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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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seiner dunklen Augen über sie schweifen -, »tut nicht so, als ob ihr nicht versteht.«
    »In Nilfgaard«, sagte Cahir, wurde rot und senkte den Kopf, »entscheidet in solchen Dingen ausschließlich die Frau. Niemand hat das Recht, auf ihre Entscheidung Einfluss zu nehmen. Regis sagt, dass Milva entschlossen ist, das ... Medikament zu nehmen. Darum, nur darum habe ich begonnen, darüber wie über eine feststehende Tatsache nachzudenken. Und über die Folgen dieser Tatsache. Aber ich bin ein Ausländer, der nicht weiß ... Ich sollte überhaupt nichts dazu sagen. Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Wofür?«, wunderte sich der Troubadour. »Dass du uns für Wilde hältst, Nilfgaarder? Für primitive Stämme, die sich nach irgendeinem Schamanen-Tabu richten? Es ist klar, dass nur die Frau solch eine Entscheidung treffen kann, das ist ihr unveräußerliches Recht. Wenn Milva sich entschließt, dass sie ...«
    »Halt den Mund, Rittersporn«, knurrte der Hexer. »Halt den Mund, ich bitte dich sehr.«
    »Du bist anderer Ansicht?«, empörte sich der Dichter. »Du würdest es ihr verbieten wollen oder...«
    »Halt den Mund, verdammt, denn ich kann sonst nicht für mich einstehen! Regis, du scheinst hier unter uns eine Art Volksabstimmung durchzuführen. Wozu? Du bist hier der Mediziner. Das Mittel, um das sie gebeten hat... Ja, das Mittel, das Wort >Medikament< will mir irgendwie nicht über die Lippen ... Nur du kannst dieses Mittel zubereiten und ihr geben. Und du wirst es tun, wenn sie dich abermals darum bittet. Du wirst es ihr nicht abschlagen.«
    »Das Mittel habe ich schon zubereitet.« Regis zeigte ihnen ein Fläschchen von dunklem Glas. »Wenn sie mich abermals bittet, werde ich es nicht abschlagen. Wenn sie mich abermals bittet.«
    »Worum geht es also? Um unsere Einmütigkeit? Um allgemeine Akzeptanz? Was erwartest du?«
    »Du weißt bestens, worum es geht«, sagte der Vampir. »Du fühlst genau, was zu tun ist. Aber da du fragst, werde ich antworten. Ja, Geralt, genau darum geht es. Ja, genau das ist zu tun. Nein, nicht ich erwarte das.«
    »Kannst du deutlicher reden?«
    »Nein, Rittersporn«, entgegnete der Vampir. »Noch deutlicher kann ich es nicht. Zumal es gar nicht notwendig ist. Habe ich recht, Geralt?«
    »Du hast recht.« Der Hexer stützte die Stirn auf die verschränkten Hände. »Ja, verdammt, du hast recht. Aber warum schaust du mich an? Was soll ich tun? Ich kann das nicht. Ich schaffe es nicht. Ich eigne mich ganz und gar nicht für diese Rolle ... Ganz und gar nicht, versteht ihr?«
    »Nein«, widersprach Rittersporn. »Wir verstehen überhaupt nichts. Cahir? Verstehst du etwas?«
    Der Nilfgaarder schaute Regis an, dann Geralt. »Ich denke schon«, sagte er langsam.
    »Aha.« Der Troubadour nickte. »Geralt hat es auf Anhieb verstanden, Cahir denkt, dass er es versteht. Ich verlange unmissverständlich eine Erklärung, aber erst heißt man mich schweigen, dann höre ich, es sei nicht notwendig, dass ich verstehe. Danke. Zwanzig Jahre im Dienste der Dichtkunst, hinreichend lange, um zu wissen, dass es Dinge gibt, die man entweder auf Anhieb versteht, sogar ohne Worte, oder man wird sie niemals verstehen.«
    Der Vampir lächelte. »Ich kenne niemanden«, sagte er, »der das schöner formulieren könnte.«
     
    Es war vollends dunkel geworden. Der Hexer stand auf.
    Was hilft's, dachte er. Ich komme nicht drum herum. Da gibt's nichts mehr zu zögern. Ich muss es tun. Ich muss, und fertig.
     
    Milva saß einsam neben dem kleinen Feuer, das sie im Walde entfacht hatte, auf einer Lichtung, weit von der Holzfällerhütte entfernt, in der die anderen übernachteten. Sie zuckte nicht, als sie seine Schritte hörte. Ganz, als hätte sie ihn erwartet. Sie rückte nur beiseite, machte ihm Platz auf dem umgestürzten Baumstamm.
    »Na und, was ist?«, sagte sie scharf, ohne abzuwarten, bis er etwas sagte. »Schöner Mist, was?«
    Er antwortete nicht.
    »Das hättest du nicht gedacht, als wir losgezogen sind, was? Als du mich mitgenommen hast? Hast gedacht, was soll's, dass sie 'ne ungeschliffene, dumme Dorftrine ist? Hast mir erlaubt, mitzureiten. Schlaue Gespräche, hast du gedacht, werd ich unterwegs mit ihr nicht führn, aber sie kann zu gebrauchen sein. Ist 'n gesundes, kräftiges Gewächs, schießt mit dem Bogen, wird sich im Sattel den Arsch nicht verbrennen, und wenn's gefährlich wird, macht sie sich nicht in die Hosen, sie wird von Nutzen sein. Und jetzt zeigt sich, da gibt's keinen Nutzen, bloß

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