Feuertango
sind und dass es gegen uns alle zielt. Mein Instinkt sagt mir zwar, dass dem nicht so ist, aber wir sollten kein Risiko eingehen.“
„Vielleicht finden die Forensiker etwas heraus“, sagte Keith. Der Scotch brannte in seiner Kehle ebenso wie die Verzweiflung, die sich nicht nur ihn ihm ausbreitete. Frank McCarthy war der leitende Forensiker und ein ehemaliger Nachbar von Kim, der ab und zu den Federzirkel aufsuchte. Wenn es einen Hinweis gab, und sei er noch so winzig, dann würde er ihn aufspüren. Auch Frank würde dieses Grauen persönlich nehmen. Übelkeit stieg erneut in Keith hoch, weil er wusste, dass sie nicht jeden schützen konnten, und die Gefahr von weiteren Todesfällen war erheblich. Wer immer das getan hatte, hatte seine Hemmschwelle herabgesenkt oder ließ mit Absicht mehr von sich erkennen. So jemand war zu allem fähig. Keiner von ihnen machte sich da etwas vor.
Sie konnten Hazel, Kim, Viola, Sally und auch Alexis nicht in einen Turm sperren, bis die Bedrohung vorüber war, obwohl es das war, was sie am liebsten tun würden. Wann der oder die Täter erneut zuschlagen würden, konnten sie nicht wissen. Vielleicht hielt er wochen- oder gar monatelang still, nur um in einem unachtsamen Moment zuzuschlagen.
„Ich habe da noch ein paar Informationen für dich, Keith“, sagte Gregory.
„Wir wollten sowieso fahren.“ John stand auf. „Wir finden allein hinaus.“ Er und Sean umarmten sich einen Augenblick. „Gemeinsam überstehen wir dieses Übel, mein Freund.“ Die Sullivans und Timothy verabschiedeten sich.
Keith starrte auf Gregory, während weitere Steine sich zu denen gesellten, die ein morbides Fest in seinem Magen tanzten. Wenn die Informationen keine Brisanz hätten, dann würde er sie Keith zum jetzigen Zeitpunkt vorenthalten.
„Spuck es schon aus.“
„Zunächst einmal zu Trevor Blake. Seine Fassade stimmt – Wirtschaftsprüfer, Abschluss in Cambridge, alteingesessene Familie. Doch das war alles, was ich über ihn herausfinden konnte. Nichts weiter, egal, wie tief ich gegraben habe. Keine Verwandten, keine Verkehrsvergehen, keine Spuren zu Freunden aus der Vergangenheit. Jeder, den er jetzt kennt, ist aus seinem Arbeitsumfeld. Keine Fotos von früher. Nichts.“
Normale Menschen hatten eine Geschichte. Doch diese Informationen traten für Keith in den Hintergrund, denn er wusste, was Gregory über Alexis herausgefunden hatte, würde ihm nicht gefallen. Was für Geheimnisse hatte die Frau, die ihn berührte wie niemand zuvor? Ihr Akzent hatte etwas damit zu tun. Wieso versuchte sie, ihre Vergangenheit vor ihm zu verbergen, obwohl sie ihm so großes Vertrauen geschenkt hatte?
Kapitel 8
Alexis holte die Post aus dem Briefkasten, der neben ihrer Haustür hing. Sie wartete dringend auf den Vertrag für ihren nächsten Auftrag, und den wollte sie erst in den Händen halten, bevor sie mit dem Lektorat begann. Sie hatte einmal den Fehler begannen und mit einer Übersetzung angefangen, ehe alles hieb- und stichfest war. Der Verlag hatte sich entgegen seiner mündlichen Zusage nicht mehr bei ihr gemeldet. Sie hatte Mühe, den Kasten zu leeren, da der Postbote einen Katalog hineingestopft hatte. Nervös huschte ihr Blick über die Umgebung. Das musste aufhören, sie konnte doch nicht ernsthaft denken, dass Trevor nichts Besseres zu tun hatte, als hinter dem nächstbesten Busch auf sie zu lauern. Die letzte Nachricht auf dem Anrufbeantworter hatte sie sich allein angehört, und Trevor hatte sich entschuldigt, gemeint, er wäre nicht er selbst gewesen und würde sie von jetzt an in Ruhe lassen.
Wenn sie daran dachte, wie kontrolliert, fast kalt dieser Mann mit wenigen Ausnahmen gewesen war, brachte sie diese Facette seiner Persönlichkeit nur schwer mit dem Trevor, den sie zu kennen geglaubt hatte, in Einklang. Mit dem Ellenbogen klemmte sie die Post an ihren Körper und drückte mit dem Po die Tür ins Schloss, schob die Kette vor und drehte den Schlüssel herum. Sie lief die Treppe hinauf, legte die Post auf ihren Schreibtisch, der vor einem der drei Wohnzimmerfenster stand und den ein Paravent von dem restlichen Raum abtrennte. Zwischen der Werbung entdeckte sie den ersehnten Umschlag. Ob sie nachher Keith anrufen sollte? Sie würde ihr Glück gern mit ihm teilen. Dann verwarf sie den Gedanken. Er hatte vorhin sehr besorgt ausgesehen, nachdem er den Anruf entgegengenommen hatte. Sie hoffte, Keith würde sich melden, wenn er sich danach fühlte, sodass sie sich keine Sorgen um
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