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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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das Geld ausbezahlt«, mutmaßte Heinrich, »und der Familie ist nicht mehr viel daran gelegen zu erfahren, wer den Mann und Vater umgebracht hat.«
    »Weil wir unsere Arbeit nicht richtig machen, hat sie gesagt.«

    »Grünig ist bedroht worden«, sagte Heinrich.
    »Ist das nun eine Vermutung oder eine Tatsache?«, erkundigte sich Nicole.
    »Eine Tatsache. Aber die Drohung kam nicht von seinem Mörder.«

    »Warum erklärst du mir das erst jetzt?«
    »Weil ich es erst seit gestern weiß«, sagte Heinrich. »Ich bin jedoch davon überzeugt, dass der Täter von dieser Drohung Kenntnis hatte. Möglicherweise bedrängt er nun die Familie. Das würde den Sinneswandel ebenso erklären.«
    »Alice Grünig will, dass wir die Nachforschungen einstellen«, ergänzte Nicole. »Sie hat das Honorar in bar bezahlt.«
    »Reicht es noch für ein paar Tage?«, fragte Heinrich.
    »Jetzt erklär endlich, was du vorhast!«
    »Wenn ich das selber so genau wüsste. Jedenfalls müssen wir noch mal ins Justistal.«
    »Wer ist wir?«, erkundigte sich Nicole.
    »Bernhard Spring und ich, aber diesmal brauchen wir dich«, sagte Heinrich. »Und was ist mit Oxana Reber?«
    Leonie erzählte: »Die saß bei mir an der Bar und hat sich ausgeheult. Sie wirkte plötzlich total zerbrechlich mit ihrem bleichen Gesicht. Sie wollte ins Bauch & Kopf , um einen Freund ihrer Mutter zu treffen, und hat dann das Schild eurer Detektei gesehen. Sie hat wohl geglaubt, ich gehöre dazu. Also: Ihre Mutter Sara hat einige Tage vor dem Mord einen Anruf bekommen. Von einem Mann. Sie hat ihn abgewimmelt. Oxana konnte sie nicht genau verstehen, aber das Telefonat habe lange gedauert. Als die Mutter dann zu ihr rübergekommen ist, habe sie nur erklärt, sie habe einen Verehrer, der ihr das Leben schwer mache. Er wolle sie unbedingt sehen, aber sie gehe da nie mehr hin. Es hänge mit dem neuen Projekt zusammen, also demjenigen im Justistal – darauf aber ist Oxana erst jetzt gekommen. Falls sie noch mal in die Gegend müsse, schleiche sie sich von hinten an, soll ihre Mutter gesagt haben.«
    »Deswegen also ist sie über Habkern und das Seefeld gegangen, um sich vom Güggisgrat, also von oben, einen Überblick über den hinteren Teil des Tales zu verschaffen. Ist zwar etwas kompliziert, die Seilbahn aufs Niederhorn hätte es auch getan, aber der Weg durch die Moorlandschaft ist zu dieser Jahreszeit bestimmt reizvoller und weniger überlaufen. Trotzdem muss der Mörder von diesem Ausflug Kenntnis gehabt haben.«
    »Danach hab ich Oxana auch gefragt«, erwiderte Leonie. »Nur dieser Politiker aus Sigriswil, der ihr den Auftrag gegeben hat, wusste davon.«
    »Der war jedoch nicht am Ort«, erklärte Heinrich. »Er muss es weitererzählt haben. Jetzt aber noch mal, Leonie, was stinkt an dieser Geschichte?«
    »Na ja. Da haben wir für ein verschlafenes Tal, das nun wirklich nicht viel Rendite bringt, zwei Projekte im Planungsstadium, die beide viel Geld in die Region tragen sollen. Zwei Leute, die daran arbeiten, werden umgebracht. Beide aus der Stadt Bern! Alle Auftraggeber kommen ungeschoren davon. Rivalisierende Banden, würde man in einer Großstadt sagen. Aber die beiden Morde wirken auf mich ziemlich hilflos. Man schlägt den Sack und meint den Esel.«
    »Erklären, bitte«, sagte Nicole, die schwer atmend vor einer langen Holztreppe stand, die sie endlich in die Höhe führte.
    »Man verhindert doch keine Projekte«, fuhr Leonie fort, »wenn man irgendwelche Angestellten beseitigt. Falls jemand den Abderhalden umgebracht hätte, müsste man sagen, es fehlt die treibende Kraft, die visionäre Idee. Aber so? Ich glaube, da steckt viel weniger Kalkül dahinter, als ihr alle vermutet.«
    »Welches Motiv schlägst du vor?«, fragte Müller.
    »Liebe, Leidenschaft, Verzweiflung«, sagte Leonie.
    »Meine geschätzte Leonie«, begann Nicole, »du siehst zu viel fern. Liebe und Leidenschaft stehen in dieser Geschichte nicht im Vordergrund. Es geht um Macht und um Geld. Viel Geld.«
    Inzwischen gelangten sie zu einer ersten Felsverengung, die zwar sehenswert war, weil der Bach in guten Zeiten als Kaskade hinunterstürzte, aber von einer Schlucht konnte noch keine Rede sein.
    »Vielleicht hat Nicole recht und es hat mehr mit Wasser zu tun, als wir uns denken können«, vermutete Heinrich. »Was fällt uns dazu ein?«
    »1419 war die Aare voller Lachse, mehr als 3.000 wurden im Bernbiet gefangen, steht in Konrad Justingers Chronik«, sagte Nicole und fügte hinzu: »Historische

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