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Feuersteins Reisen

Feuersteins Reisen

Titel: Feuersteins Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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verboten, Kindern mit Ausländern wird die Staatsbürgerschaft verwehrt.
    Der Grund dafür ist wirtschaftlicher Zwang. Denn anders als in den Emiraten sind Omans Erdölvorräte begrenzt. Gerade noch zwanzig Jahre dürfte der Segen währen, bis dahin muss die Umstellung erfolgt sein: vom Schlaraffenland zum Bruttosozialprodukt, von den Omanis selbst erschuftet durch Handel und Industrie, sowie neuerdings auch durch Tourismus.
    Im Unterschied zu vor nicht mal dreißig Jahren, als Oman noch eine unzugängliche, mittelalterliche Festung war, ist man deshalb heute vom Besuch ausländischer Kamerateams durchaus angetan, weil man sich davon Werbung für das Land verspricht. Natürlich möchte man, dass nur die positiven Seiten gezeigt werden — das möchte jede Tourismusbehörde der Welt. Da aber in Oman, ähnlich wie in den Emiraten, ein allmächtiger Sultan regiert, der keinen Widerspruch duldet, belässt man es hier nicht beim Möchten, sondern macht zielstrebig ein Müssen daraus. Zunächst durch das süße Gift der Versuchung. Und wenn das nicht zieht, dann durch ein bisschen Druck.
    Die Versuchung hatte es in sich: Man hatte uns signalisiert, dass Oman von Herzen gastfreundlich sei; alles würden wir gratis bekommen: Flüge, Transport, Hotel, ohne Gegenleistung und Verpflichtung... außer der winzigen Kleinigkeit, dass wir vor der Ausreise das Filmmaterial vorzeigen und nur jene Szenen verwenden sollten, die vom Touristenamt abgesegnet seien. Statt der Keuschheitsschleuse beim Eintritt in die Emirate ein Oman-Gütesiegel auf dem Weg raus.
    Das kam natürlich nicht in Frage. Nicht weil ich ein unbestechlicher Moralist bin, das nimmt mir sowieso keiner ab. Sondern weil durch so eine Einschränkung nicht nur Spannung und Spaß bei der Arbeit, sondern vor allem persönliche Handschrift und Identifizierung auf der Strecke bleiben. Aus meiner journalistischen Vergangenheit habe ich genug Erfahrung mit »Werbereisen auf Einladung« gemacht, um nicht zu wissen, dass dabei nichts anderes rauskommt als Hofberichterstattung. Es reicht, dass mir Wolpers dauernd dreinredet. Da will ich nicht auch noch ein ganzes Touristenamt.
    Zum Glück ist auch der WDR, obwohl sonst knausrig bis zur Erpressung, in punkto Schleichwerbung die letzte moralische Bastion in der Fernsehlandschaft; während in anderen Reisesendungen die Hotelnamen und Schmierentipps nur so vom Bildschirm tropfen, verzichtet mein großer Sender auf schwarze Kassen dieser Art und spart lieber an uns. Und zum weiteren Glück ist auch mein lieber und großartiger Produzent Wolpers — um auch mal was Gutes über ihn zu sagen — durch und durch unbestechlich, obwohl er das finanzielle Hauptrisiko trägt. Wobei ich einschränken muss: Ganz sicher bin ich mir da natürlich nicht. Könnte nämlich durchaus sein, dass ihn gar niemand bestechen WILL, weil er so unsympathisch ist. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir: Ja, so ist es. Ich wette, Wolpers ist bestechlicher als ein Nadelkissen, wenn er die Chance dazu hat.
    Jedenfalls widerstanden wir der Versuchung und lehnten höflich dankend ab: Wir wollen nichts umsonst. Als Antwort kriegten wir doch was umsonst. Nämlich einen Bewacher.
    Wie für die meisten Länder braucht man auch für Oman ein spezielles Journalistenvisum, wenn man dort drehen will. Das muss man bei der Botschaft — damals noch in Bonn — ein paar Wochen im Voraus beantragen, damit die guten Leute Gelegenheit haben, sich in Ruhe ein klares Bild über Person und Absicht des Berichterstatters zu machen. Sie nehmen das genau und lassen nicht jeden ins Land. Über den Antragsteller wird ein richtiges Dossier abgefasst, und zwar, wie ich erst hinterher erfahren hatte, von einem Profi aus unseren eigenen Reihen: dem Mitarbeiter einer bekannten deutschen Tageszeitung, der im Geheimdienst Seiner Majestät des Sultans sortiert, wer von den Kollegen Omantauglich ist und wer nicht, natürlich gegen Honorar. Da ich es nicht beweisen kann, will ich seinen Namen nicht nennen. Aber falls ich ihn noch VOR Mr. Millar treffe — und er nicht zu groß und stark ist —, schiebe ich ihm den Golfclub-Kugelschreiber in den Arsch.
    Das Visum kam schnell und ohne Probleme, die Tauglichkeitsprüfung hatten wir also bestanden. Ein paar Zweifel schienen aber doch geblieben zu sein, denn gleich nach der Ankunft in Muscat, der omanischen Hauptstadt, wurden wir zum Antrittsbesuch ins Informationsministerium zitiert. Wahrscheinlich stand im Vorausdossier die

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