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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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namens Guinevere.«
    »Yennefer«, berichtigte ihn Regis halblaut. »Ich habe so ein Stück gesehen. Die Geschichte von der Jagd auf einen Dschinn, wenn mich die Erinnerung nicht trügt.«
    »Ich war bei dieser Jagd dabei«, prahlte Rittersporn. »Da war was los, kann ich euch sagen ...«
    »Erzähl es allen.« Geralt stand auf. »Trink dabei was und schmück alles schön aus. Ich gehe mir die Füße vertreten.«
    »Heda.« Der Zwerg winkte ab. »Kein Grund, beleidigt zu sein...«
    »Du hast mich falsch verstanden, Zoltan. Ich gehe meine Blase erleichtern. Etwas, was sogar bei lebenden Legenden vorkommt.«
     
    Die Nacht war verteufelt kalt. Die Pferde stampften und schnaubten, der Dampf quoll ihnen aus den Nüstern. Die in Mondlicht getauchte Bude des Barbiers sah wahrlich märchenhaft aus. Die Hütte einer Waldhexe, wie sie im Buche stand.
    Milva, die kurz nach Geralt herausgekommen war, räusperte sich unsicher. Ihr langer Schatten schloss zu seinem auf.
    »Warum kommst du nicht zurück?«, fragte sie. »Bist du wirklich wütend auf die da drin?«
    »Nein.«
    »Wieso zum Teufel stehst du dann hier allein im Mondschein?« »Ich zähle.« »Hä?«
    »Seit dem Aufbruch aus dem Brokilon sind zwölf Tage vergangen, in deren Verlauf ich an die sechzig Meilen zurückgelegt habe. Ciri, wie das Gerücht besagt, ist in Nilfgaard, in der Hauptstadt des Kaiserreichs, von der mich, vorsichtig gerechnet, rund zweieinhalbtausend Meilen trennen. Aus einer einfachen Rechnung folgt, dass ich bei diesem Tempo ein Jahr und vier Monate bis dorthin brauche. Was sagst du dazu?«
    »Nichts.« Milva zuckte mit den Schultern, räusperte sich abermals. »Ich kann nicht so gut rechnen wie du. Lesen und schreiben kann ich überhaupt nicht. Ich bin ein dummes, einfaches Mädchen vom Lande. Keine Gesellschaft für dich. Auch niemand zum Reden.«
    »Sag so was nicht.«
    »Ist doch wahr.« Sie drehte sich heftig um. »Wozu hast du mir diese Tage und diese Meilen vorgerechnet? Damit ich dir einen Rat geb? Dir Mut mach? Deine Furcht abwehr, die Trauer lindre, die dich schlimmer quält als der Schmerz im Hinkebein? Das kann ich nicht! Du brauchst jemand anders. Diejenige, von der Rittersporn geredet hat. Die kluge, gelehrte. Die du liebst.«
    »Rittersporn ist ein Plappermaul.«
    »Klar. Aber manchmal hat es Hand und Fuß, was er plappert. Lass uns zurückgehen, ich will mich noch betrinken.« »Milva?« »Was ist?«
    »Du hast mir nie gesagt, warum du dich entschlossen hast, mir nachzureiten.« »Du hast nie gefragt.« »Jetzt frage ich.«
    »Jetzt ist es zu spät. Jetzt weiß ich es selber nicht mehr.«
     
    »Na, da seid ihr ja endlich«, freute sich bei ihrem Anblick Zoltan, dessen Stimme schon deutlich anders klang. »Wir haben nämlich hier, stellt euch vor, beschlossen, dass Regis mit uns zusammen weiterreist.«
    »Wirklich?« Der Hexer musterte den Barbier eingehend. »Woher dieser plötzliche Entschluss?«
    »Herr Zoltan« - Regis senkte den Blick nicht - »hat mir mitgeteilt, dass meine Umgebung von einem weitaus ernste ren Krieg erfasst ist, als aus den Erzählungen der Flüchtlinge hervorging. Eine Rückkehr auf die andere Seite kommt nicht infrage, in dieser Einöde zu bleiben, erscheint mir unklug. Allein zu reisen, auch.«
    »Und wir, obwohl du uns überhaupt nicht kennst, sehen wie Leute aus, mit denen sicher zu reisen ist. Hat dir ein einziger Blick genügt?«
    »Zwei«, erwiderte der Barbier mit leichtem Lächeln. »Einer auf die Frauen, die ihr in eure Obhut genommen habt. Der andere auf ihre Kinder.«
    Zoltan rülpste laut, kratzte mit dem Mensurglas über den Boden des Bottichs. »Der Anschein kann trügen«, spottete er. »Vielleicht haben wir vor, diese Weiber in die Sklaverei zu verkaufen? Percival, nun mach doch was mit diesem Apparat. Schraub die Drossel ein bisschen auf, oder was? Wir wollen uns betrinken, und das tropft wie Blut aus der Nase.«
    »Die Kühlschlange wird nicht funktionieren. Das Destillat wird warm sein.«
    »Das macht nichts. Die Nacht ist kalt.«
    Der warme Selbstgebrannte regte die Unterhaltung heftig an. Rittersporn, Zoltan und Percival bekamen rote Gesichter, ihre Stimmen veränderten sich immer mehr - im Falle des Dichters und des Gnoms konnte man im Grunde schon von leichtem Gefasel sprechen. Hungrig geworden, kaute die Gesellschaft kaltes Pferdefleisch und knabberte an den in der Hütte vorgefundenen Meerrettichwurzeln - unter Tränen, denn der Meerrettich war ebenso scharf wie der

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