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Feuertango

Feuertango

Titel: Feuertango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Mignani
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ihn machen musste. Sie wollte nicht den Eindruck erwecken, dass sie bereits jetzt nicht ohne ihn leben konnte. Außerdem stand ihr eine lange arbeitsreiche Nacht bevor, denn sie musste sich ranhalten, um die Deadline einzuhalten.
    Ein weißes Stück Papier erweckte ihre Aufmerksamkeit. Sie zog es zwischen der Werbung hervor.
    Ich weiß, wer du bist.
    Ihr war, als würde ihr jemand in den Magen schlagen. Der Boden schwankte unter ihren Füßen, und sie musste sich an der Tischkante festhalten, weil sie ansonsten das Gleichgewicht verloren hätte. Alexis schaffte es gerade noch ins Bad, fiel vor der Toilette auf die Knie. Hinterher stand sie vor dem Waschbecken, spülte ihren Mund aus und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Als sie sich im Spiegel ansah, stellte sie fest, dass Tränen ihre Wangen hinunterliefen.
    Sie brauchte Hilfe, und sie hatte Keith sowieso alles beichten wollen, wenn sie sich das nächste Mal sahen. Alexis überlegte nicht lange, sie holte ihr Smartphone und betete, dass Keith den Anruf entgegennehmen würde, obwohl eigene Sorgen ihn plagten.
     
    Keith starrte Gregory an, der ihm gerade dargelegt hatte, dass Alexis White nicht die Person war, die sie vorgab zu sein. Doch ehe er sich dazu äußern konnte, meldete sich sein Telefon mit der Titelmelodie von Highlander . Das war Alexis. Hatte sie ihn so sehr getäuscht? Aber wozu? Oder hatte sie etwas mit VelvetPain zu tun? War ihr Zusammentreffen nicht so zufällig gewesen, wie es den Anschein hatte?
    Hatte seine Menschenkenntnis ihn dermaßen im Stich gelassen? Er deutete Sean und Gregory an still zu sein und nahm den Anruf entgegen, stellte das Telefon auf Lautsprecher. Das war zwar nicht die feine Art, doch er misstraute seinem Urteilsvermögen.
    „Keith!“, schluchzte sie hysterisch. „Bitte, ich brauche Hilfe.“ Sie weinte so hart, dass er sie kaum verstehen konnte.
    „Langsam, Cara. Hol tief Luft. So ist es gut. Und jetzt ein Wort nach dem anderen.“
    „Jemand weiß, wer ich wirklich bin.“ Und sie brach erneut in Tränen aus. Spielte sie ihm eine Scharade vor? Verzweifelt sah er zu Sean.
    „Ich komme zu dir. So schnell ich kann.“
    „Falls er mich findet … Keith, bitte.“ Sie stammelte etwas, das er nicht verstand, und dann war die Leitung tot.
    „Verdammte Scheiße!“ Keith unterdrückte den Reiz, das Telefon gegen die Wand zu schmettern.
    Sean fuhr sich so hart mit den Fingern durch sein Haar, dass es Keith nicht gewundert hätte, wenn er es sich herausgerupft hätte. „Ich will Hazel nicht allein lassen, aber dich auch nicht.“
    „Ich fahr dir hinterher, Keith“, sagte Gregory. „So kann ich ein Auge auf dich haben und unauffällig im Hintergrund bleiben.“
    „Wir haben uns nicht in ihr getäuscht“, beruhigte Sean ihn. „Es gibt eine Menge Gründe, seinen Namen zu ändern. Es könnte reiner Zufall sein, dass sich die Ereignisse im Moment überschlagen.“
    „Ich hoffe, du hast recht.“
    Doch keiner von ihnen glaubte Seans Worten.
    „Keith, nimm deine Waffe mit.“ Sean sah ihn grimmig an. „Sei vorsichtig, mein Freund.“
     
    Die Fahrt zu Alexis dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Keith hatte Mühe, sich zu konzentrieren, ruhig zu bleiben, so wie es eine Krisensituation erforderte. Das Gesicht von Amanda schwebte vor seinen Augen, gefolgt von ihrem blutigen Körper, anschließend das Antlitz von Hazel, die so herzzerreißend um die geliebte Freundin trauerte. Das Bild wurde von Alexis’ verzweifeltem Weinen abgelöst, dann von ihrem Lächeln. Alexis White war vor dreizehn Jahren bei einem tragischen Autounfall gestorben. Gregory hatte es nur herausgefunden, da Alexis’ Leben urplötzlich vor vier Jahren angefangen hatte und er sehr tief graben musste, um hinter die Fassade zu blicken. Die Eltern der richtigen Alexis White wohnten in den Staaten. Ihre Tochter war in Großbritannien geboren worden, und es war ihre Geburtsurkunde, die Alexis benutzt hatte, um sich britische Papiere zu besorgen.
    Wer war Alexis? Und was würde er unternehmen, falls sie etwas mit VelvetPain zu tun hatte? Er weigerte sich, weiter mit diesem grauenvollen Gedanken zu spielen. Keith zwang sich, nicht zu schnell zu fahren. Endlich tauchte die Straße auf, in der sie wohnte. Er parkte vor ihrem Haus, und von Gregory war nichts zu sehen, doch Keith wusste, dass er in der Nähe war und ihm den Rücken deckte. Er steckte sich die Waffe in den rückwärtigen Hosenbund, sah sich aufmerksam um, bevor er ausstieg. Alexis riss die Haustür

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