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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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und Tau... Dem Zweiten streckte ich selbst die Arme entgegen ... Bereitwillig... Ein bisschen Liebe? Weiß der Teufel, wie viel Liebe dabei war und wie viel Angst, aber Angst war mehr da, da bin ich mir sicher... Denn die Liebe war gespielt, gut zwar, aber doch gespielt, wie bei einem Jahrmarktsspiel, denn da, wenn die Schauspieler gut sind, vergisst man sofort, was vorgetäuscht ist und was wahr. Aber die Angst war da. Sie war echt.« Er schwieg.
    »Und den Tod haben wir doch nicht besiegen können. Im Morgengrauen sind zwei erschlagen worden, ehe wir am Bandwasser warn. Von den dreien, die überlebt haben, hab ich keinen mehr zu Gesicht gekriegt. Meine Mama hat gesagt, ein Mädchen weiß immer, wessen Frucht sie im Bauche trägt... Aber ich weiß es nicht. Ich hab nicht mal die Namen von diesen Elfen gekannt, woher soll ich's wissen? Sag, woher?«
    Er schwieg. Er ließ seine Schulter für sich sprechen.
    »Und wozu soll ich's auch wissen. Der Vampir wird gleich das Mutterkorn fertig machen... Ihr werdet mich in irgendeinem Dorf zurücklassen müssen ... Nein, sag nichts, sei still. Ich weiß, was du für einer bist. Du lässt nicht mal deine eigensinnige Stute im Stich, gibst sie nicht weg, tauschst sie nicht gegen eine andre ein. Du bist keiner von denen, die einen im Stich lassen. Aber jetzt muss es sein. Nach dem Mutterkorn werd ich nicht im Sattel sitzen können. Aber du sollst wissen, wenn ich wieder gesund bin, komm ich euch nach. Denn ich möcht, dass du deine Ciri findest, Hexer. Dass du sie mit meiner Hilfe findest und zurückkriegst.«
    »Darum bist du mir nachgeritten«, sagte er und rieb sich die Stirn. »Darum.«
    Sie senkte den Kopf.
    »Ebendarum bist du mit mir gekommen«, wiederholte er. »Du bist aufgebrochen, um bei der Rettung eines fremden Kindes zu helfen. Du wolltest bezahlen. Eine Schuld bezahlen, die du schon damals, als du losgeritten bist, aufzunehmen vorhattest... Ein fremdes Kind für das eigene. Und ich habe versprochen, dir in der Not zu helfen. Milva, ich werde dir nicht helfen können. Glaub mir, ich werde es nicht können.«
    Diesmal schwieg sie. Er vermochte das nicht. Er fühlte, dass er es nicht durfte.
    »Damals im Brokilon habe ich bei dir eine Schuld aufgenommen und gelobt, dass ich sie bezahlen würde. Unvernünftig. Dumm. Du hast mir zu einem Zeitpunkt geholfen, als ich Hilfe sehr nötig hatte. Solch eine Schuld lässt sich nicht zurückzahlen. Man kann nicht für etwas bezahlen, das unbezahlbar ist. Manche behaupten, dass jedes, absolut jedes Ding auf der Welt seinen Preis hat. Das ist nicht wahr. Es gibt Dinge, die haben keinen Preis, sie sind unbezahlbar. Am leichtesten erkennt man solche Dinge daran, dass sie, wenn man sie erst einmal verloren hat, für immer verloren sind. Ich selbst habe viele solche Dinge verloren. Darum kann ich dir heute nicht helfen.«
    »Du hast mir schon geholfen«, erwiderte sie sehr ruhig. »Du weißt gar nicht, wie sehr du mir geholfen hast. Jetzt geh bitte. Lass mich allein. Geh, Hexer. Geh, ehe du meine Welt vollends zum Einsturz bringst.«
     
    Als sie bei Sonnenaufgang wieder aufbrachen, ritt Milva voran, ruhig und lächelnd. Und als der hinter ihr reitende Rittersporn auf der Laute zu klimpern begann, pfiff sie im Takt der Melodie.
    Geralt und Regis beschlossen den Zug. In einem bestimmten Augenblick schaute der Vampir den Hexer an, lächelte, nickte anerkennend und bewundernd. Wortlos. Dann zog er aus seinem Arzneitornister ein Fläschchen von dunklem Glas, zeigte es Geralt. Er lächelte abermals und warf das Fläschchen ins Gebüsch.
    Der Hexer schwieg.
     
    Als sie haltmachten, um die Pferde zu tränken, zog Geralt Regis beiseite.
    »Geänderte Pläne«, teilte er trocken mit. »Wir reiten nicht durch den Ysgith.«
    Der Vampir schwieg einen Moment lang und musterte ihn aus seinen schwarzen Augen.
    »Wenn ich nicht wüsste«, sagte er schließlich, »dass du als Hexer nur wirkliche Gefahren fürchtest, würde ich denken, dass dir das Gefasel des unnormalen Mädchens Angst gemacht hat.«
    »Aber du weißt es. Also wirst du logisch denken.«
    »Freilich. Ich möchte deine Aufmerksamkeit jedoch auf zwei Dinge lenken. Erstens, der Zustand, in dem sich Milva befindet, ist keine Krankheit und keine Behinderung. Das Mädchen muss natürlich auf sich aufpassen, aber sie ist völlig gesund und leistungsfähig. Ich würde sagen, sogar leistungsfähiger. Die Hormone ...«
    »Hör auf mit dem belehrenden und leicht herablassenden Ton«, fiel ihm

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