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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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ob des teuflischen Geschehens. Es fanden sich denn auch ein paar Dutzend Leute zu einem improvisierten Gottesdienst ein. Sie hatten es eilig und beachteten die beiden Fremden nicht, die unter dem Holzdach saßen und sich einen Überblick über das Geschehen verschafften. Bei genauerem Hinsehen hätte man am leicht vorstehenden Bauch den Detektiv Ihres Vertrauens, Heinrich Müller, und an den grellpink leuchtenden Fingernägeln die Assistentin des Störfahnders, Pascale Meyer, erkannt, die von der erfolgreichen Inszenierung vorgängig ins Bild gesetzt worden waren. Böse Stimmen murmelten gar, sie hätten sich aktiv an der Vorbereitung der Aktion beteiligt.
    Denn diese wurde geleitet von Cäsar Schauinsland und seinen Künstlerfreunden, die Heinrich Müller nach dem gelungenen Eröffnungsfest von Bauch & Kopf noch etwas schuldig waren. Diese Schulden hatten sie nun beglichen.
    Natürlich brachte eine gründliche Untersuchung, die von der Thuner Polizei durchgeführt wurde – denn den Bernern traute man nicht mehr –, an den Tag, dass hinter den himmlischen Heerscharen eine durchaus menschliche Inszenierung gesteckt hatte. Man fand sogar Reste von Explosivmaterial, das dazu gedient hatte, eine riesige Verpuffung im Schafloch zu generieren, die dann als Feuerball den Sigriswiler Himmel belebt und die Herzen der Menschen beunruhigt hatte. Wer genau dahintergesteckt hatte, sollte aber für immer ein Geheimnis bleiben, das auch spätere Gemeindechronisten nicht zu lüften imstande waren.

Mittwoch, 24. September 2008

    Montag und Dienstag waren turbulente Tage. Zuerst mussten die Folgen der sonntäglichen Kunstaktion bewältigt werden. Man fragte sich nach wie vor, wie es überhaupt möglich war, Hologramme in derartiger Größe auf eine Felswand zu projizieren. Dafür kamen nur wenige Spezialisten in Europa infrage, in der Schweiz genau genommen bloß einer: Cäsar Schauinsland. Aber der hatte ein wasserdichtes Alibi, denn er konnte ein Dokument vorlegen, das von Samstag bis Montag seinen Aufenthalt im Untersuchungsgefängnis belegte, was er denn in der ausführlichen Presseberichterstattung gerne tat. Es war nicht zu seinem Schaden. Auf der anderen Seite verängstigte die Aufführung viele Leute, die dachten, wenn so etwas möglich war, ohne dass die Behörden eingreifen konnten, dann musste bald auch die ganze Blase platzen, die mit den Skandalen der letzten Jahre schwanger ging.
    Verdächtig häufig jedoch läutete das Telefon in der Amtsstube des Störfahnders. Die Mitteilungsbereitschaft der Dorfbevölkerung hatte plötzlich ein Ausmaß angenommen, das vor ein paar Tagen noch nicht vorstellbar gewesen wäre. Die geraden Sätze begannen mit »Ich will nichts gesagt haben, aber …«, die ungeraden mit »Ich hoffe, ich mache mich mit meiner Aussage nicht verdächtig …« Die meisten wollten ihren Namen ohnehin nicht preisgeben. Entweder war es in Sigriswil noch immer nicht bekannt, oder es ging in der Hektik des Geschehens unter, dass alle anrufenden Telefonnummern von der Polizei automatisch gespeichert wurden.
    Die Hinweise verdichteten sich dahingehend, dass Dorfkönig Simon Abderhalden und Schnapsbrenner Andreas Kohler das Heu nicht auf der gleichen Bühne gehabt hatten. Mehr als eine Auseinandersetzung im Wirtshaus zeuge davon. Kohler habe dem Politiker Machtmissbrauch, egoistischen Ehrgeiz und parasitäres Verhalten auf Kosten der Gemeinde vorgeworfen. Den umgekehrten Weg gingen die Anschuldigungen betreffend illegaler Aktivitäten Kohlers, nicht nur im Bereich des Schwarzbrennens, auch von Drogen war die Rede. Nun braucht Cannabis sativa jedoch eine gewisse Pflege und die Vegetationszeit in der Höhe des Lusbüel, wo sich Kohler einen großen Teil des Sommers aufhielt, war dafür entschieden zu kurz. In Sigriswil aber besaß er kein Land, das für den Anbau von Feldfrüchten getaugt hätte. Also schien dieser Vorwurf weit hergeholt, obwohl Kohler durchaus den Eindruck auf Spring gemacht hatte, dass er einem Pfeifchen nicht abgeneigt war. Auf der anderen Seite soll Kohler nach Aussagen von Anrufern ein Mensch gewesen sein, der alles für ihn Wichtige dokumentiert habe.
    Es ging also darum, diese Dokumente zu finden. Der Störfahnder rekrutierte seinen Trupp und fuhr nach Sigriswil, um die Hütte des Schwarzbrenners einer gründlichen Durchsuchung zu unterziehen. Das polizeiliche Siegel war nicht verletzt, aber jemand hatte das Fenster auf der Rückseite, die von der Straße her nicht gut eingesehen werden

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