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Feuertod

Feuertod

Titel: Feuertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Isberner
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geschafft, weite Teile der Infrastruktur des Orion Pakts zu infiltrieren. Dass sie sich weigerten den Quellcode der Software offenzulegen, und es auch niemand von ihnen forderte, hatte es ihnen leicht gemacht, maßgeschneiderte Trojaner für einzelne Bereiche mitzuliefern oder per Updatefunktion nachträglich zu installieren.
    Wenn Seamus unsere Software nutzen würde, dann müsste ich jetzt nicht hier sein.
    Aber nicht nur nutzte er sie nicht, er hatte es tatsächlich geschafft, im Forschungsbereich einen Umstieg auf eine andere Software durchzusetzen, was bedeutete, dass die gesamte Forschung des Orion Pakts vor ihnen versteckt war und sie bei Neuentwicklungen meist vor vollendete Tatsachen gestellt wurden, wenn die Forschung abgeschlossen war.
    Gelegentlich wussten sie auch schon vorher, aus Memos von anderen Regierungsstellen von Projekten, aber das war selten. Hätte Nekrotech sich nicht in das Projekt eingekauft, wüssten sie immer noch nichts von Seamus Forschung.
    „Was macht Unions-IT eigentlich, wenn du mal einen richtigen Urlaub machst?“
    „Vor lauter Panik das Büro abfackeln, vermute ich.“
    „Ich bin echt froh, dass wir eure Software bei uns nicht benutzen. Nichts für ungut.“
    Doch, sehr ungut…
, dachte sie, aber das konnte sie ihm schlecht sagen. Stattdessen entschied sie sich für einen anderen Weg.
    „Soll ich dir ein Geheimnis verraten?“
    Seamus nickte.
    „Wenn ich nicht selbst dort arbeiten würde, würde ich unsere Software auch nicht benutzen. Aber erzähl es nicht weiter.“, beim letzten Satz zwinkerte sie ihm zu.
    Seamus beugte sich über den Tisch und gab Julia einen Kuss. Mit seinem Gesicht noch immer nur Millimeter von ihrem entfernt fragte er dann leise: „Wollen wir frühstücken?“
    „Gleich.“, antwortete sie und gab ihm einen weiteren Kuss.
    Nachdem sie sich voneinander gelöst hatten bestellten sie ihr Frühstück. Julia entschied sich für ein Brötchen mit Wurst, ein Croissant mit Manbeer-Marmelade (eine genetische Kreuzung aus Mangos und Erdbeeren) Rührei und Kaffee. Seamus nahm eine bunte Mischung aus verschiedenen Bratwürstchen mit Spiegeleiern.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Julia, wie er das essen konnte, aber statt ihn das zu fragen lächelte sie ihn nur verliebt an. Kurz darauf materialisierte sich ihr Frühstück auf einem kleinen Sprungtor, das in die Mitte des Tischs eingebaut war.
    Während sie aßen und sich dabei immer wieder verliebt in die Augen schauten, musterte Julia pausenlos die Gäste, die kamen und gingen. Wie es sich für diesen Tag gehörte, handelte es sich bei den meisten um Pärchen, aber auch ein paar einzelne Gäste und sogar eine Kindergeburtstagsfeier waren darunter.
    Das interessante an der Feier war, dass sie zum ersten Mal seit langem bemerkte, dass Teile der Bevölkerung Angst vor dem Schatten hatten. Die meisten schienen es zu ignorieren oder hatten es verdrängt, aber auf den Gesichtern der Kinder konnte sie pure Panik erkennen. Beim Geburtstagskind handelte es sich um ein brünettes Mädchen mit Zöpfen, die elf Jahre alt geworden war – und sich über keines ihrer Geschenke freute. Stattdessen fragte sie ihren Vater bei jedem einzelnen, ob es ihr gegen den Schatten helfen würde, wenn er in der Nacht käme, um sie zu holen.
    Der Vater wusste natürlich auch nicht, was er darauf antworten sollte. Sie wussten nicht, was der Schatten war, aber eine Packung Buntstifte oder ein Hologramm von einem galoppierenden Pferd würden seiner Tochter definitiv nicht helfen. Schlimmer war allerdings, dass sich die Angst des Geburtstagskindes auf die restlichen Kinder übertrug.
    So oder so hatte sie bei jedem der Kinder die Angst deutlich aus ihren kleinen Gesichtern ablesen können, aber mit jeder Frage des Mädchens, wuchs die Angst bei ihren Freunden, bis am Ende alle zehn Kinder am Tisch heulten.
    Seamus schien von der Szene in seinem Rücken auch mitgenommen zu werden. Jedes Mal, wenn das Mädchen wieder ihren Vater fragte, ob sie sich mit ihrem Geschenk gegen den Schatten verteidigen konnte, verzog er das Gesicht, als würde er persönlich getroffen werden.
    Vielleicht eine Reaktion auf die Folter, der er als Kind ausgesetzt war, weil ihn der Orion Pakt für einen Spion des Schattens hielt?
    Sie hielt es für gut möglich.
    Damit lässt sich doch etwas anstellen…
    Aber sie spürte, wie sie zögerte. Wollte sie ihm das wirklich antun? Seamus war kein schlechter Mensch. Ganz und gar nicht. Er forschte nur an der falschen Sache

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