Feuertango
sondern es reichte tiefer. Keith verfluchte das Schicksal, da sie offensichtlich mit diesem Schnösel zusammen war. Frauen in Beziehungen waren ein Tabu, das er niemals brechen würde, außer der Partner hatte einer gemeinsamen Session zugestimmt. John ließ das Seil herunter, und Keith hakte den Karabiner in ihren Gurt. Das andere Ende des Seils ließ John zu Sean und den Sullivans herabfallen, sodass sie den Baumstamm als Hebel benutzen konnten, um Alexis herabzulassen.
„Ich heb dich jetzt ein wenig an, damit John den Karabiner lösen kann, und dann lassen wir dich ganz langsam auf den Boden herab. Die Jungs halten dich sicher. Vertraust du mir, Alexis?“ Sie war leichenblass, das sah er trotz ihrer Hautfarbe, die ihn an einen sahnigen Kaffee erinnerte.
Sie schluckte mehrmals, ehe sie es schaffte, ein Ja zu flüstern. Er zog sie dicht zu sich heran, umfasste ihre Taille und spürte ihr schnell schlagendes Herz sowie ihr Zittern.
„Bleib ganz ruhig, Cara.“ Bevor er sie anhob, hielt er sie einen Augenblick. Berührungen halfen Unfallopfern immer, und auch Alexis reagierte darauf. „Bereit?“
Das zaghafteste Lächeln, das er jemals gesehen hatte, huschte über ihr Gesicht. Er hob ihren jetzt stocksteifen Körper an. Seine Beschützerinstinkte loderten lichterloh, und er wünschte sich, er könnte ihr die Angst vollständig nehmen.
„Geschafft“, sagte John.
„Gib mir deine Hände. Ich halte dich, solange es möglich ist. Sean?“ Er bemerkte ihre aufgeschürften Handgelenke, als er auf sie sah. Diese Ratte!
„Wir haben sie. Es kann losgehen.“
Alexis hielt den Blickkontakt mit ihm, und er fühlte ihr Vertrauen. Sie hatte wunderschöne braune Augen, die ihn an das samtige Fell einer dunklen Waldkatze erinnerten. Er nahm ihre zitternden Hände in seine. Durch die fingerlosen Handschuhe hatte er genügend Halt und verschlang seine Finger mit ihren. Sean und Dean strafften das Seil, und sie versteifte noch mehr, sobald es nachgab. Sie hatte Todesangst, presste die Lippen aufeinander, um ein Aufschluchzen zu unterdrücken. Es tat ihm weh, sie so zu sehen. Fast mit Gewalt musste er seine Finger von ihren lösen, und ein paar Sekunden später hielt Miles ihre Beine umfangen. Keith zog sich mit der Hilfe von John zurück auf den Baumstamm und beeilte sich, nach unten zu kommen. Ihr dämlicher Freund stand inzwischen hilflos neben Dean, anstatt sich zu ihr zu knien, um ihren Kopf zu halten. Es war ihm nur recht. Keith begnügte sich damit, ihn aus dem Weg zu schubsen, mit mehr Kraft, als es nötig war, statt ihn zu Staub zu zerstampfen. Dann setzte er sich auf den Boden und zog das zitternde Bündel in seine Arme, das sich an ihn schmiegte, als würde es dorthin gehören. Dennoch verkrampfte sie sich, als John die Hände ausstreckte.
„Schhh“, murmelte Keith. „Niemand wird dir wehtun.“
John nahm ihr vorsichtig den Helm ab, tastete Alexis ab und drückte sanft ihren Hals zur Seite, während Viola ihm einen Erste-Hilfe-Koffer reichte, den sie aus Johns Geländewagen geholt hatte und der weitaus mehr beinhaltete als die Grundausstattung. Paul kniete auch auf dem Boden und legte seine Hand auf Alexis‘ Schulter. Der Junge machte sich Vorwürfe.
„Gib mir eine Pinzette, Dean.“ Flink zog John den Stachel raus, und Alexis zitterte dermaßen stark, dass ihre Zähne aufeinanderschlugen.
„Schhh“, murmelte Keith erneut und streichelte über ihre Oberarme. Sie war eiskalt. Keith war eiskalt vor Wut auf ihren erbärmlichen Freund. „Alles ist gut. Nicht kann dir mehr passieren. Ich verspreche es.“
„Ich habe heute Geburtstag“, stieß sie hervor und brach in ein hysterisches Lachen aus, während ihr Tränen die Wangen herunterliefen.
John beugte ihr Knie, und sie presste sich enger an Keith. „Ist nur eine Prellung. Aber es sollte gekühlt werden.“
„Das ist ein mieser Geburtstag“, flüsterte Keith ihr zu. Sie war so zerbrechlich, so anschmiegsam, und er wünschte sich, er könnte sie noch länger halten. „Du hast doch bestimmt eine Party für den Abend geplant?“
Sie verneinte. Keith tauschte mit John einen Blick aus, und dem Maestro entging nicht, was in Keiths Kopf vorging.
„Keine Party? Das sollten wir ändern. Zufällig weiß ich genau, wo eine stattfindet. Ihr seid beide herzlich eingeladen. Es ist nichts Großes, nur wir und ein paar Freunde. Ich habe heute auch Geburtstag.“ Auf Mr Hochmut würde er gerne verzichten. Keith verstand selbst nicht, wieso er die Einladung
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