Feuertaufe
Calanthes kehrt mit Glanz und Gloria auf den Thron Cintras zurück...«
»Als Marionette in der Hand Emhyrs, der sie entführt hat.«
»Emhyr will sie heiraten. Er will sie neben sich auf den kaiserlichen Thron setzen, die Titel und Lehen bestätigen. Verfährt man so mit Marionetten? Cirilla ist am kaiserlichen Hof von den Gesandten aus Kovir gesehen worden. Sie sagen, dass sie nicht den Eindruck machte, sie sei mit Gewalt entführt worden. Cirilla, die einzige Erbin des Throns von Cintra, kehrt als Verbündete Nilfgaards auf diesen Thron zurück. Solche Nachrichten machen unter den Soldaten die Runde.«
»Nachdem sie von Nilfgaarder Agenten verbreitet wurden.«
»Das weiß ich.« Der Graf nickte. »Aber die Soldaten wissen es nicht. Wenn wir Deserteure aufgreifen, bestrafen wir sie mit dem Strick, aber ich kann sie ein wenig verstehen. Das sind Cintrier. Sie wollen für das eigene Zuhause kämpfen, nicht für Temerien. Unter eigenem, nicht temerischem Befehl. Unter der eigenen Fahne. Sie sehen, dass hier, in dieser Armee, sich ihre goldenen Löwen vor den temerischen Lilien beugen. Vissegerd hatte achttausend Soldaten, darunter fünftausend gebürtige Cintrier, die übrigen waren temerische Verstärkungstruppen und freiwillige Ritterschaft aus Brugge und Sodden. Gegenwärtig umfasst das Korps sechstausend. Aber desertiert sind ausschließlich die aus Cintra. Vissegerds Armee ist ohne eine Schlacht dezimiert worden. Versteht Ihr, was das für ihn bedeutet?«
»Er verliert Prestige und seine Position.«
»Natürlich. Wenn noch ein paar hundert desertieren, nimmt ihm König Foltest das Oberkommando weg. Schon jetzt kann man dieses Korps schwerlich cintrisch nennen. Vissegerd strampelt sich ab, versucht den Desertionen Einhalt zu gebieten, weshalb er Gerüchte über die unsichere, fast gewiss illegitime Herkunft von Cirilla und ihren Vorfahren ausstreut.«
»Was Ihr«, konnte sich Geralt nicht enthalten zu sagen, »mit sichtlichem Widerwillen hört, Graf.«
»Ihr habt es bemerkt?« Daniel Etcheverry lächelte sacht. »Nun ja, Vissegerd kennt meinen Stammbaum nicht... Kurzum, ich bin mit dieser Ciri verwandt. Muriel, die Gräfin Garramone, genannt die Schöne Buhlerin, die Ururgroßmutter Ciris, war auch meine Ururgroßmutter. Von ihren Liebeseroberungen kursieren in unserem Geschlecht Legenden, trotzdem höre ich es ungern, wenn Vissegerd meiner Vorfahrin unterstellt, sie habe zu Blutschande geneigt und sich jedem Erstbesten hingegeben. Aber ich reagiere nicht. Weil ich Soldat bin. Verstehen die Herren mich richtig?«
»Ja«, sagte Geralt.
»Nein«, sagte Rittersporn.
»Vissegerd ist der Befehlshaber dieses Korps, das zum Bestand der temerischen Armee gehört. Cirilla in der Hand Emhyrs aber ist eine Bedrohung für das Korps, also auch für die Armee und damit für meinen König und mein Land. Ich habe nicht vor, den von Vissegerd über Cirilla verbreiteten Gerüchten entgegenzutreten und die Autorität des Befehlshabers zu untergraben. Ich gedenke ihm sogar bei der Beweisführung zu helfen, dass Cirilla ein Bankert ist und kein Recht auf den Thron hat. Nicht nur, dass ich mich dem Hofmarschall nicht widersetzen werde, dass ich seine Befehle nicht in Frage stellen werde, sondern ich werde sie auch unterstützen. Und ausführen, wenn es sein muss.«
Der Hexer verzog den Mund zu einem Lächeln. »Jetzt verstehst du wohl, Rittersporn? Der Herr Graf hat uns keinen Augenblick für Spione gehalten, sonst hätte er uns nicht so ausführliche Erklärungen zuteil werden lassen. Der Herr Graf weiß, dass wir unschuldig sind. Aber er wird keinen Finger rühren, wenn Vissegerd uns verurteilt.« »Heißt das ... Heißt das, dass ...«
Der Graf wandte den Blick ab. »Vissegerd«, sagte er leise, »rast. Ihr hattet großes Pech, dass Ihr ihm in die Hände gefallen seid. Insbesondere Ihr, Herr Hexer. Den Herrn Rittersporn werde ich versuchen zu ...«
Er wurde durch die Rückkehr Vissegerds unterbrochen, der immer noch rot war und wie ein Stier schnaubte. Der Hofmarschall trat an den Tisch, hieb mit dem Streitkolben auf die Karten, die die Tischplatte bedeckten, dann wandte er sich zu Geralt um und fixierte ihn durchdringend. Der Hexer senkte den Blick nicht.
»Der verwundete Nilfgaarder, den der Beritt aufgegriffen hat«, sagte Vissegerd mit Nachdruck, »hat es geschafft, unterwegs seinen Verband abzureißen, und ist verblutet, ohne zu Bewusstsein zu kommen. Er ist lieber gestorben, als zu Niederlage und Tod seiner
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