Feuertod
Sorgen. Er wusste noch immer nicht, wie er Admiral Rasmus über die Vorkommnisse in Kenntnis setzen sollte. Verschweigen konnte er es ihm auf Dauer sicher nicht. Sowie der Kapitän seine Zelle verließ, würde er umgehend seinen Vater kontaktieren. Und spätestens, wenn sie wieder im Rateri-System waren, würden sie ihn auch nicht mehr in der Zelle behalten können.
Was dann?
Für eine Sekunde überlegte er, ob Kores nicht einen „Unfall“ haben könnte. Er war sich sicher, dass seine Besatzung ihn nicht verraten würde, verwarf den Gedanken aber beinahe sofort wieder. Mord an seinen eigenen Leuten war nicht sein Stil.
Dennoch brauchte er eine Lösung – und möglichst bald. Das Problem auf die lange Bank zu schieben würde niemandem helfen. Weder James noch Private Faros – oder ihm selbst. Dass er Kores nicht sofort nach seiner Rückkehr auf die
Lupardus
aus der Zelle befreit hatte, würde ihn in dessen Augen mitschuldig machen.
Nicht, dass das arrogante Arschloch noch einen Grund gebraucht hätte, ihn nicht ausstehen zu können – die Tatsache, dass er Befehle von ihm entgegen nehmen musste, reichte ihm dafür schon aus – aber es würde wohl das erste Mal werden, dass er etwas hatte, was er seinem Vater erzählen konnte. Und der Admiral war alles andere als ein fairer Mann – oder ein kompetenter Mann, wie Roberto sich schon seit langem eingestanden hatte.
All die Überlegungen halfen ihm aber nicht weiter. Wie sollte er das Problem angehen? Normalerweise hatte er genug gute Gründe, um Kores eingesperrt zu lassen, aber es handelte sich, schlicht und ergreifend, um den Sohn eines Admirals. Seine Gründe würden nicht ausreichen. Er braucht mehr.
Aber brauche ich die Wahrheit?
Das war ein Gedanke, den er zuvor noch nicht gehabt hatte. Musste er der Admiralität die Wahrheit über die Vorfälle schildern? Sie etwas zu modifizieren, um Private Faros und James zu schützen, daran hatte er bisher durchaus gedacht, aber ernsthaft zu lügen… die Überlegung war neu. Was konnte er erzählen?
An die Frage, ob seine Besatzung ihn unterstützen würde, verschwendete er keinen Gedanken. Die Loyalität seiner Leute war nie eine Frage gewesen. Sie würden für ihn durch die Hölle und zurück gehen, wenn er sie darum bat. Aber wollte er sie darum bitten?
Eigentlich nicht. Er hatte sich die Loyalität seiner Leute nicht dadurch verdient, dass er sie unnötiger Gefahren aussetzte. Einen Admiral zu belügen, wenn es sich womöglich vermeiden ließ, betrachtete er als eine solche Gefahr. Er wollte, die Idee aber auch nicht komplett verwerfen. Es würde allerdings nur sein letzter Ausweg sein, falls ihm wirklich gar nichts Anderes einfiel.
Sonnenstadt – Orion IV
Unauffällig bewegte sich Ranai durch die Gruppe der Soldaten, die vor dem Büro in Position gegangen waren. Niemandem schien ihre nur notdürftig hergerichtete Uniform aufzufallen – sie hatten definitiv andere Sorgen. Mit geübten Fingern aktivierte sie eine Granate nach der anderen an den Gürteln der Soldaten. Die Timer stellte sie dabei jeweils auf zwei Minuten ein. Nicht immer schaffte sie es, die zwei Minuten voll einzustellen, bevor sie von jemand anderem abgedrängt wurde oder sich in Gefahr wähnte, entdeckt zu werden.
Aber es war auch gar nicht nötig, dass alle Granaten nach der exakt selben Zeit explodierten, genauso wenig, wie es nötig war, dass sie gleichzeitig explodierten. Die Explosionen würden in einer Minute losgehen und sich dann über die nächsten anderthalb Minuten hinziehen, bevor alles vorbei war. Die Verwirrung sollte ihr reichen, um danach die verbliebenen Soldaten niedermähen zu können.
Vor ihren Augen lief ein Countdown runter, der ihr sagte, wann die erste Granate explodieren würde. Sie hatte noch dreißig Sekunden und es wurde Zeit, sich zurückzuziehen.
Sie ging vom Herd der Explosionen weg und stellte auf ihrem Weg weitere Timer ein, bevor sie unauffällig in ein Büro schlüpfte. Schnell verschwand sie durch den Geheimgang in ein angrenzendes Büro, um etwas Abstand zu den Explosionen zu gewinnen.
Als der Countdown Null erreichte ging ein Donnerschlag durch das Gebäude. Gefolgt von weiteren Schlägen in unregelmäßigen Abständen. Für die nächsten anderthalb Minuten war ihre Welt ein einziges Donnerrauschen.
Auf dem Funkkanal der Soldaten herrschte jetzt mehr als nur Chaos. Wenn man ihnen zuhörte, könnte man glauben, das Jüngste Gericht wäre ausgebrochen. Sie konnte sich ein Lächeln
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