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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Dabei wusste sie, dass ihr Clan ohne Aodh Mór O’Néills Unterstützung niemals in die Heimat hätte zurückkehren können. Trotzdem fand sie noch ein Haar in der Suppe.
    »Ich sagte bereits, dass der O’Néill sich von Haresgill ein Drittel unseres Landes für seine Unterstützung geben ließ. Gibt er es uns jetzt etwa zurück? Als Buirre mit der Nachricht des Taoiseachs kam, wir könnten in unsere Heimat zurückkehren, und ich ihn danach fragte, ist er mir ausgewichen. Also behält der O’Néill seinen Raub, während uns nur der Anteil bleibt, den sich dieser verfluchte Ketzer Haresgill damals angeeignet hat.«
    Saraids Gekeife wurde Ciara langsam zu viel. »Wir können froh sein, dass wir überhaupt nach Hause kommen dürfen! Du weißt, wie wir an der Küste gelebt haben, mit Äckern, auf denen kein Halm wachsen wollte, und mageren Wiesen, auf denen kein Schaf und keine Kuh auch nur eine Unze Fett ansetzen konnten.«
    »Trotzdem ist es nicht gerecht«, murrte Saraid, für die zuerst Gott kam, danach in absteigender Reihenfolge ihr Anführer Oisin, dessen Schwester Ciara, sie selbst und mit gewissem Abstand ihr Ehemann Buirre und die anderen Angehörigen des Clans. Erst weit dahinter war sie bereit, die Anführer befreundeter irischer Clans anzusiedeln. Ein Aodh Mór O’Néill stand in ihrem Ansehen gerade noch über den Engländern, und sie würde ihm so lange keinen höheren Stand zubilligen, wie er auch nur einen Morgen ehemaliges Ui’Corra-Land besaß.
    Ciara gab es auf, mit Saraid zu diskutieren, und deutete nach vorne. »Buirre und die anderen haben die Burg erreicht, und es sind keine Feinde zu sehen.«
    »Wenn etwas die Hinterhältigkeit der Engländer übertrifft, so ist es ihre Feigheit«, schnaubte Saraid.
    Sie blickte jedoch ebenso angespannt auf das Burgtor wie Ciara und atmete auf, als ihr Mann nach einer Weile heraustrat und ihnen zuwinkte, dass sie kommen sollten. Nun liefen sie, so schnell sie konnten, auf die Burg zu und waren völlig außer Atem, als sie das Tor erreichten.
    Dort stand Buirre gegen die Wand gelehnt, einen Grashalm zwischen den Zähnen, und zeigte auf einen Wagen, den sie vom Hügel aus nicht hatten sehen können. »Haresgill schien es so verdammt eilig gehabt zu haben, von hier wegzukommen, dass er den vollbeladenen Karren dort hat stehen lassen.«
    Rasch warf Ciara einen Blick auf das Gefährt und sah kunstvoll gedrechselte Möbelstücke auf ihm liegen, deren Verlust Haresgill arg schmerzen würde. Dabei wusste sie selbst nicht, ob sie das Zeug verwenden konnten. In dem alten Turm am Meer hatten sie nur das Nötigste besessen, und selbst das hatten die Clanleute aus Treibholz schreinern und schnitzen müssen.
    Saraid hingegen sah die Möbel als willkommene Beute an. »Die sind zwar nicht so schön wie jene, die wir damals zurücklassen mussten, als Haresgill und die Ui’Néill uns überfallen haben, aber wenigstens können wir damit unseren Gästen zeigen, dass wir Ui’Corra nicht vom Erdboden essen müssen.«
    Sie nickte ihrem Mann kurz zu und durchschritt hoch erhobenen Hauptes das Tor.
    Ciara betrat ebenfalls die Burg und sah sich in dem kleinen Innenhof um. Dort lagen etliche Gegenstände herum, die von Haresgills Leuten aus dem Wohnturm und der Halle herausgeholt worden waren und die sie dann doch nicht hatten mitnehmen können. Das meiste davon hatten die Engländer jedoch zerstört.
    Saraid trat mit zornglühendem Gesicht zu einer zerschlagenen Harfe. »Das hier war die Clanharfe der Ui’Corra. Auf der haben unzählige Barden unserer Sippe gespielt. Oh, hätten wir sie damals doch nicht zurückgelassen!«
    »Wer hätte sie tragen sollen?«, fragte ihr Mann. »Unsere Krieger standen im Kampf, wir Jungen mussten das Vieh treiben, und die Frauen und Mädchen haben alles mitgenommen, was sie tragen konnten. Du selbst hast die kleine Ciara all die Meilen bis zum Meer geschleppt, weil keines der älteren Mädchen die Hände frei hatte.«
    Das war zwar richtig, dennoch empfand auch Ciara beim Anblick der zerstörten Harfe tiefen Schmerz. Auf das eingeschnitzte Clansymbol der Ui’Corra hatte jemand sogar seine Notdurft verrichtet.
    »Engländer, sage ich nur! Das ist ein Volk ohne Kultur und Manieren.« Saraid schnaubte und wies ihre Leute an, als Erstes hier im Hof aufzuräumen.
    Ciara war klar, dass ihre Base ebenfalls kräftig zupacken würde, und ärgerte sich darüber, dass sie ihr einziges gutes Kleid trug. Es war zu wertvoll, als dass sie darin hätte mithelfen

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