Feuersteins Reisen
blieben.
Und so fuhren wir im Golfcart durch die Welt des puren Luxus, plauderten locker über Großwildjagd und Jachtenpreise, und fast war ich geneigt, meine neu erworbenen Beziehungen spielen zu lassen und ein gutes Wort für den armen Seelmann-Eggebert einzulegen, damit er endlich sein Interview beim Emir kriegt. Aber dann dachte ich mir: Nein, der soll warten, der gehört nicht in unsere Kreise.
Es wurden tolle Bilder, und sie ergaben eine großartige Geschichte, einen Höhepunkt im Arabien-Film: Nobelscheich trifft Fernseh-Playboy. Und alle Welt wusste nun: Feuerstein hat die besten Beziehungen zu den höchsten Emirats-Kreisen.
Was alle Welt freilich NICHT wissen konnte, war die Tatsache, dass wir hinterher aus dem Golfclub rausgeflogen sind.
Mr. Millar, der schottische Manager des Clubs, hatte uns mit der herablassenden Würde eines Lordsiegelbewahrers durch die Anlagen geführt und anschließend zusammen mit Scheich Ahmed zum Lunch gebeten. Dieser hatte aber noch einen eiligen anderen Termin und verschwand sofort nach dem Spiel. Also machten wir uns allein auf den Weg in die Nobelkantine — doch siehe da: Der Maître verwehrte uns den Zutritt. Ich dachte zuerst, das sei wegen Wolpers, und dafür hätte ich auch Verständnis gehabt. Aber es war wegen Stephan. Wegen seiner Hose.
Nun ist das tatsächlich so eine Sache mit Stephans Hose, und ich habe selber darauf bestanden, dass in seinem Arbeitsvertrag für die vierte Reise steht, er dürfe nur mitkommen, wenn er sich eine neue Hose besorgt. Aber Arabien war ja erst unsere zweite Reise, und außerdem weiß jeder Profi, dass Kameraleute ständig durch Pfützen waten und auf Bäume klettern müssen und dabei natürlich keine Designer-Klamotten tragen können. Obwohl Stephan echt übertreibt. Denn man muss ja nun wirklich nicht jahrelang mit DERSELBEN Hose durch Pfützen waten und auf Bäume klettern.
Aber egal, in welch tragischem Zustand seine Hose auch war — ich konnte natürlich nicht zulassen, dass sich ein Ober in die Kleiderordnung meines Teams einmischt. Schon gar nicht, wenn wir geladene Gäste sind. Also stürmte ich wütend hoch in Mr. Millars Schaltzentrale. Aber der zuckte nur gelangweilt mit den Schultern und ließ mich spüren, dass ich ohne meinen Kumpel, den Minister, ein Niemand war. »Das sind unsere Regeln«, meinte er. Und dann reichte er mir vier goldene Cross-Kugel-Schreiber mit dem aufgeprägten Wappen des Golfclubs. »Nehmen Sie das als Ersatz.«
Das war eine ausgesprochene Beleidigung, eine Frage der Ehre, und ich hätte ihm die vier Stifte auf der Stelle in den Arsch schieben müssen. Aber in den Emiraten herrscht als Strafgesetzordnung die Scharia, und diese vergilt bekanntlich Gleiches mit Gleichem. Weil ich im Analbereich sehr empfindlich bin, und feig noch dazu, zuckte ich ebenfalls mit den Schultern und ging. Die Kugelschreiber nahm ich mit — natürlich nur für mein Team. Selber würde ich so eine Demütigung niemals im Leben hinnehmen.
Um das Gesicht nicht zu verlieren, flunkerte ich den dreien vor, Mr. Millar hätte sich tausendmal entschuldigt und mir versprochen, den Maître sofort zu feuern; vom Essen hätte er uns abgeraten, das wäre heute ohnehin nicht so gut. Danach verteilte ich die Trostpreise.
Einen goldenen Kugelschreiber habe ich dann doch behalten. Für den Fall, dass ich Mr. Millar mal in einem Land treffen sollte, in dem die Scharia nicht gilt. Natürlich benutze ich das Ding nicht. Höchstens zum Schreiben.
Der Bewacher
Nach dem akuten Arabermangel in den Emiraten hatten wir in Oman einen Araberüberschuss. Die Typen wurden uns buchstäblich vor die Kamera geschoben. Auf Wunsch des Sultans.
Das klingt recht seltsam, und ich will es auch gleich erklären. Aber seien Sie bitte nicht ungeduldig, denn dazu muss ich ein wenig ausholen.
Während es in den Emiraten viermal so viele Gastarbeiter wie Einheimische gibt, ist das Verhältnis in Oman umgekehrt: Knapp 500 000 Fremde gegenüber 1,8 Millionen Omanis. Und dabei soll es nicht bleiben. Unter dem Namen »Omanisierung« hat die Regierung schon vor einigen Jahren — nach bewährtem europäischen Vorbild — eine »Ausländer raus«-Bewegung eingeleitet, die deutlich zu greifen beginnt: Alle Anwerbungen wurden eingestellt, Arbeitsgenehmigungen für Gastarbeiter werden nur noch erteilt, wenn nachgewiesen werden kann, dass es für diesen Job keinen Inländer gibt, und die Staatsbürgerschaft erheiraten kann man sich auch nicht mehr — Mischehen sind
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