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Feuersteins Reisen

Feuersteins Reisen

Titel: Feuersteins Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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jagen, gar nicht so übel. Noch dazu gemeinsam mit dem Weltmeister.
    »Excellent!«, schrie Mr. Hamid übers Handy und überhäufte uns mit Presseausweisen, Einladungen, Akkreditionsschreiben und Backstage-Pässen. Aber als wir anrückten, wusste niemand Bescheid. Der Bereich der Rennboote war aus Sicherheitsgründen für alle gesperrt, der Weltmeister wollte nur mit Sportjournalisten reden, die arabischen Teilnehmer mit niemandem, und vom Mitfahren wäre sowieso nie die Rede gewesen, hieß es. Aber wenn wir wollten, könnten wir uns mit einem irischen Mechaniker unterhalten. Excellent.
    Na schön. Da wir die Küstenlandschaft nicht vom Boot aus einfangen durften, beschlossen wir, Plan B, das Ganze von oben durchzuführen. Im Unterschied zu Vanuatu besteht in den Emiraten ja nun wirklich kein Mangel an Hubschraubern. Einen hatten wir bereits für unser Anfangsbild im Einsatz gehabt, mit dem würden wir auch die Salzsümpfe abfliegen.
    Mr. Hamid fand die Idee hervorragend, geradezu excellent. Allerdings benötigten zivile Hubschrauber dafür eine Sondergenehmigung, denn die Küste gehört zum Kontrollgebiet der Flugsicherung und steht zudem unter militärischer Überwachung — der böse Iran direkt gegenüber, und man weiß ja nie. Aber da man touristischen Bedürfnissen gegenüber sehr aufgeschlossen sei, wäre das überhaupt kein Problem, schwor Mr. Hamid telefonisch im Fünf-Minuten-Takt.
    Und das stimmte auch. Die Zuständigen waren nicht nur aufgeschlossen, sondern geradezu überwältigend nett: Britische Gentlemen in maßgeschneiderter Pilotenuniform empfingen uns in britischer Clubatmosphäre und servierten Tee mit Milch und Fliegeranekdoten (»Wir waren gerade im Puff, als der Golfkrieg ausbrach. Nackt sprangen wir in unsere Mühlen und knatterten Richtung Saddam...«)
    Gemeinsam beugten wir uns über den Tisch mit den Luftkarten, diskutierten Routen und Möglichkeiten, verglichen Pläne mit Erfahrungen — im Golfkrieg kann es nicht vertrauter unter den Alliierten zugegangen sein, auch wenn wir jetzt weder im Puff noch nackt waren. Ein anschließender Probeflug begeisterte uns restlos. Großartige Landschaft, tolle Bilder. Fehlte nur noch eine klitzekleine Kleinigkeit: die Genehmigung von oben.
    Kurz vor der vereinbarten Drehzeit teilte uns Mr. Hamid mit großer Begeisterung mit: Jawohl, der Flugplan sei genehmigt worden — allerdings mit einer winzigen Auflage: Zwischenlanden dürfen wir leider nicht, denn das Ganze sei ein Vogelschutzgebiet; Tieffliegen natürlich auch nicht, sonst würden wir vom Radar der Flugkontrolle nicht erfasst, und das sei schließlich zu unserem eigenen Schutz... aber der Rest wäre überhaupt kein Problem.
    Für uns war das sehr wohl ein Problem, denn auf diese Weise würde ich selber gar nie im Bild sein können... aber vielleicht war das auch ganz gut so. Reine Naturaufnahmen haben ja auch was. Man muss nicht immer alles »zuquatschen«, wie Wolpers so höflich andeutet, wenn er mit meinem Text nicht einverstanden ist.
    Mr. Hamid fand es excellent ., dass wir so viel Verständnis hatten. Denn dann würden wir bestimmt auch verstehen, dass die von uns vorgesehene Route zur Gänze nicht genehmigt werden konnte, weil sie zu dicht an einem Emirspalast vorbeiführt, und das sei strengstens verboten. Wegen Lärmbelästigung, kennen wir ja von zu Hause, und zusätzlich wegen Sichtbelästigung, da sei man hier ganz besonders empfindlich — einen Abstand von zehn Kilometern müsse man schon einhalten. Dummerweise zöge das aber nach sich, dass wir mit der Kontrollzone rund um den Flughafen in Konflikt geraten oder, wenn wir in die andere Richtung auswichen, auf das Gebiet von Abu Dhabi gelangen könnten, wofür wir gar keine Drehgenehmigung hätten. Zwar sei der Palast derzeit geschlossen, doch wurde leider vergessen, die Vorschrift aufzuheben; es wäre daher allein im Ermessen unseres Piloten, ob er die Verantwortung für den ungenehmigten Überflug auf sich nehmen wolle...
    Der Pilot wollte auf gar keinen Fall. Das Risiko, beim Chef anzuecken, sei ihm viel zu groß, erfuhren wir, und fragen wollte er ihn auch nicht... man könne doch nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Chef rennen, schließlich trüge hier jeder seine eigene Verantwortung.
    Der Dreh musste komplett abgesagt werden, für den Probeflug gab’s eine saftige Rechnung. Tee und Anekdoten waren gratis. Excellent.
    »Excellent«, sagte auch Mr. Hamid, das träfe sich ausgezeichnet, denn er hätte für diesen Tag ohnehin eine

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