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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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änderte die Haltung, denn beim Sitzen drang ihm wieder der Schmerz durchs Knie. Er bemerkte, dass Regis ihn aufmerksam beobachtete.
    »Eine frische Wunde?«
    »Nicht besonders. Aber sie macht mir zu schaffen. Hast du irgendwelche Arzneien, die Schmerzen dämpfen können?«
    »Das hängt von der Art der Schmerzen ab.« Der Barbier deutete ein Lächeln an. »Und von den Ursachen. In deinem Schweiß, Hexer, nehme ich einen seltsamen Geruch wahr. Bist du mit Magie geheilt worden? Hat man dir magische Enzyme und Hormone gegeben?«
    »Ich habe verschiedene Mittel erhalten. Ich hatte keine Ahnung, dass man sie noch in meinem Schweiß riechen kann. Du hast eine verdammt empfindliche Nase, Regis.«
    »Jeder hat seine starken Seiten. Als Ausgleich für die Schwächen. Welches Gebrechen ist bei dir magisch geheilt worden?«
    »Ich hatte einen gebrochenen Arm und einen zerschmetterten Oberschenkelknochen.«
    »Wie lange ist das her?« »Gut einen Monat.«
    »Und du kannst schon wieder gehen? Unglaublich. Die Dryaden vom Brokilon, nicht wahr?« »Wie kommst du darauf?«
    »Nur die Dryaden haben Arzneien, die das Knochengewebe so schnell wieder aufbauen können. Auf der Oberseite deiner Hände sehe ich dunkle Punkte, die Stellen, wo die Wurzeln der Conynhael-Pflanzen und die symbiotischen Büschel von purpurrotem Beinwurz eingedrungen sind. Conynhael verstehen nur die Dryaden zu gebrauchen, und purpurroter Beinwurz wächst nicht außerhalb des Brokilon.«
    »Bravo. Eine fehlerfreie Deduktion. Mich interessiert aber etwas anderes. Gebrochen hat man mir den Oberschenkelknochen und den Unterarm. Starke Schmerzen verspüre ich jedoch stattdessen im Knie und im Ellenbogen.«
    »Das ist charakteristisch.« Der Barbier nickte. »Die Magie der Dryaden hat dir den beschädigten Knochen wiederhergestellt, aber gleichzeitig eine kleine Revolution in deinen Nervensträngen bewirkt. Eine Nebenwirkung, die am stärksten in den Gelenken zu spüren ist.«
    »Was kannst du mir dagegen raten?«
    »Nichts, leider. Du wirst noch lange Zeit unfehlbar Regenwetter vorhersehen. Im Winter werden die Schmerzen zunehmen. Ich würde dir aber keine starken Schmerzmittel empfehlen. Vor allem keine Narkotika. Du bist Hexer, in deinem Fall ist das absolut unangebracht.«
    »Also werde ich mich mit deiner Mandragora kurieren.« Der Hexer hob das gefüllte Mensurglas, das ihm Milva gerade gereicht hatte, trank es aus und begann zu husten, dass ihm die Tränen in die Augen traten. »Verdammt, mir ist schon besser.«
    »Ich bin mir nicht sicher« - Regis lächelte mit geschlossenem Mund -, »ob du die eigentliche Krankheit kurierst. Ich erinnere dich daran, dass man die Ursachen heilen muss, nicht die Symptome.«
    »Nicht im Falle dieses Hexers«, platzte Rittersporn heraus, der, schon ein wenig rot im Gesicht, dem Gespräch gefolgt war. »Ihm mit seinen Kümmernissen tut Schnaps gerade gut.«
    »Dir sollte er auch guttun.« Geralt bedachte den Dichter mit einem eisigen Blick. »Vor allem, wenn dir davon die Zunge träge wird.«
    »Damit würde ich eher nicht rechnen.« Wieder lächelte der Barbier. »Das Präparat enthält Belladonna. Viele Alkaloide, darunter Skopolamin. Ehe euch die Mandragora erwischt, werdet ihr alle zweifellos mit Eloquenz vor mir glänzen.«
    »Womit?«, fragte Percival.
    »Mit Beredsamkeit. Entschuldigung. Wir wollen einfachere Wörter verwenden.«
    Geralt verzog den Mund zu einem schwachen Lächeln. »Richtig«, sagte er. »Man verfällt leicht in Manieren und fängt an, solche Wörter Tag für Tag zu verwenden. Die Leute halten einen dann für einen aufgeblasenen Trottel.«
    »Oder für einen Alchimisten«, sagte Zoltan Chivay, der gerade mit dem Mensurglas im Bottich schöpfte.
    »Oder für einen Hexer«, prustete Rittersporn, »der sich etwas angelesen hat, um einer gewissen Zauberin imponieren zu können. Zauberinnen, meine Herren, fliegen auf nichts so wie auf gewähltes Gerede. Habe ich recht, Geralt? Na, antworte doch was ...«
    »Setz mal aus, Rittersporn«, unterbrach ihn der Hexer kalt. »Die in diesem Stoff enthaltenen Alkaloide wirken bei dir zu schnell. Du fängst an, dich zu verplaudern.«
    »Hör doch auf, Geralt« - Zoltan verzog das Gesicht - »mit dieser Geheimniskrämerei. Viel Neues hat uns Rittersporn nicht erzählt. Du kannst nichts dagegen machen, dass du eine lebende Legende bist. Die Geschichten von deinen Abenteuern werden in den Puppentheatern gespielt. Darunter auch die Geschichte von dir und einer Zauberin

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