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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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der Ina führen, dem Fluss, wo er schon auf temerische Truppen zu stoßen hoffte. Der Zwerg glaubte unbeirrbar, wie im vorigen Krieg werde eben über die Ina hinweg, aus Sodden, der machtvolle Gegenschlag der nördlichen Reiche erfolgen, worauf sich die kläglichen Reste des zerschmetterten Nilfgaards über die Jaruga davonstehlen würden.
    Und tatsächlich brachte die Änderung der Marschrichtung sie abermals dem Kriege näher. Nachts erhellte plötzlich großer Feuerschein den Himmel vor ihnen, tags aber sahen sie Rauchsäulen, die sich im Süden und Osten am Horizont erhoben. Da jedoch keine Gewissheit bestand, wer da schlug und brannte und wer geschlagen und gebrannt wurde, rückten sie behutsam vor und schickten Percival Schuttenbach auf weite Erkundungsgänge voraus.
    Eines Morgens erlebten sie eine Überraschung - sie wurden von einem Pferd ohne Reiter eingeholt, von einem kastanienbraunen Hengst. Die grüne Schabracke mit der Nilfgaarder Stickerei war von dunklen Blutflecken gezeichnet. Es war nicht festzustellen, ob es sich um das Blut des beim Wagen des Havekars getöteten Reiters handelte oder ob es später vergossen worden war, als das Pferd schon einen neuen Besitzer hatte.
    »Diese Sorge wären wir also los«, sagte Milva mit einem Blick auf Geralt. »Wenn es denn wirklich eine Sorge war.«
    »Die eigentliche Sorge ist, dass wir nicht wissen, wer den Reiter aus dem Sattel geholt hat«, murmelte Zoltan. »Und ob dieser Jemand uns nicht folgt, auf unserer Spur und der Spur unserer ehemaligen sonderbaren Nachhut.«
    »Das war ein Nilfgaarder«, presste Geralt zwischen den Zähnen hervor. »Er sprach fast ohne Akzent, aber flüchtige Bauern können ihn erkannt haben...«
    Milva wandte den Kopf. »Du hättest ihn damals erledigen sollen, Hexer«, sagte sie leise. »Er hätte einen leichteren Tod gefunden.«
    »Er ist aus dem Sarg gestiegen« - Rittersporn nickte und schaute Geralt vielsagend an -, »nur um in irgendeinem Straßengraben zu verfaulen.«
    Damit war die Totenrede auf Cahir, den Sohn Ceallachs, beendet, den aus dem Sarge freigelassenen Nilfgaarder, der behauptet hatte, kein Nilfgaarder zu sein. Mehr wurde von ihm nicht gesprochen. Da Geralt - entgegen seinen vielfachen Drohungen - nun doch keine Eile zeigte, sich von der störrischen Plötze zu trennen, bestieg Zoltan Chivay den Braunen. Der Zwerg reichte mit den Füßen nicht bis zu den Steigbügeln, doch der Hengst war folgsam und ließ sich mit den Zügeln lenken.
     
    Nachts erhellte noch immer Feuerschein den Umkreis, tags stiegen die Rauchsäulen auf und verschmutzten das Himmelblau. Bald schon trafen sie auf niedergebrannte Gebäude, das Feuer kroch noch über verkohlte Balken und Firste. Unweit der rauchenden Trümmer saßen acht abgerissene Menschen und fünf Hunde, einträchtig damit beschäftigt, die Fleischreste von einem aufgedunsenen, teilweise verkohlten Pferdekadaver abzureißen. Beim Anblick der Zwerge stürzten die Schmausenden eilends davon. Es blieben nur ein Mann und ein Hund, die keine Gefahr von dem aufragenden Kamm der Pferderippen vertreiben konnte. Zoltan und Percival versuchten den Mann zu befragen, erfuhren aber nichts. Der Mann wimmerte nur, zitterte, zog den Kopf ein und erstickte beinahe an den von den Knochen abgerissenen Fleischfetzen. Der Hund knurrte und bleckte die Zähne, dass das Zahnfleisch zu sehen war. Das Pferdeaas stank widerwärtig.
    Sie gingen das Risiko ein und blieben auf der Straße, die sie bald zur nächsten Brandstätte führte. Hier war ein kleines Dorf in Flammen aufgegangen, in dessen Nähe es auch zu Kämpfen gekommen sein musste, denn gleich hinter den rauchenden Trümmern erblickten sie einen frischen Grabhügel. Und in einiger Entfernung hinter dem Grabhügel wuchs an einer Weggabelung eine riesige Eiche. Die Eiche hing voller Eicheln.
    Und voller Menschen.
    »Das muss man sich ansehen«, entschied Zoltan Chivay und beendete so die Diskussion über Risiko und Gefahr. »Wir gehen näher heran.«
    »Wozu, verdammt«, erregte sich Rittersporn, »willst du dir diese Erhängten ansehen, Zoltan? Um sie zu fleddern? Ich sehe von hier aus, dass sie nicht mal Stiefel haben.«
    »Du bist dumm. Es geht mir nicht um die Stiefel, sondern um die militärische Lage. Um die Entwicklung der Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz. Was gibt's da zu feixen? Du bist Dichter, du weißt nicht, was Strategie ist.«
    »Du wirst dich wundern. Ich weiß es.«
    »Und ich sage dir, du würdest eine Strategie nicht mal

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