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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ich nicht nach den Motiven forsche, lerne ich allmählich die Kunst, hinter die Masken zu blicken.«
     
    Geralt hieb mit dem Sihill zu und schnitt einen vorbeifliegenden Nachtfalter mittendurch.
    Nachdem wir uns von Zoltan und seinen Leuten getrennt hatten, erinnerte er sich, stießen wir in den Wäldern auf eine Gruppe wandernder Bauern. Ein Teil gab bei unserem Anblick Fersengeld, doch ein paar hielt Milva zurück, indem sie ihnen mit dem Bogen drohte. Die Bauern, stellte sich heraus, waren bis vor kurzem Gefangene Nilfgaards gewesen. Sie waren zum Holzfällen gepresst worden, doch vor ein paar Tagen hatte eine Einheit die Wachleute angegriffen und aufgerieben und die Bauern befreit. Jetzt waren sie auf dem Heimweg. Rittersporn wollte unbedingt herausfinden, wer jene Befreier waren, er befragte die Bauern eingehend.
     
    »Diese Krieger«, wiederholte der Bauer, »dienen der Weißen Königin. Die schlagen die Schwarzen, dass die Funken stieben! Die haben gesagt, sie sind wie Gorillas im Rücken der Feinde.« »Wie was?«
    »Ich sag's doch. Wie Gorillas.«
    »Gorillas, verdammich.« Rittersporn verzog das Gesicht und winkte ab. »Oh, Leute, Leute... Was für Feldzeichen, habe ich gefragt, hatten diese Truppen bei sich?«
    »Verschiedene, Herr. Vor allem die Berittenen. Aber das Fußvolk hatte so rote.« Der Bauer nahm einen Stock und kritzelte einen Rhombus in den Sand.
    »Eine Raute«, wunderte sich der in Heraldik beschlagene Rittersporn. »Nicht die temerische Lilie, sondern die Raute. Das Wappen von Rivien. Merkwürdig. Nach Rivien sind es von hier gut zweihundert Meilen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Armee von Lyrien und Rivien in den Schlachten von Dol Angra und bei Aldersberg vollständig vernichtet worden und das Land von Nilfgaard okkupiert ist... Ich verstehe das alles nicht!«
    »Das ist normal«, unterbrach ihn der Hexer. »Genug geredet. Auf den Weg.«
     
    »Ha!«, rief der Dichter, der die ganze Zeit überlegt und die von den Bauern erhaltenen Informationen analysiert hatte. »Ich hab's! Keine Gorillas, sondern Guerillas! Partisanenkrieg! Im Rücken des Feindes, versteht ihr?«
    Cahir nickte. »In diesem Gebiet operieren Partisanen der Nordlinge. Irgendwelche Einheiten, sicherlich gebildet aus den Resten der Armee von Lyrien und Rivien, die Mitte Juli bei Aldersberg zerschlagen worden ist. Ich habe von dieser Schlacht gehört, als ich bei den Eichhörnchen war.«
    »Ich halte die Nachricht für erfreulich«, verkündete Rittersporn, stolz, dass gerade er das Rätsel um die Gorillas hatte lösen können. »Sogar wenn die Bauern die Wappen verwechseln, haben wir es wohl kaum mit der Armee Temeriens zu tun. Und ich glaube nicht, dass zu den rivischen Guerillas schon die Nachricht von den beiden Spionen vorgedrungen ist, die neulich auf rätselhafte Weise dem Hofmarschall Vissegerd unterm Galgen entflohen sind. Wenn wir auf diese Partisanen treffen sollten, haben wir Chancen, uns herauszuwinden.«
    »Das wohl«, sagte Geralt, während er die ausbrechende Plötze beruhigte. »Aber offen gesagt, ich würde lieber nicht auf sie treffen.«
    »Aber das sind doch deine Landsleute, Hexer«, sagte Regis. »Du wirst doch Geralt von Riva genannt.«
    »Berichtigung«, sagte er kalt. »Ich selbst nenne mich so, damit es besser klingt. Ein Name mit solch einem Zusatz weckt größeres Vertrauen bei meinen Kunden.«
    »Verstehe.« Der Vampir lächelte. »Aber warum hast du ausgerechnet Riva gewählt?«
    »Ich habe Stäbchen gezogen, die mit verschiedenen wohlklingenden Namen versehen waren. Diese Methode hat mir der Hexer vorgeschlagen, der mich ausgebildet hat. Nicht sofort. Erst als ich mich darauf versteifte, den Namen Geralt Roger Erik du Haute-Bellegarde anzunehmen. Vesemir hielt das für lächerlich, angeberisch und blödsinnig. Ich denke, er hatte recht.«
    Rittersporn lachte lauthals los und warf dem Vampir und dem Nilfgaarder vielsagende Blicke zu.
    »Mein mehrteiliger Name«, sagte Regis, von dem Blick gekränkt, »ist echt. Und entspricht der Vampirtradition.«
    »Meiner auch«, beeilte sich Cahir zu erklären. »Mawr ist der Name meiner Mutter und Dyffryn der meines Urgroßvaters. Daran ist nichts komisch, Dichter. Und du selber, wenn man fragen darf, wie heißt du? Denn Rittersporn ist ja offensichtlich ein Pseudonym.«
    »Ich kann meinen wahren Namen nicht verwenden und offenbaren«, erwiderte der Barde geheimnisvoll und stolz erhobenen Hauptes. »Er ist zu berühmt.«
    »Und mich«,

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