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Feuersteins Reisen

Feuersteins Reisen

Titel: Feuersteins Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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geworden, kein Mond, keine Sterne, kein Lichtlein in der Ferne als Orientierung und Hoffnungsstrahl, und als die Autoscheinwerfer erloschen, wurde es schwarz vor den Augen.
    Als Fährleute, das hatte ich im letzten Licht der Autoscheinwerfer mitbekommen, warteten junge, knackige Mädchen in den Booten. Ein zartes, liebliches Geschöpf würde also vor mir sitzen und sich im Rhythmus der Ruderschläge elastisch vor- und zurückbiegen, Bauch an Po, im nassen T-Shirt und mit seinem aufregenden Duft nach Meerwasser und Schweiß, ganz allein in der schwülen Tropennacht des Südpazifik... und in der Tat lernte ich in dieser Nacht etwas völlig Neues: Angst tötet Geilheit. Und zwar restlos.
    Ich hockte im Boot und wartete auf den freien Fall ins schwarze Nichts, ähnlich wie beim Start der Raumrakete im Fantasialand, diesmal aber echt. Kaltes Wasser kroch die Hosenbeine hoch, das Paddel spritzte, Wellen schlugen über den Bootsrand. Erst hielt ich meine Tasche hoch, um sie vor der Nässe zu schützen, aber bald war es mir egal: Wenn ich ohnehin sterben muss, kann ruhig auch der Rasierapparat nass werden. Zwar sollten es nur 600 Meter bis zur Insel sein, aber mit ein bisschen Pech kann man bekanntlich auch in der Badewanne ertrinken. Außerdem war ich sicher, dass meine Ruderin längst vom Kurs abgekommen war — wonach sollte sie denn in der totalen Finsternis navigieren? Wir hatten ja nicht mal einen Blindenstock! Wahrscheinlich ruderten wir längst auf Australien zu, und wie schnell werden dann aus 600 Metern 2000 Kilometer!
    Von den anderen hörte ich nichts mehr, nicht mal Wolpers war noch zu riechen. Trotzdem wusste ich, dass ich mit dem Mädchen nicht allein war, denn unter mir lauerten Millionen Haie. Ob sie nachts schlafen? Im Geiste blätterte ich in Naturkundebüchern, um die Antwort zu finden, konnte aber in der Dunkelheit kein Wort entziffern. Mir fiel ein, dass man in einer solchen Lage positiv denken muss, um nicht Hoffnung, Lebensmut und Verstand zu verlieren. Verzweifelt versuchte ich mir irgendwas vorzustellen, was schön und lebenswert ist... fand aber nichts. Ob ich je meine kleinen Kinder Wiedersehen würde? Mit Sicherheit nicht, denn ich hatte gar keine. Wahrscheinlich habe ich laut geschluchzt. Wie sehr ich doch das Wasser hasse und fürchte. Wenn mir wenigstens jemand die Hand halten würde. Sogar Wolpers. Nein, Wolpers nicht. Dann doch lieber sterben.
    Irgendwann kamen wir tatsächlich auf der Insel an. Wir waren die einzigen Gäste. Die Bungalows waren karg, die Betten hart, die Moskitos böse... aber das wichtigste: Der Boden unter den Füßen war fest. Das Paradies.
    Ich suchte einen Spiegel, um zu sehen, ob es stimmt, dass die Ftaare durch ein schreckliches Erlebnis spontan ergrauen, aber dann fiel mir ein, dass sie ja vorher schon ziemlich grau gewesen waren, und ich ließ es sein. Und am nächsten Tag war die Sonne so hell, das Meer so glatt, die Landschaft so lieblich und die Küste mit dem Auto so nah, dass mir die Angst der vergangenen Nacht nur noch peinlich war. Und als uns die knackigen jungen Mädchen wieder zurückruderten, erlangte ich eine weitere Erkenntnis: Auch Peinlichkeit tötet Geilheit. Aber nicht ganz.

Lap-Lap, Tamtam und das große Geheimnis

    Im Dorf erwartete man uns bereits. Alle Frauen hatten sich in einer Reihe aufgestellt, jeder von uns sollte nach melanesischer Tradition einen Blütenkranz umgehängt bekommen. Das klappte aber nicht, denn da Stephan filmte und sein Kopf dabei fest mit der Kamera verwächst, passte kein Blütenkranz darüber. Ein ähnliches Problem gab es bei Erik und seiner weit ausgestreckten Tonangel. Und die anderen beiden, Wolpers und Ralph, hatten sich hinter Büschen versteckt, um nicht ins Bild zu geraten, denn diese erste Begegnung sollte reportagenhaft echt sein, ungestellt und ohne Wiederholungen. Also hängten die Empfangsdamen nach verlegenem Zögern alle fünf Kränze um meinen Hals, was mich in den Augen der Dorfbewohner sofort in den Rang eines Super-Bigman erhob, mit vier Sklaven im Tross... was ja irgendwie stimmte.
    Da alle Augen auf mich gerichtet waren, hielt ich eine mitreißende Begrüßungsrede: Dass ich gekommen sei, um zu lernen, mit der Absicht, das Gelernte mit nach Hause zu nehmen und durch das Wunder des Fernsehens an meine Landsleute weiterzugeben. Wolpers hatte Tränen in den Augen, und ich selber war hingerissen von der Kraft meiner Worte — was für einen tollen Rundfunkintendanten oder UNO-Generalsekretär ich doch

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