Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
begonnene Operation in Sodden und Brugge, in deren Verlauf die kaiserlichen Truppen in Gefechte mit der Armee Temeriens geraten waren. Obwohl der Konvent prinzipiell apolitisch sein sollte, waren die Zauberinnen außerstande, ihre Ansichten zu verhehlen. Manche von ihnen beunruhigte offensichtlich die Anwesenheit Nilfgaards vor den Toren. Fringilla hatte gemischte Gefühle. Sie hatte vorausgesetzt, derart gebildete Personen müssten begreifen, dass das Kaiserreich dem Norden Kultur, Wohlstand, Ordnung und politische Stabilität brachte. Andererseits wusste sie jedoch nicht, wie sie selbst reagieren würde, wenn sich ihrer Heimat fremde Truppen näherten.
    Philippa Eilhart hatte jedoch sichtlich genug von den Diskussionen über militärische Angelegenheiten. »Den Ausgang des Krieges vermag niemand vorherzusehen«, sagte sie. »Zumal solche Voraussicht keinen Sinn hat. Betrachten wir diese Dinge also mit kühlem Blick. Erstens ist der Krieg kein gar so großes Übel. Ich hätte mehr Angst vor den Folgen einer Überbevölkerung, die in der gegenwärtigen Entwicklungsetappe von Landwirtschaft und Gewerbe eine totale Hungerkatastrophe bedeuten würde. Zweitens ist Krieg die Fortsetzung der Politik der Herrscher. Welcher von den derzeit Regierenden wird in hundert Jahren noch leben? Natürlich keiner. Wie viele Dynastien werden überdauern? Das kann man nicht sagen. Die heutigen territorialen und dynastischen Konflikte, die heutigen Ambitionen und die heutigen Hoffnungen werden in hundert Jahren Staub in den Chroniken sein. Wenn wir uns jedoch nicht vorsehen, wenn wir uns in den Krieg hineinziehen lassen, dann bleibt von uns auch nur Staub. Wenn wir hingegen etwas über die Fahnen hinausblicken, wenn wir die Ohren vor kriegerischen und patriotischen Rufen verschließen, werden wir überdauern. Und wir müssen überdauern. Wir müssen, denn wir tragen Verantwortung. Nicht vor den Königen und ihren partikulären, auf ein Königreich beschränkten Interessen. Wir sind für die Welt verantwortlich. Für den Fortschritt. Für die Veränderungen, die dieser Fortschritt mit sich bringt. Wir sind verantwortlich für die Zukunft.«
    »Tissaia de Vries hätte es anders ausgedrückt«, sagte Francesca Findabair. »Ihr ging es immer um die Verantwortung gegenüber den gewöhnlichen, einfachen Menschen. Nicht in der Zukunft, sondern hier und jetzt.«
    »Tissaia de Vries lebt nicht mehr. Würde sie leben, wäre sie unter uns.«
    »Sicherlich.« Die Aster aus den Tälern lächelte. »Aber sie hielte wohl schwerlich den Krieg für ein geeignetes Mittel gegen Hungerkatastrophen und Überbevölkerung. Beachtet das letzte Wort, verehrte Konsorores. Wir verwenden bei unseren Beratungen die Gemeinsprache, die die Verständigung erleichtern soll. Doch für mich ist das eine Fremdsprache. In meiner Muttersprache gibt es das Wort >Überbevölkerung< nicht. Die unvergessene Tissaia de Vries sorgte sich um das Los der einfachen Menschen. Was mich angeht, so ist das Los der einfachen Elfen nicht weniger wichtig. Ich würde liebend gern der Idee Beifall spenden, mit den Gedanken in die Zukunft zu enteilen und den heutigen Tag als vergängliche Nebensache zu betrachten. Ich stelle jedoch betrübt fest, dass der heutige Tag den morgigen bedingt, und ohne ein Morgen gibt es keine Zukunft. Für euch Menschen ist es vielleicht lächerlich, einen Birkenbaum zu beweinen, der in den Kriegswirren verbrannt ist; schließlich mangelt es nicht an Birken, gibt es diese nicht, dann eine andere, und wenn es keine Birke gibt, dann eben eine Akazie. Verzeiht die botanischen Metaphern. Aber seid so freundlich, zur Kenntnis zu nehmen, dass das, was für euch Menschen eine Frage der Politik darstellt, für uns Elfen eine Frage des Überlebens ist.«
    »Politik interessiert mich nicht«, erklärte Margarita Laux-Antille, die Rektrix der magischen Akademie, laut. »Ich möchte einfach nicht, dass die Mädchen, deren Ausbildung ich mich gewidmet habe, als Söldnerführerinnen benutzt werden, indem man ihnen den Blick mit Parolen von Vaterlandsliebe vernebelt. Das Vaterland dieser Mädchen ist die Magie, das ist es, was ich sie lehre. Wenn jemand meine Mädchen in den Krieg verwickelt, sie auf eine neue Anhöhe von Sodden stellt, dann werden sie verloren sein, egal, wie es auf dem Schlachtfeld ausgeht. Ich verstehe deine Vorbehalte, Enid, aber wir müssen uns um die Zukunft der Magie kümmern, nicht um Rassenprobleme.«
    »Wir müssen uns um die Zukunft der Magie

Weitere Kostenlose Bücher