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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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für Elixiere, dank denen sie sich die ewige Jugend bewahren. Außerdem machen die Zauberinnen aus der Alraune eine Salbe, die Glamarye heißt. Eine mit solcher Salbe eingeriebene Zauberin wird derart schön und betörend, dass einem die Augen übergehen. Ihr müsst auch wissen, dass die Mandragora ein starkes Aphrodisiakum ist und für Liebeszauber verwendet wird, insbesondere, um das Mädchen gefügig zu machen. Da kommt auch der volkstümliche Name der Mandragora her: Mannwurz. Das heißt, für das Mädchen wurde es vielleicht nicht gleich perfekt, aber für den Mann wurd's.«
    »Blödmann«, bemerkte Milva.
    »Und ich habe gehört«, sprach der Gnom, nachdem er das volle Gefäß in einem Zug geleert hatte, »wenn man die Wurzel der Alraune aus der Erde zieht, dann weint die Pflanze und jammert, als wäre sie lebendig ...«
    »Ha«, sagte Zoltan und schöpfte aus dem Bottich. »Wenn sie nur jammern würde! Die Mandragora, heißt es, schreit so grässlich, dass man davon den Verstand verlieren kann, außerdem ruft sie Beschwörungen und schleudert Zaubersprüche gegen denjenigen, der sie aus der Erde zieht. Das kann einen das Leben kosten.«
    »Ich denk, das ist dummes Geschwätz.« Milva nahm ihm das Glas aus der Hand, trank es aus und wischte sich den Mund ab. »Es kann nicht sein, dass eine Pflanze solche Kräfte hat.«
    »Es ist die reinste Wahrheit!«, rief der Zwerg hitzig. »Aber die schlauen Kräutersammler haben eine Methode gefunden, sich zu schützen. Wenn man eine Alraune findet, muss man eine Schnur um sie binden, am anderen Ende der Schnur bindet man einen Hund fest...«
    »Oder ein Schwein«, warf der Gnom ein.
    »Oder ein Wildschwein«, fügte Rittersporn ernst hinzu.
    »Bist dumm, Dichter. Es geht darum, dass dieser Hund oder dieses Schwein die Mandragora aus der Erde zieht, wodurch die Flüche und Zauber der Pflanze das Tier treffen, der Kräutersammler aber, der sich weit entfernt und sicher im Gebüsch versteckt hat, kommt davon. Was, Herr Regis? Habe ich recht?«
    »Die Methode ist interessant«, gab der Alchimist zu und lächelte geheimnisvoll. »Vor allem im Hinblick auf den Einfallsreichtum. Weniger günstig ist jedoch die zu weit getriebene Komplikation. Denn theoretisch würde ja die Schnur ausreichen, ohne daran ziehendes Tier. Ich würde der Mandragora nicht die Fähigkeit zutrauen, zu erkennen, wer an der Schnur zieht. Die Zaubersprüche und Flüche müssen immer die Schnur treffen, die ja billiger und leichter zu handhaben ist als ein Hund, ganz zu schweigen von einem Schwein.«
    »Spottet Ihr?«
    »Wie könnte ich es wagen. Wie gesagt, ich bewundere den Einfallsreichtum. Denn wie dem auch sei, die Mandragora ist entgegen der allgemeinen Ansicht nicht imstande, zu zaubern oder zu fluchen, im frischen Zustand ist das eine stark toxische Pflanze, so sehr, dass sogar der Boden rings um die Wurzel giftig ist. Wenn frischer Saft auf das Gesicht oder auf eine Wunde an der Hand spritzt, ha, sogar wenn man den Dunst einatmet, kann das fatale Folgen haben. Ich benutze eine Maske und Handschuhe, was nicht heißt, dass ich etwas gegen die Schnurmethode hätte.«
    »Hmm...«, sagte der Zwerg nachdenklich. »Und das mit diesem schrecklichen Schrei, den die herausgerissene Alraune ausstößt, ist das wahr?«
    »Die Mandragora besitzt keine Stimmbänder«, erklärte der Alchimist ruhig. »Das ist ziemlich charakteristisch für Pflanzen, nicht wahr? Das vom Stiel abgesonderte Toxin hat jedoch eine starke halluzinogene Wirkung. Stimmen, Schreie, Flüstern und andere Geräusche sind nichts als Halluzinationen, die vom geschädigten Zentralnervensystem erzeugt werden.«
    »Ha, das hab ich auf den Tod vergessen.« Aus dem Munde Rittersporns, der gerade das Mensurglas angesetzt hatte, drang ein unterdrücktes Blöken. »Die Mandragora ist hochgiftig! Und ich habe sie in die Hand genommen! Und jetzt schlucken wir das Zeug wie von Sinnen...«
    »Toxisch ist ausschließlich die frische Wurzel der Alraune«, beruhigte ihn Regis. »Meine ist abgelagert und richtig zubereitet, und das Destillat ist gefiltert. Es besteht kein Grund zu Befürchtungen.«
    »Natürlich nicht«, stimmte Zoltan zu. »Stoff ist immer Stoff, den kann man sogar aus Salbei brennen, aus Brennnesseln, Fischschuppen und alten Schnürsenkeln. Gib das Glas her, Rittersporn, die anderen warten.«
    Das immer wieder nachgefüllte Mensurglas kreiste in der Gesellschaft. Alle setzten sich bequem auf den Fußboden. Der Hexer zischte und fluchte,

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