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Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)

Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition)

Titel: Feuerwellen: Ein erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Mitchell
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zur Wirkung zu bringen. Da Dariusz hauptsächlich mit Eisen und Glas arbeitete, hatte sie sich für Unterbauten aus roh behauenem Holz entschieden. Das organische Material unterstrich die archaische Kraft der Arbeiten, ging aber in Opposition zur künstlerischen Aussage, wie es im Katalog zur Ausstellung zu lesen sein würde. Dariusz gesellte sich zu ihr. Er schien ebenfalls tief beeindruckt zu sein.
    »Wie ist das Holz bearbeitet worden? Es sieht so … verletzt aus.« Dariusz schluckte.
    »Kettensäge«, strahlte Phoebe und strich über die grobe Oberfläche des Wengeholzes. Gedankenverloren berührte auch der Künstler das Holz, aber Phoebe spürte instinktiv, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie quittierte den Lieferschein, gab den Fahrern ein angemessenes Trinkgeld und hängte, als sie allein waren, ein Schild in die Tür: CLOSED.

    »Was ist los?« Sie stand so nah vor ihm, dass sie die Wärme seines Körpers spüren konnte.
    Dariusz strich zart über ihr Gesicht. »Ich habe ein neues Angebot von Schumann bekommen. Deshalb habe ich heute Morgen auch auf dich gewartet. Ich wollte es mit dir besprechen.«
    »Besprechen?« Die Galeristin atmete tief aus. »Was hat er dir geboten?« Sie betrachtete ihn aufmerksam. Noch immer stand er an einem der Möbel und berührte zärtlich dessen grobe Oberfläche.
    »Es ist ein unmoralisches Angebot, Phoebe. Und ich weiß, dass es dabei nicht um mich geht, sondern darum, dass du mich nicht bekommst. Aber«, er blickte auf den Boden, »es ist ein verdammt gutes Angebot. Selbst wenn ich nach der Vernissage abtauchen würde, hätte ich ausgesorgt.«
    »Gibt es schon etwas Schriftliches?«, fragte Phoebe, ganz Geschäftsfrau. Sie wusste, dass in dieser Situation tiefe Augenaufschläge völlig deplaziert waren. Dariusz kramte einen Zettel aus den Tiefen seiner schwarzen Leinenhose hervor. Es war der Ausdruck einer E-Mail von heute Morgen. Da Phoebe sich darauf verstand, den Inhalt von Texten schnell zu erfassen, überflog sie die Mail und wusste sogleich, dass sie verloren hatte. Bei aller Sympathie – ein solches Angebot konnte und durfte Dariusz nicht ausschlagen. Falk hatte tief in seine Schatzkiste gegriffen. Galeristen bekamen in der Regel vierzig bis fünfzig Prozent vom Verkaufspreis, ein ungeschriebenes Gesetz in der Branche. Bei Falks Angebot stand eine Null. Das war nicht zu toppen. Dazu kamen die Medienkontakte des Kunsthändlers, die kaum in Gold aufzuwiegen waren. Jeder Mensch, der sich bislang in seiner Gegenwart gesonnt hatte, war zum Medienstar avanciert. Phoebe musste es sich eingestehen: Falk war der bessere Partner für ihren Shootingstar. Ihr Vater würde ihr den Hals umdrehen, aber das war ihr nun auch egal. Auf einmal war sie nur noch müde. Sie lächelte Dariusz zaghaft an, dann wandte sie sich ab und ging in die Küche zurück. Dariusz folgte ihr nicht. Er wusste nicht, wie er sich entscheiden sollte.
    Als Phoebe wenige Minuten später mit zwei dampfenden Kaffeebechern zurückkam, atmete Dariusz auf. Die Szene hatte etwas Normales, Selbstverständliches an sich. Er nahm einen Becher und trank, während seine Augen auf Phoebe ruhten. Wie verletzlich sie auf einmal wirkte. Und so zart. Wie ein Kind, das sich als Erwachsene verkleidet hatte. Es war schrecklich. Drei Jahre lang hatte sie sich um ihn und um seinen Durchbruch gekümmert, als sei es ihr eigener. Wenn er wirklich zu Schumann wechseln würde, wäre das nicht ein unverzeihlicher Verrat? Andererseits – Schumann war einfach die bessere Option. Er mochte mit seinem Angebot auch eine private Absicht verfolgen, aber letztendlich war auch der Kunsthändler nur auf Profit aus, nichts anderes.
    »Gehst du zu ihm?« Phoebes Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück. Dariusz verschluckte sich fast an dem heißen Kaffee.
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht?«, wiederholte die Galeristin fragend. »Vielleicht oder bestimmt? Seine Konditionen sind unschlagbar. Von seinen Kontakten ganz zu schweigen. Allerdings verstehe ich nicht, warum er jetzt schon die Hosen runterlässt. Schließlich ist es erst sein zweites Angebot …« Sie überlegte und schien die Antwort gefunden zu haben. »Er scheint deine Moral auf die Probe stellen zu wollen.« Sie lachte heiser. »Ich kenne Falk. Er ist ein Voyeur. Er guckt gern zu, nicht nur beim Sex. Er sieht auch generell gerne zu, wie Menschen miteinander umgehen. Du … wir … sind nur Spielzeuge für ihn. Ist das nicht widerlich?«

    Dariusz stellte den Kaffeebecher ab.

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