder bleich vor Verlegenheit, ob sie benommen wirkte oder verzweifelt und menschlich zutiefst enttäuscht, aber Earl und Jeff Deitrich hatten sich von ihren Freunden gelöst und schauten sie an, starrten dann mit funkelnden Blicken zu mir, wie zwei Männer, die soeben mit ansehen mussten, wie sich jemand einer Frau oder einem Kind gegenüber feige und brutal verhalten hat.
    »Wollen Sie Earl Deitrich drankriegen, bevor er Sie drankriegt?«, sagte jemand neben mir.
    Cholo Ramirez trug eine graue Hose, ein glänzendes schwarzes Oberhemd und eine granatapfelrote Baumwollkrawatte. Sein linkes Auge war mit einem weißen Gazebausch verklebt. Ronnie Cross stand hinter ihm im Schatten, hatte ein Eis am Stiel im Mundwinkel.
    »Fragen Sie ihn mal danach, wie er sich im Red Pine Lodge selber umgebracht hat. Fragen Sie ihn, was mit seinen Freunden in dem Skeet-Club zwischen Houston und Conroe passiert ist, dem mit den Wasserbetten«, sagte Cholo.
    »Wovon redet er da?«, sagte ich zu Ronnie.
    »Sie sind doch religiös, stimmt’s, und machen sich allerhand Gedanken, zum Beispiel über Leute, die Rosenkränze um den Hals tragen? Hören Sie doch einfach auf Cholo, dann stellen Sie vielleicht fest, dass es in dieser Stadt Schlimmeres gibt als die Sachen, die wir uns anziehen«, erwiderte Ronnie. Er schaute mich mit seinen dunklen Augen an, als wäre er gegen alle Freuden dieser Welt gefeit, wandte sich dann ab und betrachtete die Passanten auf den Kieswegen und die Feuerwerksraketen, die in weißem und rosa Funkenregen über dem Fluss explodierten. »Kriegt dieses Scheißkaff denn nie genug?«, sagte er.
    Cholos Gesicht glänzte vor Schweiß, als er am nächsten Mittag in mein Büro kam. Er hakte den Finger in den Halsausschnitt seines T-Shirts, zog es von seiner Brust weg und schniefte.
    »Auf dem Bürgersteig draußen verbrennt man sich die Schuhsohlen«, sagte ich.
    »Ein Schatten vom Sheriff hat sich südlich der Stadt an mich rangehängt. Der Typ ist bis zu Ihrer Kanzlei an mir drangeblieben«, sagte er. Er knabberte an einem Niednagel.
    »Autos wie Ihres

Weitere Kostenlose Bücher