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Feuertod

Feuertod

Titel: Feuertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Isberner
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nicht verkneifen.
    Sie war der Engel des Todes, geschickt die Ungläubigen zu holen und sie in das Fegefeuer zu verbannen.
    Sie glaubt nicht an diesen religiösen Blödsinn, aber das Bild hatte einen gewissen Reiz. Und war es wirklich so falsch? Sie hatte sich durch ihre Reihen bewegt, wie eine unsichtbare Sagengestallt. Hatte die letzten Sekunden ihres Lebens ausgerufen und sie dann in das feurige Ende dutzender Explosionen verdammt.
    Ja, es war ein passendes Bild, das ihr da durch den Kopf gegangen war. Und sie würde es noch weiter unterstreichen.
    Als die letzte Explosion verklungen war, ging sie wieder durch den Geheimgang zurück. Die Explosionen hatten die Wand zum Hauptgang zerstört. Wo zuvor noch ein Schreibtisch gestanden hatte, befanden sich mehrere Brocken aus der Wand und der Schreibtisch war von der Druckwelle gegen die Rückwand gedrückt worden. Ob er erst dort oder schon zuvor in einen wüsten Haufen von Bruchstücken zerlegt worden war, konnte Ranai nicht sagen.
    Im Gang konnte sie, neben dem gleichen Chaos aus Schutt und Asche wie im Büro, dutzende von Leichen sehen, aber hier und da schien sich auch noch jemand zu bewegen, wenn auch nur mühsam.
    Sie schaltete ihre Sicht auf den Herzschlagsensor um. Wo auch immer sie noch einen Herzschlag sah, feuerte sie eine Salve aus ihrem Sturmgewehr. Niemand durfte überleben.
    Im Gegensatz zu den einfachen Bürowänden war die Wand zum Geschäftsführerbüro aus deutlich stabilerem Material gefertigt. Die Explosionen hatten sie zwar mit schwarzen Spuren überzogen, aber kaum einen Kratzer in sie geschlagen. Nicht umsonst hatten sich die letzten Verteidiger dort verbarrikadiert und so lange überleben können, trotz der vielen Soldaten, die versuchten in das Büro einzudringen.
    Ranai hatte aber kein Problem die Tür zu öffnen. Es war ihr Büro. Niemand war in der Lage, sie auszusperren.
    Die Dicke und das Material der Wände machten es ihr aber unmöglich, den Innenraum mithilfe ihres Herzschlagsensors abzutasten und die Kameras konnte sie nicht aktivieren, weil sie selbst keinen Platz hatte, an dem sie sich verstecken konnte. Sie musste den Raum also blind betreten.
    Sie zog ihre letzten verbliebenen Granaten und stellte den Timer jeweils auf drei Sekunden, verzichtete jedoch vorerst noch darauf, sie zu aktivieren.
    Das Tastenfeld an der Tür war von den Soldaten zerlegt worden als sie versucht hatten, in das Büro einzudringen. Sie konnte ihren Überbückungscode also nicht direkt eintippen. Darauf war sie aber auch nicht angewiesen, sie konnte den Code auch mithilfe ihrer Implantate übermitteln.
    Das Türschloss klickte und sie schob die Tür langsam auf.
    „Nicht schießen, es ist ein Huhn mit Gockel.“
    Die Codephrase hatte schon existiert, bevor sie ihren Auftrag angetreten hatte, andernfalls würde sie bestimmt nicht so seltsam lauten. Wirklich wichtig war es aber nicht, so lange sie ihren Zweck erfüllte – und das tat sie: Sie konnte den Raum betreten, ohne unter Beschuss zu geraten.
    Das Büro war riesig, beinahe so groß, wie der Versammlungsraum im fünften Stock.
    Hinter dem überdimensionierten Eichenschreibtisch (der sich schon im Büro befunden hatte, bevor sie es in Beschlag genommen hatte), hockten drei Frauen, mit Gewehren im Anschlag. Schränke waren von der Wand gekippt worden und dienten vier Männern als Schutzschild, die ebenfalls Gewehre auf sie gerichtet hatten. Die Türen wurden von vier weiteren Männern flankiert, jeweils einer auf den Knien und einer hinter ihm auf jeder Seite, ebenfalls mit auf sie gerichteten Gewehren.
    Die Hintere Verteidigungslinie machte Sinn, die Linie an der Tür wirkte wie aus einem schlechten Film. Die vier würden sich im Kreuzfeuer gegenseitig hinrichten, wenn wirklich Feinde durch die Tür kamen – immer vorausgesetzt, sie kamen wirklich durch die Tür und nicht durch die unbewachte Rückwand.
    Es war wahrlich ein Armutszeugnis. Aber die Kamerabilder hatten es ihr gezeigt und ihre Augen bestätigten es: Es war kein einziger Außenagent im Haus gewesen, als die Razzia losging. Das war immerhin etwas, auch wenn das womöglich bedeutete, dass einige von ihnen gefangengenommen wurden. Es bedeutete vor allem, dass die Mehrzahl von ihnen noch frei im Orion Pakt operierte, so viel traute sie ihren Kollegen zu. Sie würden höchstwahrscheinlich alle in Alarmbereitschaft sein und sich in ihre jeweils sicheren Häfen zurückgezogen haben, aber sie waren noch dort draußen – und das war alles, was

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