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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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erkennen, wenn sie dich aus dem Gebüsch anspringt und dir in den Hintern beißt.«
    »In der Tat, so eine würde ich nicht erkennen. Strategie, die aus dem Gebüsch springt, überlasse ich den Zwergen. Eine, die an Bäumen hängt, auch.«
    Zoltan winkte ab und marschierte zu dem Baum hin. Rittersporn, der nie seine Neugier bezähmen konnte, trieb Pegasus an und folgte ihm im Schritt. Nach kurzem Zögern schloss sich ihnen Geralt an. Er sah, dass Milva ebenfalls mitkam.
    Die an den Leichen fressenden Raben stoben bei ihrem Anblick ziemlich spät unter Krächzen und Flügelrauschen auf. Manche flogen zum Wald, andere setzten sich nur auf höhere Zweige des mächtigen Baumes und musterten interessiert Feldmarschall Duda, der sie von der Schulter des Zwergs mit unflätigen Schimpfwörtern überschüttete.
    Der erste von den sieben Erhängten trug auf der Brust eine Tafel mit der Aufschrift »Volksverräter«. Ein zweiter hing als »Kollaborateur« da, der dritte als »Elfenspitzel«, der vierte als »Deserteur«. Die Fünfte war eine Frau in einem zerrissenen und blutigen Hemd, gekennzeichnet als »Nilfgaarder Hure«. Zwei Erhängte hatten keine Tafeln, woraus zu schließen war, dass sie zufällig dort hingen.
    »Das ist gut«, freute sich Zoltan Chivay und zeigte auf die Tafeln. »Seht ihr? Hier sind unsere Truppen durchgekommen. Unsere wackeren Jungs sind zur Offensive übergegangen, haben den Aggressor zurückgeschlagen. Und sie hatten, wie ich sehe, Zeit für Erholung und soldatische Kurzweil.«
    »Und was heißt das für uns?«
    »Dass die Front schon weitergerückt ist und uns die temerischen Truppen von den Nilfgaardern trennen. Wir sind in Sicherheit.«
    »Und der Rauch vor uns?«
    »Das sind unsere«, teilte der Zwerg im Brustton der Überzeugung mit. »Sie brennen Dörfer ab, die den Eichhörnchen Nachtlager oder Proviant gegeben haben. Wir sind schon hinter der Front, sage ich euch. Von dieser Weggabelung geht eine Straße nach Süden ab, die nach Armeria führt, zu einem befestigten Vorposten am Zusammenfluss von Chotla und Ina. Die Straße sieht ordentlich aus, wir können sie nehmen. Nilfgaarder brauchen wir nicht mehr zu fürchten.«
    »Wo Rauch ist, ist auch Feuer«, ließ sich Milva vernehmen. »Und wo Feuer ist, kann man sich verbrennen. Ich denk mir, es ist dumm, aufs Feuer zuzugehen. Es ist dumm, eine Straße zu nehmen, auf der uns Reiterei im Handumdrehen umzingeln kann. Lasst uns in die Wälder verschwinden.«
    »Hier sind die Temerier oder die Armee aus Sodden durchgekommen«, beharrte der Zwerg. »Wir sind hinter der Front. Wir können ohne Furcht die Straße entlangziehen; wenn wir auf Truppen treffen, sind es unsere.«
    »Riskant«, sagte die Bogenschützin kopfschüttelnd. »Wenn du so ein Krieger bist, Zoltan, dann weißt du doch, dass Nilfgaard immer Reitertrupps weit vorgeschickt hat. Hier waren die Temerier, mag sein. Aber was vor uns liegt, wissen wir nicht. Der Himmel im Süden ist schwarz vor Rauch, da brennt bestimmt genau dein Vorposten in Armeria. Dann sind wir hier nicht hinter der Front, sondern an der Front. Wir können auf Militär stoßen, auf Marodeure, auf alles mögliche Gesindel, auf Eichhörnchen. Wir gehen zur Chotla, aber auf Waldwegen.«
    »Richtig«, pflichtete ihr Rittersporn bei. »Mir gefällt der Rauch dort auch nicht. Sogar wenn Temerien zur Offensive übergegangen ist, können wir noch vorgeschobene Nilfgaarder Schwadronen vor uns haben. Die Schwarzen unternehmen weite Vorstöße. Sie dringen ins Hinterland vor, vereinigen sich mit den Scioa'tael, stiften Unruhe und machen kehrt. Erinnert euch, was während des letzten Krieges in Obersodden los war. Ich bin auch dafür, durch die Wälder zu gehen. In den Wäldern droht uns keine Gefahr.«
    »Dessen wäre ich mir nicht so sicher.« Geralt zeigte auf den letzten Erhängten, der, obwohl er hoch oben hing, statt der Füße von Krallen zerfetzte, blutige Stümpfe mit herausragenden Knochen hatte. »Schaut. Hier waren Ghule am Werk.«
    »Vampire?« Zoltan Chivay wich zurück, spuckte aus. »Leichenfresser?«
    »Eben. Nachts in den Wäldern werden wir uns vorsehen müssen.«
    »Verrrflucht!«, krächzte Feldmarschall Duda los.
    »Du nimmst mir das Wort aus dem Mund, Vogel.« Zoltan Chivay runzelte die Stirn. »Da sind wir in einem schönen Schlamassel. Wohin also? In den Wald, wo's Vampire gibt, oder auf die Straße zu den Soldaten und Marodeuren?«
    »In den Wald«, sagte Milva, ohne zu zögern. »Wo er am dichtesten

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