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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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Abderhalden als Kassenhäuschen für den Fun-Park benutzen«, frotzelte Nicole.
    »Dann sollte er auch gleich die Transportseilbahnen zum Unterbergli und jene, die man für die Errichtung des Sendemasts auf dem Niederhorn gebraucht hat, wieder einrichten. Und die gewaltigen Felsblöcke, die während des Baus heruntergestürzt sind, müsste man zum Ausgangspunkt eines Sagenpfads bestimmen.«
    »Sie halten nicht viel vom Fun-Park«, stellte Nicole fest.
    »Wir sind bald beim Parkplatz vor der Grönhütte, also eigentlich schon im Justistal. Wir Bergler duzen jeden, mit dem wir in unsere Heimat gehen. Ich bin der Martin«, sagte er.
    Vor der letzten Kurve gab es völlig überraschend einen Stau. Erst glaubten sie, ein Kleinbus, der zu wenden versuchte, habe ihn verursacht. Dann erfuhren sie – es wurde von Fahrzeug zu Fahrzeug weitergereicht –, dass die Polizei bei der Grönhütte eine Sperre errichtet habe und alle Autos und deren Insassen überprüfe. Diese Kontrolle ergab einige überraschende Ergebnisse, in der Reihenfolge des polizeilichen Protokolls:
    ein massiger Käser, der sich normalerweise nur im Flachland bewegte,eine Verkäuferin des Modehauses BlackSnake, die die falsche Abzweigung genommen hatte, ein Fahrer des Pizza-Hauslieferdienstes Beatenberg in seinem Fiat Punto in den italienischen Landesfarben,ein Förster,eine Zwergin mit Damenbart (Zwergin war auf dem Protokoll durch Kleinwüchsige ersetzt, Damenbart blieb stehen),ein Aarauer im Urlaub,eine kanadische Topless-Tänzerin, die in Interlaken ihre Strapse abverdiente,zwölf Chinesen in einem Kleinbus, der für sieben Personen zugelassen war,eine Vorab-Crew aus Bollywood,Heinrich Müller, Nicole Himmel und Martin Gerber.
    Die Letzteren hatten es endlich geschafft, ihren Wagen auf dem Parkplatz abzustellen, und waren zu Fuß zur Polizeisperre vorgedrungen, wo man sie passieren ließ, weil man Martin Gerber kannte.
    Sie folgten dem Weg an der Grönhütte vorbei, der mit einem Fahrverbot belegt war. Entlang dem munter sprudelnden Grönbach stieg der Weg erst langsam an, aber die beiden Felsflanken, die das Justistal begrenzten, waren bereits zu erkennen.
    »Das gesamte Tal, gemessen von der Sichle, dem Pass ins Eriz hinunter im Norden, bis nach Merligen am Thunersee im Süden misst ungefähr 7,5 Kilometer. Es war wohl ursprünglich ein einziges Bergmassiv, das durch tektonische Bewegungen oder ein Erdbeben sozusagen auseinandergebrochen ist. Nun haben wir links den Sigriswilgrat mit dem Sigriswiler Rothorn auf 2051 Metern Höhe und dem Mittaghorn, etwa sieben Kilometer lang. Rechts zieht sich der Güggisgrat über knapp dieselbe Länge mit dem Niederhorn, dem Burgfeldstand mit 2063 Meter Höhe und dem Gemmenalphorn. Beide Grate entlang führt je ein Wanderweg. Abgeschlossen wird das Tal – wir sehen es später – von der Sichle und von der Bergkette der Sieben Hengste. Es ist an seinem Fuß 300–500 Meter breit, zuoberst bis fast zwei Kilometer.«
    Sie setzten die Füße beim eisernen Kuhrost vorsichtig auf und bewunderten die schroff abfallenden Felsflanken, die bis zu 800 Meter Höhe erreichten. Und als sie sich einmal umdrehten und den Blick nach Süden richteten, stand wie ein unüberwindbares Hindernis die mächtige, aber aus dieser Perspektive beinahe schwebende Pyramide des Niesen vor dem weiteren Alpen-Panorama, das sich erst in größeren Höhen erschließen würde.
    »Unser Wunsch- und Glücksberg«, schwärmte Martin. »Wie oft habe ich aus dem Tal heraus an diese Flanke geschaut und mir etwas gewünscht, das der Berg mir nachher auch gewährt hat.«
    »Kein Wunder, dass die Ägypter die Pyramide als die beständigste aller Formen für ihre Grabmäler benutzt haben«, sagte Nicole.
    An der nächsten Hütte, die als Besenwirtschaft genutzt wurde, hing ein grober Lindenast mit einer doppelten Astgabel, sodass er mit geschnitzten Zähnen, dunklen Knopfaugen, einem weißen Haarbüschel und einem Paar schmalen, langen Hörnern aus Holz aussah wie einer aus dem Wilden Heer, das in dunklen Nächten über die Alpen und durch die Täler zog und überall Einlass begehrte, wo es Menschen wahrnahm.
    Das viele Moos zeugte von der Feuchtigkeit des Grabens, aber der Bach führte nicht so viel Wasser, um einen See anständig zu füllen.
    Bald standen sie vor einer Straßengabelung, die auf den Wanderwegweisern drei Richtungen anzeigte: Sigriswil nach links, Merligen zurück und nach vorne ging es zur Sichle.
    »Hier ungefähr müsste der Staudamm zu

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