Feuertaufe
Rittersporn umgestoßen. »Habt ihr auf dem Hof etwas angefasst?«
»Nein... Der Hund hat uns nicht herangelassen ...«
»Dem verdammten Hund sei Dank.« Zoltan richtete den Blick gen Himmel. »Gebt ihm, Götter, ein langes Leben und einen Haufen Knochen, höher als der Berg Carbon. Das Mädchen, die Untersetzte, hatte die Pusteln?«
»Nein. Sie ist gesund. Die Kranken liegen in der letzten Hütte, ihre Sippschaft. Aber viele sind schon gestorben, sagt sie. O je, Zoltan, der Wind hat zu uns her geweht!«
»Schluss mit dem Zähneklappern«, sagte Milva und senkte den Bogen. »Wenn ihr die Kranken nicht berührt habt, passiert euch nichts, keine Angst. Wenn es wirklich die schwarzen Pocken sind. Vielleicht wollte euch das Mädchen auch nur Angst einjagen.«
»Nein«, widersprach Yazon, der noch immer zitterte. »Hinter einer Kate war eine Grube ... Da lagen Leichen drin. Das Mädchen hat keine Kraft, die Toten zu begraben, also wirft sie sie in die Grube ...«
»Na...« Zoltan zog Luft durch die Nase. »Da hast du deine Hafergrütze, Rittersporn. Aber mir ist irgendwie der Appetit vergangen. Verschwinden wir hier, dalli.«
Bei den Gebäuden begann der Hund zu bellen.
»In Deckung«, zischte der Hexer und ließ sich auf ein Knie sinken.
Aus einer Schneise am gegenüberliegenden Ende der Lichtung brach eine Gruppe Reiter hervor, umringte pfeifend und mit Geschrei die Gebäude, drang dann in den Hof ein. Die Reiter waren bewaffnet, trugen aber keine einheitlichen Farben. Ganz im Gegenteil, sie waren kunterbunt und unordentlich gekleidet, auch die Ausrüstung wirkte wie zufällig zusammengeklaubt. Und zwar nicht im Zeughaus, sondern auf dem Schlachtfeld.
»Dreizehn«, zählte Percival Schuttenbach rasch.
»Was sind das für welche?«
»Weder Nilfgaard noch andere Reguläre«, schätzte Zoltan ein. »Auch keine Scioa'tael. Ich denke, es sind Freiwillige. Eine Freischar.«
»Oder Marodeure.«
Die Berittenen schrien, preschten auf dem Hof umher. Der Hund kriegte eins mit einem Lanzenschaft verpasst und floh. Das Mädchen mit den Zöpfen stürzte auf die Schwelle heraus, rief. Doch diesmal wirkte die Warnung nicht oder wurde nicht ernst genommen. Einer der Reiter galoppierte heran, packte das Mädchen bei einem Zopf, zerrte es von der Schwelle, mitten durch eine Pfütze. Die anderen sprangen von den Pferden, halfen ihm, schleiften das Mädchen ans Ende des Hofes, rissen ihm das Hemd vom Leibe und warfen es auf einen Haufen durchgefaultes Stroh. Das Mädchen wehrte sich verzweifelt, hatte aber keine Chance. Nur ein Marodeur beteiligte sich nicht an dem Vergnügen, er bewachte die am Zaun festgebundenen Pferde. Das Mädchen schrie anhaltend, durchdringend. Dann kurz, schmerzerfüllt. Und dann hörten sie es nicht mehr.
»Krieger!« Milva sprang auf. »Helden, die Hurensöhne!«
»Sie haben keine Angst vor den Pocken«, sagte Yazon Varda kopfschüttelnd.
»Furcht«, murmelte Rittersporn, »ist eine menschliche Eigenschaft. An denen ist schon nichts mehr menschlich.«
»Außer dem Gekröse«, presste Milva hervor und legte sorgfältig einen Pfeil auf die Sehne. »Das ich ihnen gleich durchlöchern werde, den Dreckskerlen.«
»Dreizehn«, sagte Zoltan Chivay mit Nachdruck. »Und sie haben Pferde. Du erledigst einen oder zwei, die übrigen umzingeln uns. Außerdem kann das eine Vorausabteilung sein. Weiß der Teufel, welche Macht hinter denen kommt.«
»Soll ich ruhig zuschauen?«
»Nein.« Geralt rückte das Schwert auf dem Rücken und das Stirnband zurecht. »Ich habe es satt, zuzuschauen. Ich habe es von Herzen satt, untätig zu sein. Aber sie dürfen sich nicht verteilen können. Siehst du den, der die Pferde hält? Wenn ich dort bin, hol ihn aus dem Sattel. Wenn du es schaffst, noch einen. Aber erst, wenn ich dort bin.«
»Es bleiben elf.« Die Bogenschützin wandte sich zu ihm um.
»Ich kann zählen.«
»Es bleiben auch noch die Pocken«, murmelte Zoltan Chivay. »Wenn du hingehst, schleppst du die Seuche her... Zum Teufel, Hexer! Du wirst uns alle anstecken für... Verdammt, das ist nicht das Mädchen, das du suchst!«
»Halt den Mund, Zoltan. Kehrt zum Wagen zurück, versteckt euch im Wald.«
»Ich komm mit«, ließ sich Milva heiser vernehmen.
»Nein. Decke mich von weitem, so hilfst du mir besser.«
»Und ich?«, fragte Rittersporn. »Was soll ich machen?«
»Dasselbe wie üblich. Nichts.«
»Du bist wahnsinnig...«, knurrte Zoltan. »Allein gegen so einen Haufen... Was ist mit dir los? Willst
Weitere Kostenlose Bücher