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Feuertod

Feuertod

Titel: Feuertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Isberner
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IT-Technikerin sei, konnte er wohl getrost als Lüge abtun, er hatte in seinem Leben noch keine ITler gesehen, in der Lage waren zu tun, was Julia getan hatte – außer vielleicht in Computerspielen. Aber was war sie dann?
    Heißt sie wirklich Julia?
    Der Gedanke traf ihn wie ein Hammerschlag gegen den Brustkorb und für einen Moment hatte er das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Was war gelogen, was war wahr? Liebte sie ihn wirklich oder hatte sie ihn nur benutzt um… was eigentlich?
    Um an meine Forschungsergebnisse zu kommen.
    Damit hatte er das „Was“, fehlte noch das „Wer“. Wer war sie wirklich? War sie eine Agentin des Rateri Protektorats oder des Schattens?
    Hatte er sie in seinem Kopf grade wirklich als „Agentin des Schattens“ bezeichnet? War er so einfach zu der gleichen unsinnigen Vermutung gesprungen, wie der Orion Pakt vor elf Jahren?
    Mit einem Mal wurde ihm schlecht. Richtig schlecht. Er rannte ins Bad und übergab sich.
    Wie lange er so über der Toilette gehangen hatte, wusste er nicht. Um ihn herum brach seine Welt zusammen, wie lange er kotzte war wirklich nichts, was sonderlich wichtig war.
    Das einzige was zählt ist, dass ich heute wenigstens nichts Scharfes gegessen habe.
    Trotz der Situation in der er sich befand, musste er über den Gedanken lachen, so abstrus war er. In seinem Schlafzimmer lag eine Frau, die ihn seit Wochen belogen hatte. Die ein ganzes Waffenarsenal mit sich geführt hatte, als er sie hierher gebracht hatte. Die so schwer verletzt war, dass sie eigentlich hätte tot sein müssen. Die auf der Flucht vor der Regierung war.
    Die ihn vermutlich ohne große Anstrengungen umbringen konnte, wenn sie wieder halbwegs fit war.
    Das unterbrach sein Lachen, augenblicklich. Konnte sie ihn wirklich so einfach umbringen? Viel wichtiger: Würde sie? Was auch immer ihr Geheimnis war, es war keines mehr, zumindest nicht mehr wirklich. Was auch immer sie von ihm gewollt hatte, sie würde es nicht mehr bekommen, das musste ihr klar sein. War er also nur noch eine Belastung für sie? Vielleicht sogar eine Gefahrenquelle?
    Er konnte es nicht sagen. Wollte es vielleicht auch gar nicht. Für eine Weile saß er einfach nur am Boden und wog zwischen seinen Gefühlen für Julia und der Gefahr, die die Frau in seinem Schlafzimmer für ihn bedeutete, ab. So sehr er sich auch wünschte, es nicht tun zu müssen, am Ende obsiegte sein Überlebenswille.
    Er ging ins Schlafzimmer und kramte im Schrank nach seinen Handschellen. Sie waren nur ein Sexspielzeug, bei weitem nicht so stabil, wie „echte“ Handschellen, aber besser als nichts. Er nahm sich beide heraus und schnallte Julias - oder wie auch immer sie hieß - Hände an den Bettpfosten fest. Vielleicht keine ideale Lösung, aber allemal besser als nichts.
    Ein Blick auf den MediCom zeigte ihm, dass er ganze Arbeit geleistet hatte. Die Werte auf dem Display waren stabil und die Prognose positiv. Für Seamus grenzte das an ein Wunder. Er hatte ihre Wunden gesehen, als er sie ausgezogen hatte, sie hätte nicht sich nicht so schnell erholen dürfen.
    So faszinierend das war, so wenig Interesse hatte er daran, dieses Rätsel zu lösen. Es war einfach nur eine weitere Frage, auf dem Berg an Fragen, die er sowieso schon hatte. Die wichtigste davon war: Konnte er Julias Antworten vertrauen? Er wollte es, unbedingt, aber ein Teil von ihm zweifelte bereits daran, obwohl sie sich noch immer unter der Narkose des MediComs befand und er keine einzige Frage gestellt hatte. Sein Vertrauen war schwer erschüttert.
    Er setzte sich ins Wohnzimmer auf das Sofa und schaltete einen Film ein, um auf andere Gedanken zu kommen.
     
     
    16. Februar 2253
     
    „Seamus?“
    Als er Julias Stimme hörte schlug er glücklich die Augen auf, wie immer, wenn sie ihn weckte. Aber bei dem Anblick ihres nackten Körpers kam auch die Erinnerung zurück und seine Freude verflog.
    „Ich denke, wir müssen reden.“, setzte sie fort.
    „Ja, das müssen wir.“, er sah auf ihre Hände, „Die Handschellen scheinen dich nicht wirklich behindert zu haben… Zieh dir etwas an, wenn du wirklich reden und mich nicht nur ausnutzen willst.“
    Für einen Moment glaubte er etwas in ihren Augen flackern zu sehen. Hatte er sie verletzt? Aber was auch immer es war, es war sofort wieder verschwunden und sie drehte sich um und verschwand in seinem Schlafzimmer.
     
     
    Wütend griff Ranai sich Kleidung aus Seamus‘ Kleiderschrank und zog sich an. Zu ihrer Überraschung galt ihre

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