Feuertango
Boden springen könnte, klopfte ihr Herz so unruhig, dass es einem aufgeregt herumspringenden Frosch glich, während ihre Beine die Beschaffenheit von Geleebananen aufwiesen. Entnervt starrte sie auf ihre zitternden Finger. Nur mit Mühe gelang es ihr, einen der Karabinerhaken, der sich an dem Y-förmigen Sicherungsgurt an einer langen Schlaufe befand, um das Sicherungsseil aus Draht zu legen. In dieser Verfassung würde sie kaum gehen können.
„Alexis, worauf wartest du?“, fragte Trevor ungeduldig.
Miles nahm ihre Hand und drückte sie aufmunternd, ehe er sie losließ. „Fixiere einen Punkt auf dem Baumstamm, der sich zwei Meter vor deinen Füßen befindet. Das hilft dir, das Gleichgewicht zu halten. Keine Angst, du schaffst das. Lauf los, sobald du bereit bist.“ Miles lächelte sie freundlich an und legte seine Handfläche auf die Seite ihres Oberschenkels, die Geste dermaßen fürsorglich, dass sie ihn kurz dankbar anlächelte. Sie starrte auf den Baumstamm, der ihr viel zu schmal, viel zu rund und viel zu glatt erschien. Aber zum Teufel! Heute war ihr achtundzwanzigster Geburtstag, und wenn sie alt und grau war, wollte sie wenigstens an etwas Angenehmes zurückdenken, sollte sie sich diesen Tag ins Gedächtnis rufen. Miles ließ seine Hand, wo sie war, bis sie die ersten Schritte genommen hatte und laut Luft holte. Sie vertraute diesem fremden Mann mehr als Trevor, und das bekräftigte sie in ihrem Entschluss, sich endlich von ihm zu trennen.
Das seltsame kraftlose Gefühl, das sämtliche Muskeln ihres Körpers befallen hatte, verringerte sich mit jedem Zentimeter. Sie stürzte nicht, hielt das Gleichgewicht, und stolz betrat sie die gegenüberliegende Plattform.
„Das war gut.“ Trevor lächelte sie zwar an, doch seine Augen blieben davon unberührt. Miles dagegen strahlte sie aufrichtig an. Sie löste den Karabinerhaken und kletterte die Sprossen hinunter. Trevor legte den Arm um ihre Schultern, und sie spürte seine Anspannung. Sobald sie Sally erreichten, fiel die zierliche Rotblonde ihr um den Hals, als würden sie sich seit Ewigkeiten kennen. Ängste schweißten zusammen.
„Ich bin froh, dass du es geschafft hast. Das gibt mir Mut.“ Geschickt stieg sie nach oben, wobei sie viel weniger zitterte, als Alexis es getan hatte. Nachdem sie sich gesichert, obendrein einen aufmunternden Klaps von Miles erhalten hatte, lief sie mutig los und quietschte vergnügt, sobald sie die andere Seite erreicht hatte.
Wann hast du das letzte Mal so befreit gelacht?
Sie drehte sich um, weil sie sich beobachtet fühlte, und blickte Keith direkt in die Augen. Wie lange sah er sie bereits an? Weshalb hatte sie erneut das Gefühl, dass er sie anzog wie ein Magnet, so stark, dass sie glaubte, den Sog unter ihren Füßen zu spüren? Sie war bestimmt nur durcheinander und gestresst. Und doch winkte sie ihm zu. Hitze befiel ihre Wangen, als wäre sie ein Teenager. Wieso übte er diese Wirkung auf sie aus? Nur an seinem Aussehen lag es nicht, weil die anderen Männer auch verflucht attraktiv waren. Aber es war nicht nur ihre Erscheinung, sondern ihr Auftreten, das nicht aufgesetzt wirkte, stattdessen überlegen und selbstsicher. Es war nicht bedrohlich oder machohaft, vielmehr ermutigend, als ob sie wussten, was sie taten. Bei Keith faszinierten sie diese Charaktereigenschaften außerordentlich.
„Alexis!“ Sie fuhr zusammen und drehte sich schuldbewusst Trevor zu. „Was ist los mit dir? Wir sind nicht hierhergekommen, damit du deinen Tagträumen erliegen kannst. Jetzt konzentrier dich.“
„Ihr könnt euch uns anschließen“, sagte Sally. „Gemeinsam lassen sich Ängste leichter bewältigen.“ Sie sah Alexis dabei an.
„Nein, das ist unnötig. Alexis und ich hatten uns darauf gefreut, unseren Tag allein zu verbringen. Wir sind beruflich sehr eingespannt, sehen uns daher nicht so oft, wie wir es gern hätten. Aber vielen Dank für das Angebot. Es war mir eine Freude.“
Trevor nahm ihre Hand und zerrte sie beinahe hinter sich her. Sie warf noch einen entschuldigenden Blick über ihre Schulter. Miles sah Trevor mit offener Verärgerung an. Sally dagegen schoss Giftpfeile zwischen Trevors Schulterblätter. Am liebsten hätte Alexis ihm ihre Hand entrissen, jedoch wollte sie Trevor keine Szene machen. „Wir nehmen dieses Hindernis. Es besteht aus drei Teilen. Das solltest sogar du schaffen.“
„Aber wir haben die zweite Einführungsübung …“
„Komm jetzt. Ich habe keine Lust auf diesen Macho und
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