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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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Alfreds Blick, der ihn
seinerseits
mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Rasch wandte der Patryn sich ab;
er wollte
dem Sartan nicht die Genugtuung verschaffen zu wissen, daß
sie beide das
gleiche Gefühl der Verwunderung teilten.
    Auf einen Wink Edmunds geleiteten tote Soldaten
die beiden Fremden in einen abgelegenen Winkel der Höhle, wo
sie allein waren;
fern von der Menge, deren neugierige Blicke ihnen folgten, und fern von
den
Leichnamen, die immer noch regungslos auf dem Boden ausgestreckt lagen.
    Der Nekromant kehrte an seinen Platz inmitten
der Toten zurück, deren Schemen sich neigten und wiegten, wie
von einem heißen
Wind gestreift; ihre Körper jedoch bewegten sich nicht. Wieder
begann der
Nekromant seinen beschwörenden Sprechgesang, hob die
Hände und schlug sie hart
zusammen. Es hörte sich an wie ein scharfer Knall. Die
leblosen Körper
durchfuhr ein Ruck, als hätte ein Blitz sie getroffen. Das
tote Kind, ein
Mädchen, erwachte beinahe sofort und stand auf. Die Augen des
Schemens hinter
ihm glitten suchend über die Menge. Eine Frau, in
Tränen aufgelöst, drängte
sich nach vorn, und das auferstandene Kind lief ihr entgegen, die
kalten,
bleichen Hände sehnsüchtig ausgestreckt. Die Frau
breitete die Arme aus, doch
ein Mann, das Gesicht von Trauer gezeichnet, war ihr gefolgt und zog
sie
zurück. Das untote Mädchen stand vor ihnen und
starrte sie aus leeren Augen an.
Langsam sanken die Arme des Leichnams herab, während die
geisterhaften Arme des
Schemens verlangend ausgestreckt blieben.
    »Mein Volk … Was haben sie
getan?« wiederholte
Alfred mit tränenerstickter Stimme. »Was haben sie
getan?«
    Einer nach dem anderen erwachten die Toten zu
einer grausigen Art von Leben. Unfehlbar suchten die Augen des Schemens
unter
den Lebenden die Gesichter derer, die es geliebt hatte, aber die
Lebenden
wandten sich ab. So wanderten die Auferstandenen einer nach dem-
ändern in den
Hintergrund der Höhle zu ihresgleichen, die eine Gruppe
für sich bildeten. Die
jungen Soldaten gesellten sich zu ihren gefallenen Kameraden.
    Männer und Frauen, die hochbetagt eines
friedlichen Todes gestorben waren, erhoben sich zuletzt, müden
Schläfern
gleich, die sich endlich zur Ruhe legen durften und nur widerwillig
erwachten.
Das Mädchen blieb noch einige Zeit in der Nähe der
Eltern, bis es sich
schließlich entfernte und den übrigen untoten
Kindern anschloß. Haplo bemerkte,
daß es unter den Wiedergängern viele Kinder gab, bei
den Lebenden nur wenige.
Edmunds Worte fielen ihm ein: Dies ist eine sterbende Welt, und
er
begriff, was der Prinz gemeint hatte.
    Doch Haplo begriff noch etwas. Diese Leute
besaßen den Schlüssel zum ewigen Leben! Welch
größeres Geschenk konnte Haplo
seinem Fürsten bringen, seinem Volk? Nicht länger
wären die Patryn der Gnade
des Labyrinths ausgeliefert. Wenn das Labyrinth sie tötete,
würden sie einfach
aufstehen und in immer größerer Zahl
weiterkämpfen, bis die Macht des magischen
Kerkers gebrochen war. Und dann – keine Armee im Universum
würde sie aufhalten
können, denn keine Armee der Lebenden konnte hoffen,
über ein Heer von Toten
den Sieg zu erringen!
    Ich brauche nichts weiter zu tun, als das
Geheimnis der Runenmagie zu lernen. Und hier, dachte Haplo und richtete
den
Blick auf Alfred, steht mein Lehrer. Aber ich muß mich in
Geduld fassen und
abwarten. Noch weiß er nicht viel mehr als ich. Doch er wird
lernen, er kann
gar nicht anders. Und dann gehört er mir!
    Der letzte Tote, der sich erhob, war der alte
Mann mit dem goldenen Kronreif. Anfangs sah es aus, als könnte
es ihm gelingen,
ihnen allen die Stirn zu bieten. Sein Schemen war stärker als
das Schattenbild
der anderen, er behauptete sich mutig gegen die Beschwörungen
und sogar
Drohungen des Nekromanten. Endlich schüttelte der
schwarzgewandete Magier
finster den Kopf, breitete die Hände aus und gab sich
geschlagen. Edmund selbst
trat vor und richtete das Wort an den Leichnam zu seinen
Füßen.
    »Ich weiß, wie müde du des Lebens
bist, Vater,
und wie sehr du dich nach Ruhe sehnst und sie auch verdient hast. Aber
hast du
die Folgen bedacht? Du wirst zu Staub. Dein Verstand arbeitet weiter,
und du
erfährst die bittere Qual der Ohnmacht, der
Unfähigkeit, die Welt um dich herum
zu beeinflussen. Jahrhunderte wirst du so existieren, gefangen im
Nichts!
Aufzuerstehen ist viel besser, Vater! Dann bist du bei

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