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Feuertango

Feuertango

Titel: Feuertango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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wusste, wie wichtig es war, nicht mit Schreckensszenarien zu spielen. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, sich nur aufs Fahren zu konzentrieren. Endlich erreichte er die Straße, die zu seinem Zuhause führte.
    Das Tor zum Sadasia stand offen. In seinem Körper breitete sich ein dermaßen eisiges Gefühl aus, dass es in seinen Schläfen pochte. Nach wenigen Metern auf der Einfahrt entdeckte er drei Einsatzwagen sowie einen Krankenwagen. War etwas mit Hazel passiert? Keith würgte den Motor ab, sprang aus dem Fahrzeug und rannte die Stufen hinauf.
    Gott sei Dank! Hazel klammerte sich in der Eingangshalle an Sean fest. Sein Freund streichelte ihr über den Rücken und traf seinen Blick. Diesen Ausdruck hatte er noch nie auf seinem Gesicht gesehen.
    John, Dean und Gregory liefen gerade auf sie zu. Sie hatten offensichtlich im Schuppen geparkt.
    „Dean, kümmerst du dich um Hazel?“, fragte Sean. Dean nickte und zog Hazel in seine Arme. „Keith!“ Sean deutete mit dem Kopf Richtung Wohnzimmer. Erst jetzt bemerkte er die roten Flecken auf Seans T-Shirt. Das eisige Gefühl verklumpte das Blut in seinen Adern, bis er glaubte, dass er von innen heraus zerschnitten würde. Der Anblick von Amanda, die auf dem Boden lag, prallte gegen ihn, als würde er vor eine Wand rennen. Der Körper war eine blutige Masse, einzig das Gesicht war unverletzt.
    „Sie haben sie vor unserer Einfahrt abgeladen.“ Seans Stimme zitterte.
    „Hat sie noch gelebt?“
    „Ja. Aber sie ist gestorben, bevor der Krankenwagen eingetroffen ist. Keith, ich …“
    „Schon gut.“ Keith legte ihm eine Hand auf die Schulter. John und Gregory sahen aus, als müssten sie sich gleich übergeben, und auch er kämpfte die Übelkeit zurück.
    Zwei Beamte in Zivil traten an sie heran. Keith kannte die Männer, denn sie arbeiteten eng mit ihnen zusammen, um an die Hintermänner von VelvetPain heranzukommen. Lou Miller, der Größere der beiden, ergriff das Wort. „Der Leichenwagen kommt jede Minute. Wir haben deine Aussage, Sean, sehen uns Montag auf dem Revier, dann kannst du sie unterschreiben. Vielleicht hat die Forensik bis dahin ein paar Hinweise.“
    „Es tut mir leid, Jungs.“ Bob Harvard nickte ihnen zu. „Was ist das nur für eine verdammte Scheiße!“
    Wenn Keith das nur wüsste. Ja, sie hatten VelvetPain gewaltig auf die Füße getreten, es den Dreckschweinen erschwert, zumindest in ihrem Umkreis, leicht an unbedarfte Opfer heranzukommen. Allerdings schien das hier selbst für die perversen Schweine zu extrem. Vor Mord hatten sie bis jetzt zurückgeschreckt, auch wenn sie viele Frauen ins Verderben geschickt hatten. Doch sie hatten geglaubt, dass der Tod von Grace ein Versehen gewesen war, dass sie zwar Frauen zerstörten, sie aber nicht töten wollten. Was für ein entsetzlicher Irrtum! Wer immer Amanda ausgepeitscht hatte, hatte gewusst, was er tat und dass sie von dem Schock und dem Blutverlust sterben würde, ehe der Arzt eintraf. Es war kein Zufall gewesen, dass sie noch gelebt hatte, gerade genug, um in Seans Armen zu sterben. Amanda! Sie hatte eine Menge Schuld auf sich geladen, hatte devote Opfer für die Unmenschen aufgespürt, ohne Fragen zu stellen. Doch Amanda war eine leichte Beute gewesen, denn die Ratten hatten sie erpresst, ihr gedroht, ihre hoch verschuldete Schwester zu töten. Nachdem sie Amandas Unrecht aufgedeckt hatten, hatte sie sich von allem zurückgezogen und schwer an ihrer Last getragen.
    Der Leichenwagen fuhr gerade vor, und Keith zwang sich dabei zu bleiben, als sie Amanda holten, um sich das Bild einzuprägen, sodass er kein Mitleid empfinden würde, wenn sie die Ratten aufspürten. Und das würden sie, es war nur eine Frage der Zeit. Es war vorher bereits persönlich gewesen, doch jetzt …
    John war leichenblass durch die Disziplin, die er brauchte, um seinen Zorn, sein Entsetzen zu kontrollieren. Keith kannte diesen Ausdruck nur zu gut. Er hatte ihn mit Sicherheit selbst bei einigen Missionen auf dem Gesicht gehabt, denn nur das hatte ihn davor bewahrt durchzudrehen. Auch Sean rang mit seiner Fassung, das sah er ihm deutlich an. „Ich geh mich duschen und umziehen. Wir treffen uns in zwanzig Minuten in meinem Arbeitszimmer. John, kannst du Timothy herbitten?“ Sean war ein guter Anführer, und es half ihm, sich zu beruhigen. „Gott, Keith …“ Seine Stimme brach ab, und ein Zittern lief durch seinen Körper. Keith zog ihn in die Arme, bis seine Stirn Seans berührte. John räusperte sich, und Keith konnte es

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