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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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dem Dorf.«
    »Kann schon sein. Den kenn ich eigentlich nicht so gut. Er hat zwar ab und zu eine Flasche vorbeigebracht. Da müsst ihr mit dem Wildberger Sämu vom Hintersberg reden.«
    Er füllte die Gläser noch einmal und sagte: »Prost! Ich muss jetzt die Kühe zum Melken eintreiben. Sonst schreien sie auf der Weide. Dann hab ich wirklich ein Problem.«
    Spring und Müller nahmen den Weg, den der Jeep aufwärts gefahren war, beschwingt unter die Füße und blieben verblüfft vor einer Kuh stehen.
    »Siehst du das Euter?«, fragte Bernhard.
    »Die Frage lautet eher«, entgegnete Heinrich: »Siehst du die Kuh hinter dem Euter?«
    »Die ursprüngliche Kuh gab drei bis vier Liter Milch pro Tag, und das nur, wenn sie gerade gekalbt hatte«, sagte Spring.
    »Und heute?«, wollte Müller wissen und rutschte auf einem Kiesel aus.
    »Im Durchschnitt 20 Liter, Hochleistungskühe das Doppelte, und das an zehn Monaten im Jahr.«
    »Was für ein Fortschritt«, seufzte Heinrich, und man wusste nicht, meinte er es ernst oder nicht.
    »Zuchterfolg! Die Turbokühe haben Euter, so groß, die können kaum mehr gehen. Und die Fleischrassen Muskelpakete, in kürzester Zeit angefressen.«
    »Stell dir vor«, jubelte Müller, »man würde ein solches Zuchtprogramm mit Menschen durchziehen. Wie wir dann aussähen! Fettreiche Körper für Notzeiten«, würde ich vorschlagen, »die Schlanken brauchen einen ständigen Futternachschub und haben einen hohen Kalorienumsatz.«
    »Du hast recht«, stimmte Spring zu und bewunderte Heinrichs Körper, »die guten Futterverwerter sind besser für die Erde.«
    »Jäger oder Sammler?«, fragte Müller und zog den Bauch ein.

Samstag, 20. September 2008

    »Die ganze Geschichte stinkt von vorne bis hinten«, sagte Leonie, nachdem sie gemeinsam mit Nicole und Heinrich in Môtiers aus dem Zug gestiegen war, der sie aus Neuchâtel in die Jurahochebene des Val de Travers gebracht hatte.
    Die drei tranken noch einen Kaffee, bevor sie sich auf eine Wanderung durch die Poëta Raisse machten, eine Schlucht, durch einen Bach namens Bied gebildet. Ein längerer Spaziergang, hatte ein Bekannter gesagt, geht auch in Turnschuhen.
    »Gestern waren gleichzeitig unangemeldet die beiden Töchter bei uns, ich wollte dir davon erzählen«, begann Nicole, »aber du wolltest ja nach dem anstrengenden Tag gleich ins Bett.«
    »Bauernopfer«, höhnte Leonie.
    »Wenn’s nur das wäre«, brummte Heinrich. »Jetzt erzähl schon, was wollten sie denn?«
    »Hast du schon vergessen, dass Alice Grünig unsere Auftraggeberin ist?«

    Nicole war kaum zu bremsen.
    »Du hast ihr hoffentlich erklärt, dass ich in ihren Diensten stundenlang in den Berner Voralpen rumkraxle und es mich immer wieder dorthin verschlägt, wo wir ihren Vater gefunden haben.«
    »Wie hätte ich das wissen sollen. Du sagst mir ja nicht mal mehr, wo du hingehst, wenn dich dieser Kommissar anruft«, beschwerte sich Nicole.
    »Störfahnder. Und er ist ein alter Freund aus der Polizeischule.«

    »Von mir aus auch Bauerndetektiv.«
    »War denn auch die hübsche Polizistin mit dabei?«, erkundigte sich Leonie. »Du weißt schon, die ihre Ausbildung am Schießeisen im Wilden Westen gemacht hat und gerne auf Kühe aus Styropor ballert.«
    »Jetzt reicht’s«, sagte Heinrich, der sich sehr einsam fühlte. »Wenn du’s genau wissen willst: Sie war nicht dabei. Und sie interessiert mich auch nicht. Erzählt jetzt lieber, was die beiden Töchter gewollt haben und was an der Geschichte nicht stimmt.«
    Nachdem sie an den letzten Häusern der Grande Rue von Môtiers vorbeigegangen waren, wo Jean-Jacques Rousseau einige Jahre verbracht hatte und wo seit Jahrzehnten in aller Öffentlichkeit Sekt und im Geheimen Absinthe produziert wurde, passierten sie ein kleines Elektrizitätsumspannwerk und traten in den Wald. Der Bach führte nur wenig Wasser, es wären also keine spektakulären Wasserfälle zu besichtigen.
    »Also gut«, begann Nicole. »Alice Grünig erkundigte sich danach, ob wir irgendwelche Ergebnisse vorzuweisen hätten. Ich betete das Verdächtigenregister von Sigriswil herunter. Sie lachte mich aus. Auf so eine lange Liste wäre sie selber gekommen, da könnten wir gleich noch die ganzen EKW-Angestellten anfügen. Sie ist mir ziemlich auf den Wecker gegangen mit ihrer Arroganz, und sie ist mir sehr verändert vorgekommen. Keine Sorge mehr um ihren Vater. Als ob die aufgefundene Leiche negative Energien freigesetzt hätte.«
    »Vielleicht hat die Versicherung

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