Feuertaufe
achten, in die Saiten und fiel aus vollem Halse ein:
Schaut, das Wölfchen schleicht im Dickicht gramgebeugt einher,
senkt den Kopf und klemmt den Schwanz ein, Auge tränenschwer.
Warum blickt das arme Tier denn plötzlich so gequält?
Ist bestimmt verlobt seit gestern oder gar vermählt!
»Hu-hu-ha!!«, erscholl es vielstimmig von ganz nahe zurück.
Lautes Lachen dröhnte, jemand pfiff durchdringend auf den Fingern, worauf um die Straßenbiegung eine sonderbare, überaus malerische Gesellschaft kam, die im Gänsemarsch mit rhythmischen Tritten der schweren Stiefel den Morast spritzen ließ.
»Zwerge«, stellte Milva halblaut fest. »Aber das sind keine Scioa'tael. Sie haben die Barte nicht geflochten.«
Die Ankömmlinge waren zu sechst. Gekleidet waren sie in kurze, in unzähligen Schattierungen von Grau und Braun changierende Mäntel mit Kapuzen, wie Zwerge sie bei schlechtem Wetter für gewöhnlich trugen. Solche Mäntel besaßen, wie Geralt wusste, den Vorzug, völlig wasserdicht zu sein, den sie im Laufe vieljähriger Imprägnierung mit Teer, Straßenstaub und den Resten fettigen Essens erworben hatten. Diese praktische Kleidung ging vom Vater auf den ältesten Sohn über, daher verfügten in der Regel nur erwachsene Zwerge darüber. Ein Zwerg war erwachsen, wenn sein Bart ihm bis zum Gürtel reichte, was für gewöhnlich im Alter von fünfundfünfzig Jahren der Fall war.
Keiner von den Näherkommenden sah jünger aus. Aber auch nicht älter.
»Sie führen Menschen«, murmelte Milva und wies Geralt mit einer Kopfbewegung auf die Gruppe hin, die hinter den Zwergen aus dem Walde kam. »Gewiss Flüchtlinge, weil sie mit Gepäck beladen sind.«
»Sie selber sind auch nicht schlecht bepackt«, stellte Rittersporn fest.
In der Tat trug jeder Zwerg eine Last, unter der so mancher Mensch und so manches Pferd nach kurzer Zeit zusammengebrochen wäre. Neben den üblichen Ruck- und Quersäcken bemerkte Geralt mit Schlössern bewehrte Köfferchen, einen stattlichen Kupferkessel und etwas, das wie eine kleine Kommode aussah. Einer trug ein Wagenrad auf dem Rücken.
Der an der Spitze trug kein Gepäck. In seinem Gürtel steckte ein nicht besonders großes Beil, auf dem Rücken trug er ein langes Schwert in einer Scheide, die in gestreifte Katzenfelle gewickelt war, und auf der Schulter einen grünen, nassen und aufgeplusterten Papagei.
»Seid gegrüßt«, sagte der Zwerg an der Spitze, blieb mitten auf der Straße stehen und stemmte die Hände in die Seiten. »In diesen Zeiten trifft man lieber einen Wolf im Walde als einen Menschen, und wenn schon, dann begrüßt man ihn lieber mit einem Bolzen von der Armbrust als mit einem freundlichen Wort! Aber wenn einer mit Gesang grüßt, wenn er sich mit Musik vorstellt, dann ist das, ganz klar, unser Mann! Oder unser Weib, wenn die Dame verzeihen will! Seid gegrüßt. Ich bin Zoltan Chivay.«
»Ich bin Geralt«, stellte sich der Hexer nach kurzem Zögern vor. »Der gesungen hat, ist Rittersporn. Und das ist Milva.«
»Hurrrnsohn!«, krächzte der Papagei.
»Halt den Schnabel«, knurrte Zoltan Chivay zu dem Vogel hin. »Entschuldigt. Das ist ein kluges Vögelchen aus Übersee, aber 'n ungewöhnliches. Ich hab zehn Taler für den komischen Vogel bezahlt. Er heißt Feldmarschall Duda. Und das sind die anderen von meinen Leuten. Munro Bruys, Yazon Varda, Caleb Stratton, Figgis Merluzzo und Percival Schuttenbach.«
Percival Schuttenbach war kein Zwerg. Unter der nassen Kapuze schaute anstatt eines verfilzten Bartes eine lange und spitze Nase hervor, die ihren Besitzer unzweifelhaft der alten und edlen Rasse der Gnomen zuordnete.
»Und die da« - Zoltan Chivay zeigte auf die Gruppe, die ein Stück entfernt stehengeblieben war und sich zusammendrängte - »sind Flüchtlinge aus Kernow. Wie ihr seht, lauter Weiber mit Kindern. Es waren mehr, aber Nilfgaard hat ihre Gruppe vor drei Tagen umzingelt, viele niedergemacht und die anderen zerstreut. Wir sind in den Wäldern auf sie gestoßen, und jetzt gehen wir zusammen.«
»Wacker geht ihr«, erlaubte sich der Hexer zu bemerken. »Auf der Straße und mit Gesang.«
»Ich glaube nicht« - der Zwerg wackelte mit dem Bart -, »dass es eine bessere Lösung wäre, unter Tränen zu marschieren. Von Dillingen sind wir durch die Wälder gegangen, still und leise; als die Truppen vorbei waren, sind wir auf die Straße gewechselt, um Zeit zu gewinnen.« Er brach ab und schaute auf die Reste des Überfalls.
»An derlei
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