Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
Chotla.«
    »Die andere Konzeption?«
    »Der Oh ist flach. Auch wenn er nach den jüngsten Regenfällen mehr Wasser führt als gewöhnlich, man kann ihn durchwaten. Wir kürzen die Mäander ab und überqueren den Fluss, wo immer er uns den Weg versperrt. Indem wir uns nach der Sonne richten, kommen wir geradewegs zum Zusammenfluss von Chotla und Ina.«
    »Nein«, meldete sich der Hexer plötzlich zu Wort. »Ich schlage vor, auf die zweite Konzeption sofort zu verzichten. Wir wollen nicht einmal daran denken. Am anderen Ufer stoßen wir früher oder später auf einen von den Blasenkirschhainen. Das sind widerwärtige Orte, ich rate entschieden, sich von ihnen fernzuhalten.«
    »Du kennst also diese Gegenden? Du warst schon hier? Du weißt, wie man hier herauskommt?«
    Der Hexer schwieg einen Moment. »Ich war einmal dort«, sagte er und rieb sich die Stirn. »Vor drei Jahren. Aber ich kam von der anderen Seite, von Osten. Ich war nach Brugge unterwegs und wollte den Weg abkürzen. Aber wie ich herausgekommen bin, weiß ich nicht. Denn ich wurde halbtot auf einem Wagen herausgefahren.«
    Der Zwerg schaute ihn kurz an, stellte aber keine Fragen mehr.
    Sie kehrten schweigend um. Die Frauen aus Kernow hatten Mühe beim Gehen, sie stolperten und stützten sich auf Stöcke, doch keine verlor ein Wort der Klage. Milva ritt dicht neben dem Hexer und hielt das im Sattel eingeschlafene Kind mit den Zöpfchen in den Armen.
    »Ich schätze«, sagte sie plötzlich, »dass sie dich in diesen Hainen übel zugerichtet haben, damals vor drei Jahren. Irgendein Ungeheuer, denke ich. Einen riskanten Beruf hast du, Geralt.«
    »Das ist nicht zu leugnen.«
    »Ich weiß«, brüstete sich von hinten Rittersporn, »wie es damals war. Du warst verwundet, irgendein Kaufmann hat dich dort weggebracht, und dann hast du im Flussland Ciri gefunden. Das hat mir Yennefer erzählt.«
    Beim Klang des Namens lächelte Milva sacht. Geralt entging es nicht. Er nahm sich vor, beim nächsten Biwak Rittersporn für sein loses Mundwerk ordentlich die Ohren langzuziehen. Wie er den Dichter kannte, rechnete er freilich nicht damit, dass es nützen würde, zumal Rittersporn wahrscheinlich längst alles ausgeplappert hatte, was er wusste.
    »Aber es war vielleicht doch falsch«, sagte die Bogenschützin nach einer Weile, »dass wir nicht ans andere Ufer geritten sind, zu den Hainen. Wenn du das Mädchen damals gefunden hast... Die Elfen sagen, wenn man einen Ort zum zweiten Mal besucht, wo sich etwas ereignet hat, kann sich die Zeit wiederholen ... Sie nennen es ... Mist, hab's vergessen. Ein Schicksalsknoten?«
    »Eine Schlinge«, berichtigte er. »Eine Schicksalsschlinge.«
    »Toi-toi-toi!« Rittersporn verzog das Gesicht. »Hört lieber auf, von Knoten und Schlingen zu reden. Mir hat einmal eine Elfe geweissagt, dass ich dieses Jammertal auf dem Galgenberg verlassen werde, und zwar durch die Hand von Meister Hämmerlein. Ich glaube eigentlich nicht an derlei billige Wahrsagerei, aber vor ein paar Tagen habe ich geträumt, dass ich aufgehängt werde. Ich bin schweißgebadet erwacht, hatte einen trockenen Mund und bekam keine Luft. Ich höre also nicht gern, wenn jemand von Schlingen spricht.«
    »Ich rede nicht mit dir, sondern nur mit dem Hexer«, gab Milva zurück. »Und du spitz nicht die Ohren, dann kommt auch nichts Hässliches rein. Also, Geralt? Was sagst du zu dieser Schicksalsschlinge? Wenn wir zu diesem Hain reiten täten, und womöglich wiederholt sich die Zeit?«
    »Deshalb ist es gut, dass wir abgebogen sind«, antwortete er scharf. »Ich habe nicht die geringste Lust, den Albtraum zu wiederholen.«
    »Alles, was recht ist« - Zoltan nickte, während er sich umschaute -, »an einen schönen Ort hast du uns geführt, Percival.«
    »Fen Carn«, murmelte der Gnom und kratzte sich an der Spitze der langen Nase. »Der Anger der Grabhügel... Ich habe mich immer gefragt, wo der Name herkommt...«
    »Jetzt weißt du es.«
    Der ausgedehnte Talkessel vor ihnen war schon in abendlichen Dunst getaucht, aus dem wie aus einem Meer, so weit das Auge reichte, Tausende von Grabhügeln und moosbewachsenen Monolithen ragten. Manche von den Blöcken waren gewöhnliche formlose Felsbrocken. Andere waren gleichmäßig behauen, zu Obelisken und Menhiren geformt. Wieder andere, die zur Mitte dieses steinernen Waldes hin standen, waren zu Dolmen, Tumuli und Kromlechs angeordnet, derart in Kreisen aufgestellt, dass ein zufälliges Wirken der Natur ausgeschlossen war.
    »In

Weitere Kostenlose Bücher