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Feuertochter: Roman (German Edition)

Feuertochter: Roman (German Edition)

Titel: Feuertochter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nicht auf einem ihr bekannten Weg befand. Doch der Tod in der alles verschlingenden Tiefe dieses Sumpfs war ihr allemal lieber, als in Richard Haresgills Hände zu fallen.
    Voller Entsetzen war Saraid stehen geblieben und hatte gesehen, wie ihre Tante verletzt wurde und wieder auf die Beine kam. Dann aber schien Eibhlín Ní Corra verloren, denn zwei Engländer folgten ihr und hatten sie fast erreicht. Da sank die Clanchefin mit einem Bein bis zum Knie ein und konnte sich gerade noch befreien. Im nächsten Augenblick war der erste Engländer heran und hob seine Waffe, um ihr das Schwert aus der Hand zu prellen. Doch hoch zu Ross und mit Eisen am Leib war er um vieles schwerer als die Fliehende, und als er sich nach vorne beugte, um zuzuschlagen, gab der Moorboden unter den Hufen seines Gauls nach, und das Tier sank ein. Der Mann verlor den Halt und stürzte über den Hals des Pferdes hinweg kopfüber in den Sumpf. Erschrocken rissen die anderen Verfolger ihre Pferde zurück und starrten entsetzt auf die Stelle, an der ihr Kamerad versank. Nach wenigen Herzschlägen sahen nur noch seine Beine heraus, die sich krampfhaft bewegten. Dann war es vorbei.
    Außer sich vor Wut versuchte Richard Haresgill, seine Männer anzutreiben, doch diese kehrten auf trockenen Boden zurück und hoben abwehrend die Hände. »Das Moor ist des Teufels! Da kommen wir nicht durch.«
    »Seid ihr Männer oder Memmen?«, tobte Haresgill.
    Dabei war auch ihm der Tod seines Gefolgsmanns in die Knochen gefahren, und er würde sein Pferd keinen Schritt weit in dieses unheimliche Gebiet hineinlenken. Deshalb musste er voller Ingrimm mit ansehen, wie Eibhlín Ní Corra mit einer noch recht ansehnlichen Schar weiterzog und irgendwann zwischen mannshohem Gebüsch und einzelnen Bäumen verschwand. Das Letzte, was er von ihr vernahm, waren selbstbewusste Worte: »Wir kommen wieder, Richard Haresgill! Dann wirst du für alles bezahlen, und Aodh Mór O’Néill ebenfalls!«
    Eibhlín Ní Corra war zuversichtlich, denn sie ahnte nicht, dass es achtzehn Jahre dauern würde, bis die Ui’Corra wieder den Fuß auf heimatliche Gefilde setzen konnten.

3.
    F ür einen Augenblick sah Ciara Ní Corra noch dichten Wald um sich, mit mächtigen Laubbäumen, hohen Farnen und von den Ästen herabhängenden Flechten, im nächsten aber blickte sie in ein weites, von dicht bewachsenen Hügeln umgebenes Tal hinab. Eine gute halbe Meile von ihr ragte ihre verlorene Heimat, die Burg der Ui’Corra, über einer vom Fluss gebildeten Halbinsel auf. Bei diesem Anblick hielt es Ciara nicht mehr bei ihren Leuten. Zwar mochten sich immer noch versprengte Engländer im Tal herumtreiben, aber in ihrer Begeisterung schob sie jeden Gedanken an eine Gefahr beiseite und rannte den Hügel hinab. Vor ihr leuchtete der Klee grüngolden im Sonnenlicht. Lachend riss Ciara sich die Schuhe von den Füßen und tanzte selig auf den dichten, weichen Pflanzen.
    Sie selbst konnte sich nicht an die Heimat ihres Clans erinnern, die dieser vor fast zwei Jahrzehnten verloren und nun wiedergewonnen hatte. Aber ihre Cousine Saraid, die sieben Jahre älter war als sie, hatte ihr alles genau beschrieben. Nun konnte sie den großen Wehrturm, den ihr Großvater Cahal O’Corra hatte errichten lassen, um sich gegen die Knechte des englischen Königs Heinrich VIII. zu behaupten, mit eigenen Augen sehen und auch die große Halle daneben, die weitaus älter war als der Turm. Dort hatten ihre Vorfahren viele glorreiche Siege gefeiert. Dem Vernehmen nach sollte bereits der ruhmreiche Hochkönig Brian Boru dort seinen Met getrunken haben.
    »Einen Mann wie Brian bräuchten wir jetzt wieder«, sagte Ciara leise. Doch einen Brian Boru gab es in ganz Irland nicht mehr. Stattdessen mussten sie auf Aodh Mór O’Néill vertrauen, der vor zwanzig Jahren den Engländern geholfen hatte, ihren Clan von seinem Land zu vertreiben. Nun sollte ausgerechnet dieser Clanführer die verhassten Besatzer aus Uladh vertreiben. Sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob das gutgehen konnte.
    Schnell schob Ciara ihre düsteren Gedanken beiseite, denn dieser Tag war viel zu schön, um sich Sorgen hinzugeben. Lieber genoss sie die Aussicht über das Tal der Ui’Corra: Ein Stück hinter der aus grauen Steinquadern errichteten Burg lag das erste Dorf, und ihr war es, als grüßten die mit Reet gedeckten Häuser der Clanangehörigen zu ihr hinüber. Selbst die bescheidenen Katen der Knechte und Tagelöhner konnte sie erkennen, die sich hinter

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