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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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ihren Köpfen hinweg Richtung Militärflugplatz Meiringen.
    »Noch mal gut gegangen«, murrte Heinrich Müller und setzte sich auf den Stein. »Hoffentlich hat uns keiner zugeschaut.«
    »Überschallknall«, diagnostizierte Bernhard Spring. »Ganz schön laut«, reichte er hinterher. Schließlich brauchte er ein Argument für seinen sportlichen Einsatz.
    »Ein bisschen gefährlich zwar, unser Sprint«, sagte der Detektiv, »aber ganz nützlich.«
    »Wieso das?«, fragte Spring.
    »Jetzt wissen wir, was gestern passiert ist.«
    »Kohler gerät doch nicht in Panik wegen eines Flugzeugs«, entgegnete der Störfahnder.
    »Das nicht. Aber irgendein Geräusch könnte ihn erschreckt haben. Und wenn ihm an dieser Stelle etwas entgegenkommt, Mensch oder Tier, wird es eng.«
    »Da könnte was dran sein«, sagte Spring.
    Sie packten erst mal ihre Rucksäcke aus und verpflegten sich mit Käse von der Zettenalp, dessen Kräuteraroma sie zum Schwärmen anregte, und einem körnigen Schwarzbrot. Das kühle Gantrischbier aus der Kleinbrauerei dazu stellten sie sich vor.
    »Was hältst du von Abderhaldens Alibi für den gestrigen Tag?«, fragte Bernhard. »Er ist der einzige Sigriswiler, der zugegeben hat, so nah am Grat gewesen zu sein.«
    »Spricht eher für als gegen ihn«, mutmaßte Müller. »Wenn er wirklich im Justistal war, so wird das der Senn auf Flüelaui bestätigen.«
    »Das überprüfen wir gleich«, meinte Spring. »Abderhalden könnte doch von der Alp hier hochgestiegen sein und Andreas Kohler erschreckt haben.«
    »Na gut. Er ist sicher beweglicher als wir, und er kennt die Gegend bestens. Dennoch hätte er zwei bis drei Stunden gebraucht, hier hinauf und wieder hinunter, außerdem zum richtigen Zeitpunkt, und woher sollte er den kennen? Denn wenn der Schwarzbrenner nicht immer am selben Tag zur selben Zeit den gleichen Weg nimmt, kannst du warten, bis du schwarz wirst.«
    »Und falls jemand Abderhalden informiert hat, als Kohler bereits unterwegs war?«
    »Dann reicht die Zeit nur, wenn es der Senn vom Hintersberg war, sonst kommt Abderhalden zu spät.« Müller überlegte. »Warum schießt du dich auf diesen Abderhalden ein? Er macht zwar nicht den sympathischsten Eindruck, aber für einen Politiker seiner Kategorie ist das kein Wunder, dahin bringen dich nur Machtstreben und Rücksichtslosigkeit.«
    »Das größte Problem scheint mir, dass er mit den anderen beiden Morden kaum etwas zu tun hat. Denn es wäre zu schön, alle drei Toten demselben Täter zuordnen zu können.«
    »Vielleicht war er der Auftraggeber?«

    »Dann hätte er den Kohler auch umbringen lassen«, sagte Spring.
    »Müssen denn alle drei Taten zusammenhängen? Es stecken doch nicht zwingend dieselben Interessen dahinter.«
    »Wäre aber eleganter«, meinte der Störfahnder. »So brauchen wir nur das Motiv zu finden, und wir haben den Mörder.«
    »Oder die Mörderin.«

    »Drei unterschiedliche Motivketten zu drei Tötungen in so kurzer Zeit auf so engem Raum, das hat’s in der Schweiz noch nie gegeben«, erklärte Spring.
    »Es gibt auch Trittbrettfahrer, die eine vermeintliche Serie ausnutzen, um ihr eigenes Süppchen zu kochen«, gab Heinrich zu bedenken.
    »Dann wird sich der Verursacher der ersten beiden Morde bei uns melden, weil er nicht will, dass man ihn mit der dritten Tat in Zusammenhang bringt. Das könnte aber nur ein Einheimischer sein.«
    »Warten wir’s ab«, sagte Müller.
    Sie packten ihre Sachen und machten sich am Schafloch vorbei auf den steilen Abstieg Richtung Flüelaui. Nach einer guten Stunde kamen sie an, die Alphütte lag nur einige Minuten Weg über dem Talgrund.
    Es war allerdings keiner da. Also machten es sich Müller und Spring auf der Veranda gemütlich, schliefen in der milden Herbstsonne ein und erwachten erst wieder, als ein kleiner Jeep aus dem Justistal heraus abzweigte und das Sträßchen zur Hütte nahm.
    Der Senn, ein junger Mensch ohne Manieren, trat ihnen entgegen und wollte barsch wissen, was sie auf seinem Balkon zu suchen hätten.
    »Einen Mörder?« Spring sah Müller fragend an.
    Der Senn brummte etwas Unfreundliches, zum Glück aber Unverständliches. Dann lud er sie doch zu einem Schnaps in die Stube ein, die erst vor Kurzem renoviert worden war.
    »Bester Enzian«, erklärte er. »Es reut mich nicht, auch wenn Sie von der Polizei sind.«
    »Schade eigentlich, dass der Brenner dieses Wundermittels verstorben ist«, sagte Müller.
    »Verstorben!«, spie der Senn aus, und er hätte dem Detektiv

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