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Feuerwasser

Feuerwasser

Titel: Feuerwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Lascaux
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konnte, eingeschlagen und eine Unordnung angerichtet, die eine systematische Suche sinnlos machte. Spring rief die Spurensicherung an und überließ den Profis die Detailarbeit.
    Zu viert fuhren sie im Streifenwagen durchs Justistal, entdeckten Philipp Mettlers Jeep hinter Groß Mittelberg, und fuhren durch bis Hintersberg. Samuel Wildberger trat im Gegensatz zum letzten Mal sofort aus seiner Alphütte, die Begeisterung war ihm aber nicht ins Gesicht geschrieben, als er Polizei und Detektei wohl vereint auf seiner Veranda sah.
    »Ihr seid sicher nicht gekommen, um den Niesen zu bewundern«, sagte er.
    »Gäbe es denn noch einen anderen Grund?«, fragte Spring und zog seine Sonnenbrille von der Nase.
    »Ich habe mir ein paar Dinge überlegt«, sagte Sämu. »Der Tod von Andreas hat mir zu denken gegeben. Aber die Gedanken sind ein wenig durcheinander geraten.«
    »Nun mal der Reihe nach«, sagte Spring.
    »Nicht so hastig, ich muss erst die Schweine füttern.«
    »Die warten heute.«
    »Gut. Ihr müsst mich verstehen. Ich bin hier hinten oft sehr allein. Einsam. Da ist Abwechslung willkommen. Und wenn es nur der Kohler Andreas war.«
    »Grünig Kurt?«, fragte Spring.
    »Den kenne ich nicht. War mir völlig unbekannt, dass der im Schafloch liegt. Aber aufgefallen ist mir, dass der Abderhalden ziemlich nervös geworden ist, als der Besuch aus Österreich in Sigriswil war.«
    »Gab es dafür einen Grund?«

    »Er hat gedacht, die EKW würden ihn für das Verschwinden ihres Mitarbeiters verantwortlich machen. Ist aber nicht passiert. Dann hat er mir eine Stelle in seinem Fun-Park angeboten. Er wollte mir erst eine hohe Entschädigung für den Verlust meiner Alp bezahlen, hat sich dann aber anders entschieden und gesagt, mit meinen Kühen und Schweinen wäre ich die ideale Ergänzung für seine technischen Angebote. Ein bisschen Natur, ein wenig Vieh, eine echte Alpwirtschaft, das würde die Attraktivität verstärken und mir zusätzliche Einnahmen bringen. Ich könne alles behalten und bekäme erst noch einen regelmäßigen Lohn. Klang verlockend.«
    »Mit welcher Gegenleistung?«, fragte Müller.
    »Keiner. Aber ihr müsst es so sehen: Da redet man in der Stadt immer von der Klimaerwärmung und konsumiert doch ungebremst weiter. So lange die Aare fließt, nimmt das niemand ernst. Hat man Wasser, glaubt man nicht, dass es ein Problem gibt. Hat man kein Wasser, ist man davon überzeugt, dass die Klimaerwärmung tatsächlich voranschreitet. Und hat man kein Wasser mehr, ist man beunruhigt. Wir haben hier von Jahr zu Jahr weniger Wasser. Deshalb ist die Idee vom Stausee Unsinn. Der Überlebenskampf wird härter. Es ist absehbar, dass es auch für die Alpwirtschaft nicht mehr reicht. Da fand ich Abderhaldens Konzept nicht so schlecht.«
    »Und warum plagt dich dann dein Gewissen?«, fragte Müller, denn der Senn sprach ziemlich gestelzt für seine Verhältnisse.
    »Also: Erstens hab ich den Simon angerufen, als der Kohler an seinem Todestag von hier weggerannt ist zum Sigriswilgrat hinauf. Jetzt weiß ich natürlich nicht, ob Abderhalden doch etwas mit seinem Tod zu tun hat und ob ich mitschuldig bin. Zweitens hat Simon die Sara Reber hier hinaufgeschickt, um Pläne zu zeichnen.«
    »Und?«, fragte Nicole unruhig.
    »Ich weiß, es klingt blöd. Aber ich hab mich in die Frau verliebt. Ich habe den Fehler gemacht, ihr von den prähistorischen Felszeichnungen zu erzählen.«
    »Du wusstest auch davon?«, hakte Müller nach.
    »Klar, Andreas konnte doch nichts für sich behalten, sobald er ein paar Enziane intus hatte. Sara wollte natürlich sofort hochsteigen und sie sich ansehen. Das hat aber Andreas nicht gepasst. So haben wir auf einen anderen Tag abgemacht, und ich wollte Kohler dazu überreden, mitzukommen. Ich hab ihn dann sogar so weit gebracht, Sara im Seefeld abzuholen und sie zu beschützen auf ihrem Weg hier hinüber. Es war schließlich bereits Abend, und sie wollte hier übernachten, damit wir am Morgen früh losgehen konnten, denn in der aufgehenden Sonne sieht man die Zeichnungen am besten. Sie wissen ja, was dann passiert ist.«
    »Das verstehe ich jetzt nicht«, sagte Spring. »Wenn Ihnen klar war, dass Ihr Freund …«
    »Andreas war nicht mein Freund …«

    »… Ihre Angebetete umgebracht hat, warum waren Sie dann beim letzten Mal so freundlich und haben nichts erwähnt?«
    »Ich wollte die Sache selbst in die Hand nehmen. Ihr habt ja beim Schafloch gesehen, dass ein Mensch sehr lange verschwinden kann,

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