Feuertod
– oder an der richtigen, je nachdem.
Ich habe Skrupel.
Die Erkenntnis traf sie. Sie wusste, dass sie Seamus mochte, das hatte sie schon lange erkannt, aber dass sie ihn deswegen schonen wollte… das war neu für sie. Mord und Folter waren so viel einfacher. Da konnte man wenigstens keine Gefühle entwickeln – außer Befriedigung.
Während ihrer Überlegungen fingen die Erwachsenen bei der Kindergeburtstagsfeier an, die Party zu beenden. Offenbar hatten sie genug von den heulenden Kindern. Aus den Gesprächen konnte sie entnehmen, dass sie sich auf den Weg in einen Vergnügungspark machen wollten, um die Kinder abzulenken – aber auch sich selbst, denn einige der Eltern wirkten so, als wenn sie sich von der Panik der Kinder hatten anstecken lassen.
Zu seiner Erleichterung hörte Seamus hinter sich, wie die Geburtstagsfeier aufgelöst wurde. Die Angst der Kinder löste starke Erinnerungen an seine eigene Zeit in Gefangenschaft aus. Er war froh, dass die Feier hinter ihm stattfand und er nicht die Gesichter der Kinder sehen musste. Noch vor wenigen Wochen wäre er losgerannt, um Frauen zu finden und mit ihnen zu schlafen. Aber jetzt hatte er Julia.
Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest. Sie drückte leicht zu und es half, ihn zu beruhigen. Aber es fehlte etwas.
Dass ich nicht auf die Jagd nach fremden Frauen gehen kann, heißt nicht, dass ich keinen Sex haben kann, um mich auf andere Gedanken zu bringen.
Als er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, stand er auf und zog Julia hinter sich her in Richtung der Toiletten.
Shannon – Orion III
Eigentlich hatte Roberto den Morgen mit Helena im Bett verbringen wollen, aber als sie gerade dabei waren das Vorspiel zu beenden und sie sich auf ihn setzte piepte der Nanobotalarm. Ohne von ihm abzusteigen griff sie nach dem Empfänger während Roberto gespannt zu ihr aufsah.
Wenn er ihren enttäuschten Gesichtsausdruck richtig deutete, dann wusste er, was sie als nächstes sagen würde.
„Die Nanobots haben unser Ziel gefunden.“
Er hatte richtig vermutet und wollte aufstehen, doch Helena stieß ihn zurück nach unten.
„Ich habe nicht gesagt, dass wir fertig sind.“
Erschöpft sanken sie am Ende zusammen und lagen sich ein paar Minuten in den Armen, bevor Roberto Helena entschuldigend ansah und nach dem Empfänger für die Nanobots griff.
„Schon okay.“, hauchte sie leise und strich über seine nackte Brust.
Die Nanos hatten deutlich länger gebraucht, als sie erwartet hatten, aber offenbar hatten sie im letzten Haus jetzt etwas gefunden.
Murphys Gesetz…
, dachte er bei sich und studierte die Auswertung.
Das Haus gehörte Mia Udinov, einer recht unscheinbaren Frau Mitte vierzig, die sich öffentlich als Putzfrau ausgab. Er hätte nie gedacht, dass sie etwas Anderes sein könnte, weswegen ihn der Fund der Nanos umso mehr überraschte. Hatte er wirklich derart falsch gelegen?
Helena stand auf und ging Richtung Badezimmer, um zu duschen.
„Schade um unseren Valentinstag. Ich hatte wirklich gehofft, wir könnten den Tag entspannt verbringen.“
Roberto versuchte eine freudige Mine aufzusetzen: „Sieh es so: Wenigstens verbringen wir ihn gemeinsam. Das ist immer noch besser als auf der
Lupardus
.“
Sie ging zu ihm rüber und gab ihm einen Kuss.
„Da hast du Recht. Kommst du mit unter die Dusche?“
Eine Dreiviertelstunde später standen sie im Haus von Mia Udinov und die Hausherrin saß gefesselt auf einem Stuhl vor ihnen im Wohnzimmer. An der Wand hingen echte Gemälde, keine Hologramme, von Künstlern, die Roberto nicht kannte. Für ihn sahen sie mehr wie wahllos zusammengeworfene Farbkleckse aus, aber Kunst hatte ihn schon immer verwirrt. Unter dem größten Gemälde, das aussah wie hingekotzt, soweit es ihn betraf, befand sich ein überdimensionierter steinerner Kamin in dem ein Feuer knisterte.
Trotz der Gemälde und des Kamins bestand die restliche Einrichtung nur aus schwachen Kraftfeldern, die Möbel nachstellten. Ein leichtes Schimmern verriet, wo sie sich befanden und Roberto wusste aus Erfahrung, dass die Kraftfelder im Dunkeln leuchten würden, damit man nicht gegen sie rannte und sich verletzte. Den Stuhl an den sie Udinov gefesselt hatten, hatten sie aus einem der anderen Zimmer bringen müssen, damit sie die Kraftfelder nicht einfach durch ein Codewort deaktivieren und sich dadurch befreien konnte.
Da es in der Stadt keine Sprungstörfelder gab, war das Eindringen in das Haus ein Kinderspiel gewesen.
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