Feuertango
seine verängstigte Frau. Das sollte doch unser Tag sein.“
Obwohl Zorn heiß in ihren Adern brodelte, unterdrückte sie das fiese Gefühl.
Du hast Geburtstag, ein schlechter Zeitpunkt, um öffentlich zu streiten. Warte, bis du später im Wagen mit Trevor sitzt. Außerdem willst du diese Herausforderung meistern, dein erster Schritt, um dein Leben erneut zu ändern.
Alexis sah hoch, und die allzu bekannte Panik wollte sich in ihr ausbreiten. Beherzt atmete sie tief durch.
„Ich klettere zuerst nach oben und warte dort auf dich.“ Trevor streichelte ihr über die Wange, und nur mit Mühe drehte sie den Kopf nicht weg. Inzwischen bezweifelte sie, ob sie ihn überhaupt jemals geliebt hatte. Trevor kletterte die Streben hinauf, die links und rechts im Baumstamm eingelassen waren. Sie folgte ihm, sobald er auf der Plattform stand, konzentrierte sich darauf, nicht nachzudenken, sondern nur das Ziel im Auge zu behalten. Doch es nutzte nichts. Ihre Muskeln fühlten sich an, als würden sie aus Watte bestehen, während sich ihr Magen auf Murmelgröße zusammenzog. Sie wünschte sich, Miles oder besser noch Keith würde neben ihr stehen und nicht Trevor, der sie verständnislos anfunkelte. Trevor hasste Schwäche. Alexis auch, aber nicht immer. Manchmal war es gut, schwach zu sein, sich einfach in den starken Armen seines Gegenübers zu verlieren, darauf hoffend, dass er das Übel von einem fernhielt. Als Kind hatte sie auf ihren Vater vertraut, bis sie langsam begriff, dass er ein Monster war, das das Böse darstellte. Sie sehnte sie so sehr nach Armen, die sie auffingen, sie hielten, sie beschützten. Ihr all das gaben, was sie viel zu lange vermisst hatte.
Sie klammerte sich an dem dürftigen Geländer fest und starrte auf den schwankenden Baumstamm, der sie zu verhöhnen schien. Alexis drängte die Furcht zurück, die sie mit Klauen und Zähnen befallen hatte. Sie würde es schaffen, obendrein den Mut besitzen, Trevor später zum Teufel zu schicken. Sollte er sich doch mit seinen aalglatten Kolleginnen vergnügen, die sowieso viel besser zu ihm passten, mit ihren aufgeräumten unpersönlichen Wohnungen, gekrönt von ihren tadellosen Erscheinungen. Wahrscheinlich schwitzten sie selbst beim Sex nicht, und zu stöhnen oder zu keuchen stellte ein Tabu dar.
Sie konnte es nicht verhindern, dass sie zu Keith sah. Er gab ihr das Daumenhochzeichen, von der Kletterstation rechts über ihnen, in schwindelerregender Höhe. Er und seine Freunde lachten die ganze Zeit, während sie sich gegenseitig über das Hindernis halfen, das aus mehreren schwankenden Brettern bestand, die weit auseinanderstanden. Miles und Sally waren auf einer niedrigen Station, und Sally fiel ihm gerade um den Hals, da sie über die wackelnde Hängebrücke gestürmt war. Er hob sie hoch, bis ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit seinem war, und küsste sie auf den Mund. Dann sagte er etwas zu ihr, sodass Sally kicherte.
Alexis riss sich von dem Anblick los und hakte die Sicherungsseile ein.
„Moment!“ Trevor ruckelte an dem Gurt herum, danach berührte er ihren Hals mit etwas Nassem, das stark nach einem süßlichen Parfum roch. Sie hasste aufdringliche Gerüche, weil sie Wespen und Bienen anzogen, die sie sofort in eine hysterische Version ihrer selbst verwandelten. Ehe sie darauf reagieren konnte, packte er ihre Schultern.
„Jetzt, Lexie“, zischte Trevor, während er sie schubste.
Zögerlich setzte sie den ersten Fuß auf das schwankende Holz. Von hier oben sah es viel höher aus, als es von unten gewirkt hatte. Starr fixierte sie den Punkt zwei Meter vor ihren Füßen, so wie Miles es ihr geraten hatte.
„Los, Baby. Es warten schon die Nächsten.“
Langsam machte sie einen Schritt nach dem anderen, und es klappte besser, als sie es sich vorgestellt hatte. Nach einem Drittel hatte sie nicht mehr das Gefühl, durch eine Finsternis zu schleichen, bei der sie nicht wusste, ob sie jeden Moment gegen eine Wand prallte. Dann hörte sie das zornige Surren. Alles in ihr erstarrte für einen Sekundenbruchteil, als die Wespe sich auf die Seite ihres Halses setzte und Alexis von einer Panik befallen wurde, die sie überrollte wie eine Lawine aus Geröll. Sie schrie, verlor das Gleichgewicht, und das blöde Vieh stach zu. Es war, als würde ihr jemand eine Klinge ins Fleisch rammen, während sie mit dem Knie gegen den Stamm schlug und hart in die Gurte fiel, bevor alles in einem absoluten Dunkel versank.
Keith hörte den Schrei und sah, wie die
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