Feuertaufe
hat.«
»Und ich weiß, dass er mit Sicherheit nicht die Politik im Sinn hat, die er verfolgt«, sagte Assire var Anahid und schaute Philippa an.
»Ich bin apolitisch.« Margarita Laux-Antille hob den Kopf. »Und meine Schule ist apolitisch. Ich habe sämtliche Typen, Arten und Gattungen von Politik im Sinn, die es gibt!«
»Liebe Damen«, meldete sich Sheala zu Wort, die seit geraumer Zeit geschwiegen hatte. »Vergesst nicht, dass ihr das dominante Geschlecht seid. Benehmt euch also nicht wie kleine Mädchen, die einander über den Tisch hinweg den Teller mit Süßigkeiten wegnehmen. Das von Philippa vorgeschlagene Prinzip ist ja wohl klar. Mir zumindest, und ich habe bisher nicht genug Anlass, euch für weniger scharfsichtig zu halten. Außerhalb dieses Saales mögt ihr sein, wer ihr wollt, dienen, wem oder welcher Sache ihr wollt, so treu, wie es euch beliebt. Aber wenn sich der Konvent versammelt, werden wir uns ausschließlich mit der Magie und ihrer Zukunft befassen.«
»Genau so stelle ich es mir vor«, bestätigte Philippa Eilhart. »Ich weiß, dass es viele Probleme gibt, auch Zweifel und Unklarheiten. Wir werden sie beim nächsten Treffen besprechen, an dem wir alle nicht in Gestalt von Projektionen oder Illusionen teilnehmen werden, sondern in eigener Person. Die Anwesenheit wird nicht als formeller Akt des Eintritts in den Konvent gelten, sondern als Geste guten Willens. Ob der Konvent überhaupt gebildet wird, werden wir gemeinsam entscheiden. Wir alle gleichberechtigt.«
»Wir alle?«, wiederholte Sheala. »Ich sehe leere Sessel und nehme an, dass sie nicht zufällig hier stehen.«
»Der Konvent soll zwölf Zauberinnen umfassen. Ich möchte, dass uns Frau Assire beim nächsten Treffen die Kandidatin für einen dieser freien Sessel vorschlägt und vorstellt. Im Kaiserreich Nilfgaard wird sich mit Sicherheit noch eine würdige Kandidatin finden. Den zweiten Platz zu besetzen überlasse ich dir, Francesca, damit du dich als einzige reinblütige Elfe nicht einsam fühlst. Den dritten ...«
»Ich bitte um zwei Plätze. Ich habe zwei Kandidatinnen.«
»Hat jemand von den Damen etwas gegen diese Bitte? Wenn nicht, bin ich ebenfalls einverstanden. Wir haben heute den fünften August, den fünften Tag nach Neumond. Wir werden uns am zweiten Tag nach Vollmond wiedertreffen, liebe Konsorores, in vierzehn Tagen.«
»Moment«, schaltete sich Sheala de Tancarville ein. »Ein Platz bleibt immer noch leer. Wer soll die zwölfte Zauberin sein?«
»Ebendas wird das erste Problem sein, mit dem sich die Loge zu befassen hat.« Philippa lächelte geheimnisvoll. »In zwei Wochen sage ich euch, wer in dem zwölften Sessel sitzen soll. Und dann werden wir uns gemeinsam überlegen, wie wir dafür sorgen, dass jene Person dort Platz nimmt. Ihr werdet euch über meinen Vorschlag und über jene Person wundern. Denn das ist keine gewöhnliche Person, hochgeschätzte Konsorores. Das ist der Tod oder das Leben, die Vernichtung oder die Wiedergeburt, die Ordnung oder das Chaos. Je nachdem, wie man es betrachtet.«
Das ganze Dorf strömte herbei, um die Bande durchreiten zu sehen. Dauser kam zusammen mit den anderen heraus. Er hatte zu tun, konnte sich aber nicht beherrschen. In letzter Zeit wurde viel über die Ratten geredet. Es ging sogar das Gerücht, sie seien alle gefasst und aufgehängt worden. Das Gerücht war indes falsch, der Gegenbeweis paradierte gerade demonstrativ und ohne Eile vor dem ganzen Dorf.
»Diese dreisten Lumpen«, flüsterte jemand hinter Dausers Rücken, doch in dem Flüstern klang Bewunderung mit. »Kommen am helllichten Tage ...«
»Aufgeputzt wie zur Hochzeit...«
»Und was für Pferde! Solche siehst du nicht mal bei den Nilfgaardern!«
»Pah, die sind ja auch geraubt. Die Ratten nehmen allen die Pferde weg. Pferde kann man jetzt überall leicht verkaufen. Aber die besten behalten sie selber...«
»Der an der Spitze, schaut, das ist Giselher... Denen ihr Anführer.«
»Und hinter ihm, auf der Fuchsstute, das ist diese Elfe ... Flamme nennen sie sie ...«
Hinter einem Zaun kam ein Köter hervorgesprungen, begann zu bellen und lief der Stute von Flamme vor den Hufen herum. Die Elfe schüttelte ihre üppige Mähne dunkler Haare, wendete das Pferd, beugte sich weit herab und versetzte dem Hund einen Hieb mit der Reitpeitsche. Der Köter sprang hoch und drehte sich dreimal um die eigene Achse; Flamme spuckte auf ihn herab. Dauser verbiss sich einen Fluch.
Die am Straßenrand Stehenden
Weitere Kostenlose Bücher