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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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er belehrend, »soll schneiden, nicht Eindruck machen, und sie wird nicht nach dem Eindruck bewertet. Die Sache ist die, dass es sich bei deinem Schwert um eine gewöhnliche Zusammensetzung von Stahl und Eisen handelt, die Klinge von meinem aber ist aus einer Legierung geschmiedet, die mit Graphit und Borax veredelt worden ist...«
    »Moderne Technik!«, konnte Percival nicht an sich halten, ein wenig ereifert, denn die Rede kam unweigerlich auf Dinge, in denen er sich gut auskannte. »Die Konstruktion und Zusammensetzung der Klinge, zahlreiche Schichten des weichen Eisenkerns mit aufgeschweißtem hartem, keinem weichen Stahl...«
    »Langsam, langsam«, beschwichtigte ihn der Zwerg. »Einen Metallurgen wirst du nicht aus ihm machen, Schuttenbach, langweile ihn nicht mit Einzelheiten. Ich werde es ihm einfach erklären. Guter, harter Magnetitstahl, Hexer, lässt sich unerhört schlecht schärfen. Warum? Weil er hart ist! Wenn einem die Technik fehlt, wie früher uns und euch noch immer, und man ein scharfes Schwert haben will, wird auf die gehärtete Stahlseele der Klinge an den Rändern weicher Stahl aufgeschweißt, der der Bearbeitung weniger Widerstand entgegensetzt. Mit dieser vereinfachten Methode ist dein Schwert aus dem Brokilon geschmiedet worden. Moderne Klingen werden umgekehrt ausgeführt - weiche Seele, harte Schneiden. Das Schleifen ist zeitaufwendig und erfordert, würde ich sagen, fortschrittliche Technik. Aber im Ergebnis kann man eine Klinge erhalten, mit der man in der Luft ein hochgeworfenes Batisttüchlein durchschneiden kann.«
    »Lassen sich mit deinem Sihill solche Kunststücke machen?«
    »Nein.« Der Zwerg lächelte. »Die Klingen, die so geschärft wurden, kann man an den Fingern abzählen, und selten hat eine Mahakam verlassen. Aber ich garantiere dir, die Schale von diesem staksigen Krebsvieh hätte dem Sihill keinen nennenswerten Widerstand entgegengesetzt. Du hättest es in Portionen zerlegt und dich nicht einmal angestrengt.«
    Die Diskussion über Schwerter und Metallurgie dauerte noch einige Zeit an. Geralt hörte interessiert zu, gab eigene Erfahrungen zum Besten, vervollständigte sein Wissen, fragte nach diesem und jenem, betrachtete und erprobte Zoltans Sihill. Er wusste noch nicht, dass er schon anderntags gezwungen sein würde, die Theorie durch Praxis zu ergänzen.
    Das erste Anzeichen, dass in der Gegend Menschen wohnten, war ein von Spänen und Borke umgebener gleichmäßiger Stapel gesägten Holzes, den Percival Schuttenbach bei einem seiner Erkundungsgänge am Waldweg entdeckte.
    Zoltan hielt den Zug an und schickte den Gnom weiter voraus. Percival verschwand, doch eine halbe Stunde später kam er zurückgerannt, aufgeregt und außer Atem, und gestikulierte schon von weitem. Er kam heran, doch statt sofort mit dem Bericht zu beginnen, fasste er sich mit den Fingern an die lange Nase und schneuzte sich kräftig, dass es wie das Blasen eines Alphorns klang.
    »Mach die Tiere nicht scheu«, knurrte Zoltan Chivay. »Und rede. Was liegt da vor uns?«
    »Eine Siedlung«, japste der Gnom und wischte sich die Finger an den Schößen seiner mit zahlreichen Taschen versehenen Jacke ab. »Auf einer Lichtung. Drei Hütten, eine Scheune, ein paar Lehmkaten... Auf dem Hof läuft ein Hund umher, und aus einem Schornstein raucht es. Da wird Essen gekocht. Hafergrütze, und zwar mit Milch.«
    »Was denn, warst du in der Küche?« Rittersporn lachte. »Hast du in die Töpfe geschaut? Woher weißt du, dass es Hafergrütze ist?«
    Der Gnom bedachte ihn mit einem herablassenden Blick, und Zoltan fauchte zornig. »Beleidige ihn nicht, Dichter. Er riecht Fressalien auf eine Meile. Wenn er sagt, dass es Hafergrütze ist, dann ist es Hafergrütze. Verdammt, das gefällt mir gar nicht.«
    »Wieso? Mir gefällt Hafergrütze. Ich würde gern welche essen.«
    »Zoltan hat recht«, sagte Milva. »Und du sei still, Rittersporn, denn hier geht's nicht um Dichtkunst. Wenn es Hafergrütze mit Milch ist, dann gibt es dort eine Kuh. Aber ein Bauer, wenn er Rauch von einem Brand sieht, nimmt seine Kuh und verschwindet im Dickicht. Warum ist ausgerechnet der nicht verschwunden? Lasst uns in den Wald abbiegen, einen Bogen schlagen. Das riecht mir nach Unheil.«
    »Gemach, gemach«, murmelte der Zwerg. »Fliehen können wir immer noch. Aber vielleicht ist der Krieg schon vorüber? Vielleicht hat sich endlich die temerische Armee in Bewegung gesetzt? Was wissen wir denn hier in diesem Dickicht? Vielleicht hat es

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