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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Gewitter, dachte Milva, und nach dem Gewitter starker Regen. Die Finken haben sich nicht geirrt.
    Sie trieb das Pferd an. Wenn sie den Hexer vor dem Gewitter einholen wollte, musste sie sich beeilen.
     
     
    Ich habe in meinem Lehen viele Militärs kennengelernt. Ich kannte Marschälle, Generale, Heergrafen und Hetmane, die Triumphatoren zahlreicher Feldzüge und Schlachten. Ich habe mir ihre Erzählungen und Erinnerungen angehört. Ich habe sie über Karten gebeugt gesehen, wie sie darauf verschiedenfarbige Striche zeichneten, Pläne machten, die Strategie bedachten. In diesem Krieg auf dem Papier passte alles, alles funktionierte, alles war klar und in vorbildlicher Ordnung. So muss es sein, erklärten die Militärs. Eine Armee heißt ja vor allem Ordnung und Disziplin.
    Umso erstaunlicher ist es, dass der wirkliche Krieg - und ein paar wirkliche Kriege habe ich gesehen - im Hinblick auf Ordnung und Disziplin einem in Flammen stehenden Bordell zum Verwechseln ähnlich sieht.
     
    Rittersporn, Ein halbes Jahrhundert Poesie
     
     

Das zweite Kapitel
    Das kristallklare Wasser des Flusses floss in einem sanften, ovalen Bogen über den Felsrand, fiel als rauschende und schäumende Kaskade zwischen die onyxschwarzen Steine, brach sich an ihnen und verschwand in der weißen Gischt, aus der es in ein breites Bett strömte, so durchsichtig, dass man jedes Steinchen im verschiedenfarbigen Mosaik des Grundes sehen konnte, jeden grünen Strang der im Strome wogenden Wasserpflanzen.
    Beide Ufer waren von Knöterich überwuchert, dazwischen wuchs Efeu und präsentierte stolz kleine weiße Jabots auf den Rankenhälsen. Oberhalb des Knöterichs schillerten die Sträucher in Grün, Braun und Ocker vor dem Hintergrund der Fichten, die aussahen, als seien sie mit pulverisiertem Silber bestreut.
    »Fürwahr«, seufzte Rittersporn. »Schön ist es hier.«
    Eine große dunkle Lachsforelle versuchte den Sprung über die Schwelle des Wasserfalls. Einen Augenblick lang hing sie in der Luft, wedelte mit den Flossen und schlug mit dem Schwanz, dann fiel sie schwer in den brodelnden Schaum des Wirbels.
    Den gen Süden dunkler werdenden Himmel durchzuckte ein verzweigter Blitzstrahl, ferner Donner wurde als dumpfes Echo von der Wand des Waldes zurückgeworfen. Die braune Stute des Hexers begann zu tänzeln, warf den Kopf hin und her, bleckte die Zähne beim Versuch, die Gebissstange auszuspucken. Geralt zog ihr kräftig die Zügel straff, die Stute wich tänzelnd zurück, dass die Hufeisen auf den Steinen klirrten.
    »Brr! Brrr! Hast du das gesehen, Rittersporn? Verdammte Balletttänzerin! Bei der ersten Gelegenheit werde ich zusehen, dass ich dieses Vieh loswerde! Hol mich der Teufel, und wenn ich sie gegen einen Esel tauschen muss!«
    »Rechnest du bald mit solch einer Gelegenheit?« Der Dichter kratzte sich den von Mücken zerstochenen Hals. »Die wilde Landschaft dieses Tales bietet fürwahr ästhetische Eindrücke sondergleichen, aber zur Abwechslung würde ich gern einen Blick in eine weniger ästhetische Schenke werfen. Es ist jetzt fast eine Woche, dass ich romantische Natur, Landschaften und ferne Horizonte bewundere. Ich sehne mich nach Innenräumen. Insbesondere nach solchen, wo man warmes Essen und kaltes Bier serviert.«
    »Du wirst dich noch eine Zeitlang sehnen müssen.« Der Hexer drehte sich im Sattel um. »Vielleicht werden deine Leiden ein wenig durch die Mitteilung beschwichtigt, dass auch ich eine gewisse Sehnsucht nach der Zivilisation empfinde. Wie du weißt, habe ich genau sechsunddreißig Tage im Brokilon gesteckt. Und Nächte, in denen die romantische Natur mir den Hintern hat abfrieren lassen, mir über den Rücken gekrochen ist und sich als Tau auf meiner Nase abgesetzt hat... Brrr! Verdammt! Wirst du wohl sofort aufhören zu springen, elende Mähre?«
    »Die Bremsen stechen sie. Die Mistviecher sind bissig und blutrünstig geworden, wie eben vor einem Gewitter. Im Süden donnert und blitzt es immer öfter.«
    »Ich hab's gemerkt.« Der Hexer schaute zum Himmel, hielt das unruhige Pferd zurück. »Der Wind ist auch anders. Kommt vom Meer her. Das Wetter ändert sich, keine Frage. Reiten wir. Nun treib schon diesen fetten Wallach an, Rittersporn.«
    »Mein Ross heißt Pegasus.«
    »Klar doch. Weißt du was? Meiner Elfenstute geben wir auch irgendeinen Namen. Hmm ...«
    »Vielleicht Plötze?«, spottete der Troubadour.
    »Plötze«, stimmte der Hexer zu. »Schön.«
    »Geralt?« »Ja.«
    »Hattest du im Leben

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