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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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dieser Bewegung beinahe umgekippt. »Er ist klein, da hat er sich schnell besoffen. Träumt von einem Haufen Diamanten. Pass auf, Percival, dass dieser Traum nicht wahr wird! Zur Hälfte. Die nicht die Diamanten betrifft!«
    »Träume, Träume«, begann Rittersporn wieder zu stammeln. »Und du, Geralt? Hast du wieder von Ciri geträumt? Du musst nämlich wissen, Regis, dass Geralt prophetische Träume hat! Ciri ist ein Überraschungskind, Geralt ist mit ihr durch die Vorherbestimmung verbunden, darum sieht er sie im Traum. Du musst auch wissen, dass wir nach Nilfgaard reiten, um Ciri dem Kaiser Emhyr wegzunehmen, der sie geraubt hat. Aber damit hat er nicht gerechnet, der Hundesohn, denn wir werden sie ihm wegnehmen, ehe er mit der Wimper zucken kann! Ich würde euch mehr erzählen, Jungs, aber es ist ein Geheimnis. Ein schreckliches, tiefes und finsteres Geheimnis ... Niemand darf davon erfahren, versteht ihr? Niemand!«
    »Ich habe nichts gehört«, versicherte Zoltan und schaute den Hexer dreist an. »Hab wohl 'nen Pfropfen im Ohr.«
    »Solche Pfropfen sind eine wahre Plage«, gestand Regis und tat so, als puhle er im Ohr.
    »Nach Nilfgaard sind wir unterwegs...« Rittersporn stützte sich auf den Zwerg, um das Gleichgewicht zu halten, was sich weitgehend als Fehler erwies. »Es ist, wie gesagt, ein Geheimnis. Ein geheimes Ziel!«
    »Und tatsächlich sinnreich verborgen.« Der Barbier nickte und warf einen Blick auf den vor Wut bleichen Geralt. »Wenn man die Richtung eures Marsches analysiert, käme nicht einmal das misstrauischste Individuum auf das Ziel eurer Reise.«
     
    »Milva, was hast du?« »Lass mich in Frieden, betrunkener Dummkopf.«
    »He! Sie weint! He, seht doch...«
    »Geh zum Teufel, sag ich!« Die Bogenschützin wischte die Tränen fort. »Sonst geb ich dir eins zwischen die Lichter, du beschissner Reimeschmied ... Gib das Glas her, Zoltan ...«
    »Das ist irgendwo abgeblieben...«, stotterte der Zwerg. »Ah, da ist es. Danke, Barbier... Und wo, zum Kuckuck, ist Schuttenbach?«
    »Rausgegangen. Vor einer Weile. Rittersporn, vergiss nicht, du wolltest mir die Geschichte von dem Überraschungskind erzählen.«
    »Gleich, gleich, Regis. Ich nehm nur rasch 'nen Schluck... Und erzähl dir alles ... Von Ciri, vom Hexer... Mit allen Einzelheiten ...«
    »Nieder mit den Hurensöhnen!«
    »Nicht so laut, Zwerg! Du weckst die Kinder vor der Hütte!«
    »Sei nicht böse, Bogenschützin. Da, betrink dich.«
    »Eeech ...« Rittersporn ließ den etwas unsteten Blick durch die Hütte schweifen. »Wenn mich jetzt die Gräfin Lettenhove so sähe ...«
    »Wer?«
    »Egal. Verdammt, dieses Zeug löst einem tatsächlich die Zunge ... Geralt, soll ich dir noch einschenken? Geralt!«
    »Lass ihn in Ruhe«, sagte Milva. »Soll er träumen.«
     
    Aus der Scheune am Rande des Dorfes schallte Musik, die Musik erreichte sie, noch ehe sie herangeritten waren, erregte sie. Unwillkürlich begannen sie, sich in den Sätteln der im Schritt gehenden Pferde zu wiegen, erst im Rhythmus des dumpfen Trommelschlags und der Bassgeige, dann, als sie näher kamen, im Takt der Melodie, die von den Fiedeln und Pfeifen gespielt wurde. Die Nacht war kalt, der volle Mond gleißte, in seinem Schein sah die Scheune, vom durch die Bretterritzen dringenden Licht erhellt, wie ein verwunschenes Märchenschloss aus.
    Am Tor der Scheune herrschten Stimmengewirr und Helligkeit, unstet von den Schatten der tanzenden Paare.
    Als sie eintraten, verstummte die Musik sofort, zerfloss in einem gedehnten, falschen Akkord. Die vom Tanz in Schweiß geratenen Dörfler traten beiseite, verließen den Stampflehmboden, drängten sich an Wänden und Pfosten. Ciri, die neben Mistle ging, sah die angstgeweiteten Augen der Mädchen, bemerkte die harten, verbissenen, auf alles gefassten Blicke der Männer und Burschen. Sie hörte das anschwellende Flüstern und Murren, lauter als das verhaltene Brummen der Dudelsacke zuvor, das Insektensummen der Geigen und Fiedeln. Das Flüstern. Die Ratten ... Die Ratten ... Die Räuber...
    »Keine Angst«, sagte Giselher laut und warf den verstummten Musikanten einen prallen und klingenden Beutel zu. »Wir sind gekommen, um uns zu vergnügen. Das Fest ist für alle, nicht wahr?«
    »Wo bleibt das Bier?« Kayleigh schüttelte einen Geldbeutel. »Wo bleibt eure Gastfreundschaft?«
    »Und warum ist es so still?« Flamme blickte um sich. »Wir sind zum Vergnügen aus den Bergen gekommen. Nicht zur Beerdigung!«
    Einer von den

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