Feuertaufe
kleines Mensurglas hervor, wischte es sorgfältig mit einem Lappen ab. »Da gibt es nichts zu befürchten. Die Mandragora ist richtig abgelagert, und die Anteile sind sorgfältig zusammengestellt und präzise abgewogen. Auf ein Pfund Stärkemasse gebe ich nur fünf Unzen Alraune und von Belladonna nur ein halbes Quent...«
»Darum ging es nicht.« Zoltan schaute den Hexer an, verstand augenblicklich, wurde ernst und zog sich vorsichtig von dem Öfchen zurück. »Es geht nicht darum, Herr Regis, wie viele Quent Ihr hineintut, sondern was ein Quent Alraune kostet. Dieses Getränk ist uns zu teuer.«
»Mandragora«, flüsterte Rittersporn staunend und zeigte auf den Haufen Knollen, die sich in einer Ecke der Hütte türmten und an kleine Zuckerrüben erinnerten. »Das ist Mandragora? Echte Mandragora?«
Der Alchimist nickte. »Die weibliche Form. Sie wächst in großer Menge auf ebendem Friedhof, auf dem wir uns begegnet sind. Deswegen verbringe ich hier auch den Sommer.«
Der Hexer warf Zoltan einen beredten Blick zu. Der Zwerg blinzelte.
Regis deutete ein Lächeln an. »Bitte, bitte, die Herren, wenn Ihr Lust habt, lade ich herzlich zur Verkostung ein. Ich weiß Euer Feingefühl zu schätzen, doch in der gegenwärtigen Lage habe ich wenig Chancen, die Elixiere ins vom Krieg erfasste Dillingen zu bringen. Das alles müsste sowieso vertan werden, also wollen wir in diesem Zusammenhang nicht von Preisen sprechen. Ich bitte um Entschuldigung, aber Trinkgefäß habe ich nur eins.«
»Es genügt«, murmelte Zoltan, während er das Mensurglas nahm und vorsichtig etwas aus dem kleinen Bottich schöpfte. »Auf Euer Wohl, Herr Regis. Uuuch ...«
»Ich bitte um Verzeihung.« Wieder lächelte der Barbier. »Die Qualität des Destillats lässt sicherlich viel zu wünschen übrig... Im Grunde ist das ein Halbfabrikat.«
»Es ist das beste Halbfabrikat, das ich mein Lebtag getrunken habe.« Zoltan schnappte nach Luft. »Nimm, Dichter.«
»Aaach ... Himmel! Vorzüglich! Probier, Geralt.«
»Nach dem Hausherrn.« Der Hexer verbeugte sich leicht zu Emiel Regis hin. »Wo bleiben deine Manieren, Rittersporn?«
»Ihr müsst verzeihen, meine Herren«, wehrte der Alchimist ab, »aber ich gestatte mir keinerlei Genussmittel. Die Gesundheit ist nicht mehr das, was sie einmal war, ich musste verzichten ... auf viele Annehmlichkeiten.«
»Nicht einmal ein Schlückchen?«
»Es handelt sich um ein Prinzip«, erklärte Regis ruhig. »Ich verstoße niemals gegen Prinzipien, die ich für mich selbst aufgestellt habe.«
»Ich bewundere so viel Prinzipienfestigkeit und beneide Euch darum.« Geralt trank ein wenig aus dem Glas, leerte es nach kurzem Zögern. Der Genuss des Geschmacks wurde ein wenig von den Tränen behindert, die ihm in die Augen traten. Im Magen breitete sich eine belebende Wärme aus.
»Ich gehe Milva holen«, erbot er sich und gab das Gefäß dem Zwerg. »Macht nicht alles nieder, ehe wir zurück sind.«
Milva saß in der Nähe der Pferde und neckte sich mit dem sommersprossigen Mädchen, das sie den ganzen Tag aufs Pferd genommen hatte. Als sie von Regis' Gastfreundschaft hörte, zuckte sie erst einmal mit den Schultern, ließ sich aber nicht lange bitten.
Sie traten in die Hütte und trafen die Gesellschaft bei der Betrachtung der gelagerten Mandragora-Wurzeln an.
»Ich sehe das zum ersten Mal«, gestand Rittersporn, während er eine längliche Knolle in den Fingern drehte. »In der Tat, sie erinnert ein wenig an einen Menschen.«
»Den ein Hexenschuss erwischt hat«, stellte Zoltan fest. »Und die da, also das ist ein schwangeres Weib, wie es im Buche steht. Die hier dagegen, mit Verlaub, sieht aus wie zwei Menschen, die sich bumsen.«
»Ihr habt nur das eine im Kopf...« Milva kippte das volle Mensurglas hinunter, hustete heftig in die Hand. »Ja dass mich... Stark ist das Zeug! Ist das wirklich aus Mannwurz? He, dann trinken wir ja das Gleiche wie die Zauberinnen! Das kommt nicht alle Tage vor. Danke, Herr Barbier.«
»Die Freude ist ganz meinerseits.«
Das immer wieder nachgefüllte Mensurglas kreiste in der Gesellschaft, weckte gute Laune, Elan und Redseligkeit.
»Diese Mandragora, habe ich gehört, das ist ein Gebräu von großer Zauberkraft«, erklärte Percival Schuttenbach überzeugt.
»Gewiss doch«, bestätigte Rittersporn, worauf er einen Schluck nahm, sich den Mund abwischte und zu reden begann. »Sind etwa wenig Balladen zu diesem Thema verfasst worden? Die Zauberinnen verwenden die Mandragora
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